Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA FESTIVAL Band 84

JULIA FESTIVAL Band 84

Titel: JULIA FESTIVAL Band 84 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
Vom Netzwerk:
einst mit ihm geteilt hatte. Hemmungslos hatte sie sich mit einem maskierten Fremden geliebt, der sie so stark an Carver erinnert hatte, und bei dem Gedanken daran wurde sie jetzt von Scham überwältigt. Hier stand nun ihre erste und einzige Liebe leibhaftig vor ihr, und sie war nicht darauf vorbereitet, ihm gegenüberzutreten, vor allem, da die Erinnerung an jene Augenblicke entfesselter Lust noch so frisch war.
    „Kommst du herein, oder willst du lieber nicht mit mir zusammen im Aufzug fahren?“, fragte er kühl.
    „Ich … ich dachte, du würdest vielleicht hier aussteigen.“
    „Nein.“ Ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ich bin auf dem Weg nach oben.“
    Katie errötete, während sich ihr die Erinnerungen an früher schmerzlich aufdrängten. Der teure Maßanzug, den Carver trug, war Beweis genug, dass er weiter aufgestiegen war, als es ihr Vater ihm jemals zugetraut hätte. Katie fragte sich verwirrt, was er wohl in diesem Gebäude tat. Während sie noch zaudernd dastand, begannen die Aufzugtüren wieder zuzugleiten.
    Carver drückte auf den Knopf, um die Türen wieder zu öffnen. „Nun?“ Er sah sie herausfordernd an.
    Ihr Stolz kam ihr zu Hilfe. „Ich fahre auch nach oben“, sagte sie fest, betrat den Aufzug und stellte sich neben Carver. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen ihres Vaters, sondern eine unabhängige Frau, die kurz davor stand, ihr eigenes Geschäft zu gründen, und sie würde sich von Carver nicht einschüchtern lassen.
    Er ließ den Knopf los, die Türen glitten zu und schlossen Katie in einen beängstigend kleinen Raum mit Carver ein. Sie hoffte nur, dass dieser Aufzug seiner Bezeichnung „Express“ auch wirklich gerecht wurde. Lange würde sie es nicht ertragen, mit Carver zusammen zu sein, weil sie wusste, dass es zwischen ihnen nie mehr so sein konnte wie früher.
    „In welche Etage willst du?“, fragte er.
    „In den achtzehnten Stock.“ Es war einfacher, ihm das Drücken der Knöpfe zu überlassen. „Danke.“
    „Du siehst gut aus, Katie“, bemerkte Carver beiläufig, als der Aufzug sich in Bewegung setzte.
    Sie warf ihm einen anerkennenden Blick zu. „Du auch.“
    „Wohnst du wieder zu Hause bei deinem Vater?“
    „Nein. Ich lebe allein. Und wie geht es deiner Mutter?“, entgegnete sie viel sagend. Nie würde sie vergessen, wie nachdrücklich sowohl ihr Vater als auch seine Mutter die Zerstörung ihrer Beziehung betrieben hatten, die sie als nachteilig für ihre beiden Kinder betrachtet hatten.
    „Sie muss es inzwischen viel ruhiger angehen lassen. Es geht ihr nicht so gut.“
    Was sie vermutlich auch bis zum Letzten ausspielt, dachte Katie verbittert. Lillian Dane würde ihren Sohn nie vom Schürzenzipfel lassen. Katie fragte sich, wie wohl Carvers Frau mit dieser Schwiegermutter klarkam, und fügte spontan hinzu: „Und wie geht es deiner Frau?“
    Diese scheinbar reine Höflichkeitsfrage wurde nicht sofort beantwortet. In der nachfolgenden Stille wurden plötzlich alle Spannungen spürbar, die noch zwischen ihnen bestanden, ebenso wie die Folgen all jener unseligen Umstände, die sie voneinander getrennt hatten.
    Katie presste die Lippen zusammen, als die Erinnerungen jetzt ungebeten auf sie einströmten: der Druck von außen, der sie gezwungen hatte, sich zu trennen, der falsch gewählte Zeitpunkt, der ihre Beziehung wie ein Fluch verfolgte … selbst Jahre später, als Carver nach England gekommen war, um sie zu suchen, war sie gerade zwischen zwei Jobs irgendwo in Griechenland und der Türkei unterwegs gewesen. So hatte sie den Brief, den er ihr hinterlassen und in dem er sie gefragt hatte, ob es für ihre Beziehung doch noch eine zweite Chance geben würde, erst ein halbes Jahr später bekommen. Und als sie dann mit klopfendem Herzen bei ihm in Australien angerufen hatte, hatte sich am anderen Ende seine Frau gemeldet, und sie hatte dann von Carver persönlich die Bestätigung bekommen, dass er tatsächlich verheiratet sei.
    Das war vielleicht das grausamste Erlebnis von allen gewesen … fünf ganze Jahre getrennt und dann sechs Monate zu spät!
    Allerdings hatte sie vielleicht zu viel in die Tatsache hineingelesen, dass Carver nach London gekommen war, und auch zu viel in seinen Brief. Immerhin hatte er nur eine Frage beinhaltet und kein Versprechen. Möglicherweise hatte Carver nur mit seinen Erinnerungen an sie abschließen wollen, und die Tatsache, dass sie zunächst gar nicht reagiert hatte, hatte wahrscheinlich genau das

Weitere Kostenlose Bücher