Julia Festival Band 86
Ihr seid das perfekte Beispiel.“
„So“, meinte Chase. „Jetzt reicht’s.“
„Chase“, bat Annie, „sag nichts, was du hinterher bereuen wirst.“
„Mr. Cooper, Sir, als Dawns Ehemann …“
„Dawn Elizabeth Cooper … Dawn Elizabeth Babbitt, du benimmst dich wie ein verzogenes Gör.“ Die Hände in die Hüften gestemmt, blickte Chase ärgerlich auf seine Tochter herunter. „Das ist alles hanebüchener Unsinn. Heiratsstatistiken, Scheidungsstatistiken …“ Er hockte sich vor Dawn hin. „Du und Nick, ihr liebt euch. Darum habt ihr geheiratet, stimmt’s?“
„Stimmt“, antwortete Dawn kleinlaut. „Aber Daddy …“
„Nein, jetzt hörst ausnahmsweise du mir mal zu. Ich habe dich ausreden lassen, jetzt gestehe mir auch das gleiche Recht zu.“ Chase holte Luft. „Ihr habt euch geliebt. Ihr habt euch trauen lassen. Ihr habt ein paar sehr wichtige Gelübde abgelegt, unter anderem das Versprechen zusammenzubleiben, in guten wie in schlechten Zeiten. Denk an dieses Versprechen, das du gegeben hast, Dawn.“ Er ergriff ihre Hände und sah ihr in die tränennassen Augen. „Es bedeutet nämlich, dass du dir bei allem immer noch eine zweite Chance geben musst. Das heißt, Liebe stirbt nicht, sie geht nur manchmal verloren, und wenn ihr euch einmal geliebt habt, dann gibt es einen verdammt guten Grund anzunehmen, dass ihr sie auch wiederfinden könnt.“
Dawn nickte, während ihr zugleich die Tränen über die Wangen liefen.
„Genau“, sagte sie. „Deshalb, als ich dich und Mom zusammen gesehen habe, habe ich ja auch gedacht: Ist das nicht wundervoll? Sie haben beschlossen, einander eine zweite Chance zu geben.“
„Dawn“, meinte Nick. „Bitte, du bist durcheinander.“
„Bin ich nicht.“
„Lass uns von hier verschwinden. Lass uns einander eine Chance geben.“
„Wozu? Damit wir uns irgendwann später das Herz brechen?“ Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. „Du bittest mich, auf ein schreckliches Glücksspiel zu setzen, Nick, und dazu müsste ein Wunder passieren.“
„Ja!“ Ohne dass er es wollte, hatte Chase gesprochen. Alle Köpfe fuhren zu ihm herum.
„Ja?“, wiederholte Annie. „Was, ja?“
Chase starrte sie an. Trotz all seiner Argumente wusste er, dass seine Tochter recht hatte. Ein erschreckend hoher Prozentsatz von Ehen scheiterte. Und die Trennung, wenn man jemanden so sehr geliebt hatte, so wie er Annie geliebt hatte, war der schlimmste Schmerz, den man sich vorstellen konnte.
Aber wie durfte er zulassen, dass seine Tochter und ihr Bräutigam scheiterten, bevor sie es überhaupt versucht hatten? Nicks Idee war richtig. Er und Dawn mussten fort von hier. Sie mussten in die Flitterwochen fahren, und Chase wusste nur eine Möglichkeit, dass dies geschah.
Seine Tochter wollte ein Wunder? Okay. Er würde ihr eines verschaffen.
„Ja, du hattest recht in Bezug auf deine Mutter und mich.“
„Nein“, wehrte Annie ab. „Chase, nicht!“
„Wir wollten nur nichts sagen, bis wir uns sicher sind. Denn bis jetzt ist noch gar nichts sicher … Um ehrlich zu sein, ist es sogar ausgesprochen unsicher und ziemlich wackelig …“
„Chase!“, rief Annie, die Stimme hoch und voller Panik.
Er war jedoch schon zu weit gegangen, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Daher ignorierte er Annie, lächelte Dawn zu und schickte ein schnelles Stoßgebet zur Zimmerdecke, nur für den Fall, dass jemand, der Notlügen in seinem Buch festhielt, gerade zuhörte.
„Keinerlei Zusagen“, fügte Chase hinzu. „Und absolut keine Garantie, weil ich, offen gestanden, nicht glaube, dass die Dinge allzu gut stehen. Aber ja, deine Mutter und ich haben beschlossen, wenigstens darüber zu reden, ob wir es nicht noch einmal miteinander probieren könnten.“
Abgesehen von einem kurzen Wutausbruch, nachdem Dawn und Nick abgefahren waren, hatte Annie nichts weiter gesagt, sondern war nur stumm im Wohnzimmer auf und ab marschiert. Ihr Gesicht war weiß, der Mund schmal.
Was in Himmels Namen hat mich denn geritten, dass ich so etwas Törichtes getan habe?, fragte sich Chase, der Annie mit den Blicken folgte. Selbst die Andeutung, dass eine Möglichkeit zur Versöhnung bestünde, war verrückt gewesen. Es war falsch, unfair. Dawn, überzeugt, dass ihr Wunder doch noch eingetreten war, war voller Hoffnung abgereist …
Aber wenigstens ist sie gefahren, dachte er. Denn das hatte er schließlich gewollt, seiner Tochter Zeit zu geben, mit ihrem frischgebackenen Ehemann allein zu sein,
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