JULIA FESTIVAL Band 84
aufgeben, bis sie Antworten bekam, und nicht so schnell mit ihm ins Bett gehen, in der Hoffnung, ihn dadurch zu erweichen.
Schnapp ihn dir, hatte ihr Vater gesagt. Wenn Sex das einzige Faustpfand war, das sie Carver gegenüber besaß, dann musste sie sich zurückhalten, auch wenn ihr diese berechnende Taktik widerstrebte, bis er sie über einige wesentliche Dinge aus seiner Vergangenheit aufgeklärt hatte. Er wusste genau, was sie in den Jahren ihrer Trennung getan hatte, schließlich hatte er ihre Referenzen gelesen. Ihr Leben war ziemlich geradlinig verlaufen, wohingegen seines einige Geheimnisse zu bergen schien, die ihr keine Ruhe ließen.
Diesmal war sie voll angezogen, als sie ihm die Tür öffnete, und auch innerlich gewappnet gegen seine unwiderstehlich männliche Ausstrahlung, die ihre Vorsätze auf eine harte Probe stellte. Doch Katie widerstand der Versuchung, sich ihm gleich an den Hals zu werfen und ihm zu geben, was er … und auch sie … wollte. Es war einfach nicht genug!
„Hallo“, sagte sie fest und blieb neben der Tür stehen, während sie ihn hereinbat. „Ich habe gerade Kaffee gemacht. Komm, setz dich, dann bringe ich dir auch eine Tasse.“
Mit angehaltenem Atem hielt sie seinem forschenden Blick stand. Das Leuchten in seinen Augen verschwand, und an seine Stelle trat ein Ausdruck spöttischer Wachsamkeit. „Danke. Etwas Coffein wäre jetzt vielleicht nicht schlecht.“
Carver ging an ihr vorbei, ohne sie zu berühren. Katie schloss die Tür und atmete tief ein. Zumindest war er erst einmal da. Die Frage war nur, wie lange er bleiben würde, wenn er merkte, was sie von ihm wollte. Sie unterdrückte ihre Panik und ging in die Kochnische, um den Kaffee einzuschenken.
Carver setzte sich nicht. Er war mitten in dem kleinen Wohnbereich stehen geblieben und beobachtete sie aufmerksam. Katies Hände zitterten so sehr, dass sie Mühe hatte, den Kaffee beim Eingießen nicht zu verschütten. „Milch und Zucker?“
„Einfach schwarz“, lautete die lakonische Antwort.
Während sie sich Zucker in den Kaffee gab, ging Carver zur Küchenanrichte, zog seine Tasse ans Ende der Theke und blieb dort stehen, sodass er Katie praktisch den Weg aus der Kochnische versperrte. „Schön, was soll das, Katie?“, fragte er ruhig. „Du hattest einen langen, anstrengenden Tag? Ich hätte besser nicht kommen sollen?“
„Nein … das heißt …“ Sie verstummte, riss sich zusammen und sah ihn flehentlich an. „Ich möchte … ich muss mit dir reden, Carver. Um einige Dinge zwischen uns zu klären.“
Der Ausdruck spöttischer Wachsamkeit kehrte zurück. „Welche zum Beispiel?“
Sie konnte das, was sie bedrückte, nicht länger zurückhalten. „Du hast mir damals diesen Brief geschrieben. Du weißt genau, was darin stand. Und trotzdem warst du nur sechs Monate später mit einer anderen verheiratet. Das … das passt irgendwie nicht zusammen, oder?“
Er zuckte die Schultern. „Dein langes Schweigen auf den Brief schien mir bemerkenswert gut mit deinem Schweigen all die Jahre zuvor zusammenzupassen. Als hätte ich in deiner Welt keinen Platz mehr gehabt, Katie.“
„Also bist du einfach losgezogen und hast dir eine andere gesucht!“ Die bitteren Worte waren heraus, ehe sie es verhindern konnte.
Seine dunklen Augen blitzten verächtlich. „Ich habe mir keine andere … gesucht. Meine Beziehung zu Nina würde ich eher als einen Augenblick der … Schwäche bezeichnen. Umgekehrt beschrieb sie es als einen Akt sorgloser Lust in angetrunkenem Zustand.“
„Nina …“ Das war also der Name seiner Frau gewesen, der Frau, die ihren, Katies, Anruf damals beantwortet hatte. „Aber warum hast du sie geheiratet, wenn du sie nicht geliebt hast?“
„Weil sie schwanger wurde, und ich an das Kind denken musste.“
Seine Tochter. Also doch! Katie war erleichtert, mit ihrer Ahnung recht gehabt zu haben. „Aber wenn die Eltern sich nicht lieben … Ich habe nie geglaubt, das daraus ein gutes Zuhause für ein Kind entstehen kann“, warf sie ein. „Und so weit ich richtig verstehe …“
„Du verstehst gar nichts“, fiel Carver ihr schroff ins Wort. „Schwanger sein und ein Kind bekommen passte nicht zu Ninas Lebensstil. Sie war von Natur aus eine große Opportunistin, die alle Gelegenheiten ausnutzte, die sich ihr boten. Als sie feststellte, dass sie schwanger war, kam sie zu mir, damit ich ihr die Abtreibung bezahlen würde.“
„Aber du … warst nicht einverstanden.“
„Ich habe sie
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