JULIA FESTIVAL Band 84
aggressiven Männlichkeit dieses Mannes. Fest an ihn gepresst, blieb ihr gar keine Wahl, als sich seiner Führung zu überlassen. Die Wärme seines athletischen Körpers, der sich bei jedem Schritt an ihr rieb, wirkte ungemein erotisch und weckte Sehnsüchte in ihr, die sie seit Jahren nicht mehr empfunden hatte.
Gelegentlich hatte vielleicht der eine oder andere attraktive Mann ihre Fantasie angeregt, sodass sie sich flüchtig gefragt hatte, wie er wohl als Liebhaber sein würde. Aber das waren stets rein theoretische Überlegungen gewesen. Ihr Körper hatte nicht reagiert. Kein Kribbeln im Bauch, keine Spur von Herzklopfen.
Der Pirat schaffte das alles innerhalb von Sekunden, nachdem sie sich in seine Hände begeben hatte, und Katie war zu gebannt, um sich dagegen zu wehren. Sie atmete tief ein, was nur den Effekt hatte, dass ihr der verführerische Duft seines Aftershaves in die Nase stieg und ihre Sinne zusätzlich beflügelte. Kein Zweifel, sie hatte sich nicht im Griff und wollte es auch gar nicht. Seit langem fühlte sie sich wieder als richtige Frau, die sich nach der Lust sehnte, die ihr ein Mann geben konnte … dieser Mann, der zwar die Verkleidung einer Fantasiefigur trug, aber ganz sicher aus Fleisch und Blut war.
„Goldene Ringe an den Ohren und Armen, aber keinen goldenen Ring an der Hand“, bemerkte er unvermittelt.
„An Ihrer auch nicht“, erwiderte sie.
„Ich gehe allein durchs Leben.“
„Genau wie ich.“
„Carmen gehört also niemandem?“
„Ich glaube nicht, dass ein Mensch überhaupt einem anderen gehören kann.“
„Wie wahr. Man bekommt immer nur das, was man uns geben will. Wie zum Beispiel diesen Tanz.“
„Sie rechnen also nicht mit mehr von mir?“
„Rechnen Sie denn mit mehr von mir?“
„Sie haben doch die Führungsrolle beansprucht.“
„Das stimmt. Was die Frage aufbringt: Wie weit werden Sie mir folgen?“
„So weit, wie ich es will.“
„Dann muss ich den Wunsch in Ihnen wach halten.“
Er wirbelte sie gekonnt herum, wobei er den hohen Schlitz in ihrem Rock ausnutzte und ihr bei jeder Drehung das Knie zwischen die Beine schob, während seine Hand tief in ihrem Rücken sie fest an seine Hüften presste. Es war ein so bewusst erotisches Manöver, dass Katie Mühe hatte, noch klar zu denken.
Was soll’s? schoss es ihr durch den Kopf. Hier ging es nicht um Denken, sondern um Fühlen. Und das Verlangen, sich dem hinzugeben, was dieser Pirat ihr versprach, war einfach zu stark. All die langen, einsamen Jahre seit Carver … In ihrem Leben gab es eine große Leere, und mochte dies auch nicht die Antwort darauf sein, so war es doch immerhin besser als gar nichts!
Freie Bahn, dachte Carver, und je eher er dieses brennende Verlangen löschte, desto besser. Die Frau war lichterloh für ihn entflammt, das spürte er. Weiteres Reden war überflüssig. Die provokante kleine Hexe wollte Taten, und die würde er ihr geben.
Seit Monaten war er mit keiner Frau mehr zusammen gewesen, hatte es vorgezogen, enthaltsam zu leben, anstatt sich auf eine weitere unbefriedigende Affäre einzulassen. Aber sein Verlangen nach Sex verschwand nicht von selber, und diese hinreißende Carmen hatte es bis ins Unerträgliche geschürt.
Ihr betörender Duft heizte ihn an, benebelte seine Sinne und drängte alle Vorbehalte in den Hintergrund. Die Türen zum Balkon standen offen, von dem aus man eine unbezahlbare Aussicht auf den Hafen von Sydney hatte. Da es eine milde Nacht war, konnte niemand Anstoß daran nehmen, wenn sie ihren Tanz draußen fortsetzten. Carmen konnte es als eine romantische Note verstehen, wenn sie es unbedingt wollte.
Zielstrebig führte er sie durch die tanzende Menge, wobei es ihn mit jedem Schritt mehr erregte, wie sie ihren aufreizenden Körper an ihn schmiegte. Ja, Carmen war bereit, alles zu geben – alles zu geben und zu nehmen. Eine letzte Drehung, und Carver tanzte mit ihr auf den Balkon hinaus. Hier draußen, auf einer halbkreisförmigen Auskragung unmittelbar vor dem Ballsaal, standen einige Raucher in Gruppen beieinander, aber Carver suchte mit seiner Partnerin einen abgeschiedeneren Ort. Immer noch tanzend, entführte er Carmen ans Ende des langen Balkons, der an der gesamten breiten Hausfassade entlanglief. Die Musik aus dem Ballsaal war laut genug, um ihnen auch in diese entlegene Ecke zu folgen, und Carmen hatte bislang nicht im Geringsten protestiert. Offensichtlich sehnte auch sie sich nach Abgeschiedenheit.
Hier, im Halbdunkel am Ende des
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