JULIA FESTIVAL Band 84
kurz anhalten und eine Flasche des besten Champagners kaufen, um mit Katie den Einstieg in ihr Geschäft zu feiern. Eine nette Geste, die das, was er wirklich von ihr wollte, nicht ganz so krass wirken lassen würde.
Mit Geld ließ sich nicht alles kaufen. Die unbändige, wundervolle Liebe, die er einst für Katie Beaumont empfunden hatte, war unwiederbringlich verloren, aber dank seiner gegenwärtigen Position konnte er diese Frau immer noch haben. Und er würde sie sich nehmen, wann immer es gegenseitig erwünscht war.
Katie hatte sich schon unzählige Male an- und ausgezogen, wobei sie zwischen dem Wunsch schwankte, sich für Carver so schön wie möglich zu machen, und dem Verdacht, dass es ihm völlig egal sein würde, was sie trug, weil er sie am liebsten sowieso gleich nackt sehen wollte. Doch sie brachte es nicht über sich, so unverblümt mit der Tür ins Haus zu fallen, obwohl kein Zweifel daran bestehen konnte, was heute Abend zwischen Carver und ihr passieren würde. Andererseits wollte sie ihm aber auch in keiner Weise die Lust verderben.
Wollte Carver nur eine sexuelle Affäre mit ihr, oder hegte er vielleicht die Hoffnung, dass sich mehr zwischen ihnen entwickeln könnte? Welche Signale sollte sie ihm geben?
Schließlich zog sie den roten Pullover wieder an, allerdings ohne BH darunter – denn es hatte nun wirklich keinen Sinn, das Ausziehen unnötig schwierig zu machen. Nachdem sie ihre Wahl getroffen hatte, wie Carver es am Morgen ausgedrückt hatte, würde sie keinen Rückzieher mehr machen. Das schwarze Kostüm war allerdings zu förmlich, und Strümpfe wären genauso hinderlich gewesen wie der BH, deshalb entschied sich Katie für schwarze Jeans, also ein zwangloses und dennoch ansprechendes Outfit.
Da Carver sicher mit dem Auto kam und sie es sich nicht leisten konnte, verschwenderisch zu sein, hatte sie sich überlegt, nicht extra Wein oder Bier zu kaufen, sondern ihm Kaffee anzubieten. Allerdings hatte sie eine Pizza besorgt, die sie aufwärmen konnte, falls sie hungrig werden würden. Wenn nicht, würde sie sie morgen essen.
Je näher es auf neun Uhr zuging, desto nervöser wurde Katie. Ihr kleines Apartment war aufgeräumt, im Bad hingen frische Handtücher, das Bett war frisch bezogen. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich für ein derartiges geplantes erotisches Rendezvous mit einem Mann vorbereitet, nicht einmal, als Carver und sie noch hoffnungslos ineinander verliebt gewesen waren. Es war ein … nun ja, nicht gerade schlechtes Gefühl, weil sie ja immerhin auf Carver wartete, aber ein gutes war es auch nicht.
Es wird besser, wenn er erst da ist, versuchte sie, sich zu beruhigen. Dann würde es sicher ganz natürlich sein … spontaner. Das Warten machte sie völlig verrückt. Seufzend setzte sie sich und versuchte, sich zu entspannen. Vergeblich. Sie fragte sich, warum er nicht früher hatte kommen können. Ob er noch mit seiner Mutter zusammenwohnte?
Der Gedanke ließ sie schaudern. Lillian Dane war so verletzend und grausam zu ihr gewesen, hatte sie beschuldigt, ein verwöhntes kleines Biest zu sein, das nur an sich dachte. Damals war Katie zu jung und zu verwirrt und unglücklich gewesen, um sich dagegen zur Wehr zu setzen. Und natürlich war auch ein Körnchen Wahrheit in dieser Kritik gewesen, was sie nur noch schwerer erträglich gemacht hatte.
Heute trifft das allerdings nicht mehr auf mich zu, dachte Katie. Es war schon ironisch, wie sich ihrer beider Lebensumstände ins Gegenteil verkehrt hatten. Wobei sie, Katie, natürlich immer die Möglichkeit hatte, zu ihrem Vater zurückzukehren und … Nein, sie hatte zu viel auf sich genommen, um jemals wieder zurückzugehen. Sie würde nur noch nach vorn schauen. Auch was das Verhältnis zu Carver betraf.
Es läutete an der Tür. Ihr Herz klopfte schneller. Carver war da!
Ohne zu überlegen, sprang Katie auf und wollte zur Tür stürzen und sie freudig aufreißen … wie sie es früher immer getan hatte, wenn sie Carver erwartet hatte. Doch sie besann sich noch rechtzeitig. Heute war heute, und nicht damals.
Dennoch raubte ihr Carvers Anblick den Atem, als sie die Tür in angemessen ruhiger Weise öffnete. Er hatte den Anzug des erfolgreichen Geschäftsmannes abgelegt und war ganz in Schwarz gekleidet, wie der Seeräuber auf dem Maskenball. Und wie an jenem Abend übte seine überwältigende männliche Ausstrahlung eine beunruhigende Wirkung auf sie aus. Nur schien sie ihr noch stärker, weil er jetzt ohne die schwarze
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