JULIA FESTIVAL Band 84
dass sie nur von Sex und nicht mehr sprachen.
Doch heute Abend würden sie mehr Zeit miteinander verbringen, ganz privat, und die Möglichkeit haben, ihre gegenseitigen Erwartungen zu erkunden. Hoffnung keimte in Katie auf … Hoffnung auf einen neuen Anfang, auf die Chance, das wieder gutzumachen, was in der Vergangenheit zerstört worden war.
Carver ging zum Schreibtisch, nahm ihren Diplomatenkoffer vom Boden und stellte ihn auf den Tisch. „Vergiss nicht, deine Ausfertigungen unserer Verträge einzupacken.“
So zum Handeln gezwungen, folgte sie seiner Aufforderung und verstaute die wichtigen Dokumente in ihrem Koffer. „Nochmals vielen Dank, Carver“, sagte sie dabei befangen, als ihr plötzlich ein hässlicher Gedanke kam. „Du hast dich in deiner Entscheidung doch nicht dadurch beeinflussen lassen, dass du …?“
Seine Miene wurde frostig. „Es ist nicht meine Art, mir Frauen zu kaufen, Katie.“
„Nein, natürlich nicht. Warum auch?“, sagte sie rasch. Wie hatte sie nur auf diesen abwegigen Gedanken kommen können? Die Frauen rissen sich vermutlich darum, das Bett mit einem so attraktiven und erfolgreichen Mann wie Carver zu teilen. Entschuldigend fügte sie hinzu: „Es ist auch nur, weil mein Vater …“
„Ich bin nicht dein Vater“, fiel Carver ihr eisig ins Wort.
Sie machte es nur noch schlimmer, indem sie den Mann erwähnte, den Carver zu hassen allen Grund hatte! Katie sah ihn flehentlich an und fragte sich in diesem Moment, ob es für sie beide je möglich sein würde, die alten Wunden zu vergessen.
Ein versöhnliches Lächeln huschte über Carvers Gesicht. „Das Geschäft zwischen uns geht völlig in Ordnung, Katie. Deine Idee hat eine vernünftige Basis. Jetzt liegt es nur an dir, sie zum Erfolg zu führen.“
Katie atmete erleichtert ein. „Ich weiß … dein Vertrauen in mich wirklich zu schätzen, Carver.“ Entschlossen, nicht noch einmal ins Fettnäpfchen zu treten, nahm sie ihren Diplomatenkoffer und wandte sich zur Tür. „Dann sehen wir uns heute Abend um neun?“
„Ich stehe zu meinem Wort“, antwortete er und hielt ihr die Tür auf.
Sie zögerte, blickte unschlüssig zu ihm auf. Noch so viele Fragen standen ungelöst zwischen ihnen.
„Heute Abend“, sagte Carver fest.
Sie musste sich mit diesem Versprechen begnügen. Bis heute Abend.
5. KAPITEL
Carver beugte sich vor und drückte seiner Tochter einen Gutenachtkuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Baby“, sagte er zärtlich.
„Ich bin kein Baby mehr, Daddy“, protestierte sie und sah ihn aus großen braunen Augen tadelnd an. „Ich bin Susannah, und ich bin drei Jahre alt.“
Er lächelte zerknirscht. „Natürlich. Von nun an werde ich nie mehr vergessen, was für ein großes Mädchen du jetzt bist. Gute Nacht, Susannah.“
Sie drehte sich zufrieden auf die Seite und schloss die Augen. „Nacht, Daddy.“
Carver strich ihr zärtlich über die seidigen schwarzen Locken. Genau wie Katies, dachte er. Nur, dass dieses Kind kein Teil von Katie Beaumont war. Susannah war sein Kind, und er war durch die Hölle gegangen, um sie zu behalten.
„Träum etwas Schönes“, flüsterte er liebevoll.
Mein Baby, dachte er, als er von der Bettkante aufstand, das Buch, aus dem er ihr vorgelesen hatte, auf den Nachttisch legte und zum Lichtschalter ging. Das würde sie immer für ihn sein. Er drehte sich noch einmal zu ihr um und betrachtete sie zärtlich … die Sonne seines Lebens. Und plötzlich kam ihm in den Sinn, dass Rupert Beaumont damals vielleicht den gleichen überwältigenden Wunsch verspürt hatte, sein kleines Mädchen zu beschützen und ihm alles zu geben, was das Leben zu bieten hatte.
Hatte er Katies erste große Liebe als einen Dieb betrachtet, der ihre Unschuld geraubt und sie ihrem Vater entfremdet hatte? War das eine Entschuldigung für seine gewalttätige Reaktion, als er Katie und ihn, Carver, nackt miteinander überrascht hatte? Carver erinnerte sich noch gut an den hasserfüllten Blick von Katies Vater, an die wütenden Vorwürfe, an den Fausthieb, der ihm, Carver, den Kiefer gebrochen hatte, an Katies Entsetzensschrei.
Er schüttelte den Kopf, sicher, dass er Susannah niemals eine derart hässliche Szene zumuten würde. Er hoffte, sich stets ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihr zu bewahren, das auch, wenn sie heranwuchs, ihre Freundschaften und Beziehungen einschloss. Sie würde keine Mutter haben, an die sie sich wenden konnte, aber er war fest entschlossen, diesen Mangel durch seine Liebe
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