JULIA FESTIVAL Band 95
bin.“
Sie runzelte die Stirn, dann erhellte sich ihr Gesicht. „Du meinst, weil ich Dr. John zuerst gefragt habe?“
John grinste. „Was kann ich dafür, wenn die Ladies mich vorziehen?“
Anna Jane ging zu Jarrett und berührte ihn mit ihrer kleinen Hand. „Dr. John ist sehr nett“, erklärte sie mit ernster Stimme. „Aber du bist mein Onkel Jarrett, und ich habe dich sehr lieb.“
Jarrett stockte der Atem. Er ging vor dem Kind in die Hocke und strich ihm über die Wange. Er wollte ihr sagen, dass er sie ebenfalls liebte, aber er hatte diese Worte noch nie im Leben ausgesprochen. „Danke“, sagte er. „Das ist etwas ganz Besonderes. Jetzt geh, und hab ordentlich viel Spaß. Wir sehen uns morgen.“
Anna Jane gab ihm einen Kuss auf die Wange und rannte davon. „Ich werde Arielle von dir grüßen“, rief sie.
Er sah ihr nach. Die Ankunft eines kleinen Mädchens hatte sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Und jetzt noch die rätselhafte Frau aus dem Meer. Würde es je wieder so werden wie früher? Er drehte sich zum Fenster und beobachtete, wie Anna Jane in Sicht kam. Sie redete aufgeregt auf Arielle ein, dann lachten beide.
Er wollte ihr glauben. Er wollte ihr vertrauen. Aber … immer gab es ein Aber, das ihn zurückhielt. Er wollte sicher sein.
John sagte etwas, doch Jarrett hörte nicht hin. Ihm war eine Idee gekommen, wie er herausfinden konnte, ob Arielle wirklich die war, die sie zu sein schien, oder nur eine begabte Schauspielerin, die auf seine Kosten ihr Glück machen wollte.
Arielle zog Jeans an. Sie saßen nicht perfekt, aber für einen Nachmittag auf dem Rücken eines Pferdes würden sie gehen. Sie freute sich auf den Ausritt. Sie würde nicht nur die Insel erkunden und feststellen, ob irgendetwas ihrem Gedächtnis auf die Sprünge half, sie würde auch erfahren, ob sie reiten konnte. Anna Jane hatte ihr ein sanftes Pferd versprochen. Arielle konnte nur hoffen, dass das Mädchen wusste, wovon es redete.
„Herein“, rief sie, als es klopfte.
Es war Jarrett. Unwillkürlich hielt sie den Atem an.
Statt der üblichen Jeans mit Poloshirt trug er einen grauen Anzug, dazu ein schneeweißes Hemd und eine Seidenkrawatte. Er war geduscht, rasiert und sah aus, als wäre er von der Titelseite eines Männermagazins gestiegen.
Sie wollte ihn berühren. Sie wollte seinen Duft riechen, von ihm gehalten werden und seine Kraft spüren. Sie hatte versucht, den Kuss zu vergessen, es war ihr jedoch nicht gelungen. Jetzt, da sie ihn vor sich sah, kehrte die Leidenschaft mit aller Wucht zurück.
Sie begehrte ihn. Er hatte sie so geküsst, dass in ihr Bedürfnisse erwacht waren, von denen sie vergessen hatte, dass es sie gab. Aber noch erschreckender war, dass sie sich endlich eingestand, wie sehr sie ihn mochte. Am Abend zuvor, als sie sich einsam und verlassen fühlte, hatte er sie getröstet. Trotz seines Misstrauens war er freundlich und zärtlich gewesen. Und sie fand es bewundernswert, wie er seiner Nichte ein Zuhause zu schaffen versuchte.
Mögen und Begehren bildeten eine brisante Kombination. Selbst ohne sich an Erfahrungen auf diesem Gebiet erinnern zu können, wusste sie, dass sie sich in Gefahr begab. Jarrett hielt sich von der Welt fern. Sie hatte keine Ahnung, welches seine Geheimnisse waren, aber sie spürte, dass sie zu ihm gehörten wie die Farbe seiner Augen. Er würde nie der Mann sein, den sie brauchte. Dennoch schlug ihr Herz wie wild, als er sich gegen den Türrahmen lehnte und sie anlächelte.
„Wie wichtig ist dir dieser Reitausflug?“, fragte er.
Seine leise Stimme ging ihr unter die Haut. Ihr Verstand begriff nicht, was er wissen wollte, aber ihr Körper reagierte sofort. „Sehr wichtig.“
„Schade. Ich werde auf St. Thomas übernachten müssen und dachte, du würdest mich vielleicht begleiten. Heute Nachmittag werde ich zu tun haben, aber wir könnten zusammen zu Abend essen.“
Allein. Er sprach es nicht aus. Er brauchte es nicht, denn sie hörte es laut und deutlich. Ein Abend allein mit Jarrett. Eine Nacht. Sie wollte schlucken, konnte es aber nicht. Ihre Blicke trafen sich, und in seinen Augen sah sie die Leidenschaft. Leidenschaft und noch etwas anderes. Etwas Finsteres. Dann blinzelte er, und nur das Verlangen blieb zurück.
Allein mit Jarrett in einem tropischen Inselparadies. Nur sie beide und die Nacht. Wie konnte sie Nein sagen? Wie konnte sie es wagen, Ja zu sagen? Dort würde etwas geschehen. Etwas, auf das sie nicht vorbereitet war. Außerdem hatte
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