JULIA FESTIVAL Band 84
trocken. Es war ihm egal, was sein Partner dachte, solange er ihm nur Katie überließ.
Robert lachte. „Vergessen Sie nur nicht die maßgeblichen Fakten und Zahlen in ihrer zweifellos betörenden Gegenwart, Carver. Also gut, ich werde Laura bitten, die Klientin an Sie zu verweisen.“
„Ich schulde Ihnen etwas, Robert.“
„Keine Sorge, das werde ich mir notieren.“
Geschafft! Carver legte den Telefonhörer auf und lehnte sich befriedigt zurück. Für die nächste Stunde würde Katie Beaumont ihm gehören. Die Frage war nur, wie er seine Karten am besten ausspielen sollte, um das zu erreichen, was er wollte.
Katie war nur zu dankbar, dass Robert Freeman telefonierte und noch keine Zeit hatte, sie zu empfangen. Nach ihrem unerwarteten Zusammentreffen mit Carver Dane brauchte sie noch etwas Zeit, um sich zu fassen und sich wieder auf die so wichtige geschäftliche Besprechung vor ihr zu konzentrieren.
Über das reine Wiedersehen hinaus hatte die mögliche Verbindung zwischen Carver und dem Piratenkönig auf dem Maskenball sie erheblich erschüttert. Entsetzt dachte sie daran, wie lüstern und hemmungslos sie sich dem maskierten Piraten an den Hals geworfen hatte. Aber sie hatte geglaubt, dass dieses kleine Geheimnis sicher sein würde. Und das musste es auch sein! Sie war normalerweise keine wilde Abenteurerin, und dass dieses für sie so untypische Verhalten ausgerechnet hier und jetzt auf sie zurückfallen sollte … nein, sie regte sich unnötig auf. Selbst wenn Carver der maskierte Pirat gewesen sein sollte, konnte er unmöglich wissen, dass sie Carmen gewesen war.
Dankbar ließ sie sich in einen Sessel sinken und nutzte die Wartezeit, um ihre Fassung wieder zu finden. Bebend atmete sie tief ein. Wenn sie es schaffte, die Vergangenheit endlich zu vergessen und sich ganz auf die Zukunft zu konzentrieren, konnte es nicht so schwierig sein, die bevorstehende Besprechung erfolgreich hinter sich zu bringen. Nur die Zukunft zählt, dachte sie energisch, und weder Carver noch der Piratenkönig spielten darin eine Rolle. Sie war allein und unabhängig.
Jetzt musste sie nur selbstbewusst in die Besprechung mit Robert Freeman gehen und ihn überzeugen, dass sich eine Investition in ihr geplantes Geschäft lohnen würde. Alle dazu erforderlichen Unterlagen befanden sich in ihrem Diplomatenkoffer. Sie brauchte sie nur herauszuholen und …
„Miss Beaumont?“
Katie zuckte zusammen, als die Empfangssekretärin sie ansprach. Laura war eine angenehme junge Frau mit einer freundlichen, verbindlichen Art und offensichtlich im Umgang mit Klienten bestens geübt. Kurzes kastanienbraunes Haar, schick frisiert, dezentes Make-up und ein klassisches marineblaues Kostüm gaben ihrem Äußeren eine ebenso elegante wie geschäftsmäßige Note. Das perfekte Aushängeschild für eine Investitionsgesellschaft, dachte Katie und rang sich ein Lächeln ab.
„Es tut mir leid“, sagte die Empfangssekretärin entschuldigend. „Mr. Freeman ist leider durch dringende Geschäfte gebunden.“
„Das ist schon in Ordnung. Es macht mir nichts aus, zu warten“, versicherte Katie rasch, froh, noch etwas mehr Zeit zu haben, um sich zu beruhigen.
„Das wird nicht nötig sein, Miss Beaumont“, sagte Laura lächelnd. „Zufällig hat gerade einer der anderen Partner der Firma Zeit, Sie an Mr. Freemans Stelle zu empfangen. Sie sind sogar mit ihm gekommen … Mr. Dane.“
„Mr. … Dane?“, wiederholte Katie stockend. Sie war wie gelähmt bei der Vorstellung, Carver an seinem Schreibtisch gegenüberzusitzen, ihm ihre Situation darzulegen und ausgerechnet ihn um Geld zu bitten.
„Er ist sehr erfahren in der Beurteilung von Präsentationen“, versicherte Laura, die ihr Zögern spürte. „Sie werden bei Mr. Dane in guten Händen sein, Miss Beaumont.“
„Aber es macht mir wirklich nichts aus, auf Mr. Freeman zu warten“, sagte Katie verzweifelt.
„Es ist bereits alles arrangiert.“
Ohne sie zu konsultieren? Hatte sie kein Recht zu entscheiden, mit wem sie verhandeln wollte? Aber sie kannte Robert Freeman ja nicht einmal persönlich, sodass sie das als Argument hätte anführen können. Und Carver war einer der drei Partner in der Firma, also vermutlich gleichermaßen entscheidungsbefugt wie Robert Freeman.
Laura kam um den Empfangstisch herum, offenbar fest entschlossen, Katie in Carver Danes Büro zu führen. Katie erstarrte. Panik wallte in ihr auf.
Die Empfangssekretärin lächelte sie aufmunternd an. „Mr. Dane erwartet
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