JULIA FESTIVAL Band 95
beiden sich gut. Patrick hatte Elissa spontan eingeladen, und ihre Schwester war schon eine halbe Stunde vor dem Date beinahe fertig. Ihr Plan hatte geklappt.
Weshalb fühlte sie sich trotzdem so leer und enttäuscht?
Kayla war eifersüchtig. Wie egoistisch. Sie wollte den Mann nicht für sich, aber er sollte auch keiner anderen gehören. Seltsam, so ein Verhalten passte überhaupt nicht zu ihr.
Die Badezimmertür öffnete sich, und Elissa betrat die winzige Diele. Ihr Haar glänzte in den Sonnenstrahlen. Die glänzenden Locken fielen aufreizend sexy über ihre Schultern, und das Make-up betonte ihre großen grünen Augen. Das kurze schwarze Kleid endete mehrere Zentimeter oberhalb ihrer Knie. Zwei Spaghettiträger auf jeder Seite hielten das enge Oberteil, während der weite Rock bei jedem Schritt um ihre Beine schwang. Dunkle Strümpfe und schwarze Pumps vervollständigten das Outfit.
Kayla stockte der Atem. „Du bist wunderschön.“ Wieder spürte sie einen Stich, aber sie unterdrückte ihre Eifersucht.
Elissa drehte sich im Kreis. „Findest du?“
„Absolut. Patrick wird seinen Augen nicht trauen.“
Elissas Lächeln erstarb. Sie biss sich auf die Unterlippe und sank auf das Zweiersofa. „Ich schaffe das nicht“, flüsterte sie und schlug die Hände vor das Gesicht.
„Was schaffst du nicht?“
„Ich kann das einfach nicht.“ Sie deutete auf ihr Kleid und berührte ihr Haar. „Es wäre nicht richtig.“
Entschlossen verdrängte Kayla die aufkeimende Freude. Sie durfte auf keinen Fall eifersüchtig sein. „Weshalb nicht? Patrick hat dich eingeladen, und du hast dich darüber gefreut. Wo liegt das Problem?“
Elissa richtete sich auf. „Cole“, sagte sie mit einer Mischung aus Schmerz und Resignation.
„Hast du immer noch nicht mit ihm gesprochen?“, fragte Kayla vorsichtig.
„Nicht seit …“ Ihre Stimme brach, und sie winkte ab. Weitere Worte waren nicht nötig.
Im nächsten Moment war Kayla an ihrer Seite. „Tut mir leid“, sagte sie. „Es ist so lange her. Ich dachte, du wärst darüber hinweg und dieser Abend würde dir helfen, jemand anders kennenzulernen.“
„Das dachte ich auch. Aber ich bin noch nicht so weit. Ich kann das einfach nicht.“
Seltsamerweise war Kayla nicht erleichtert. Sie liebte ihre Schwester, und es tat ihr weh, wenn Elissa unglücklich war.
Elissa holte tief Luft. „Ich werde Patrick anrufen und ihm sagen, dass ich nicht kommen kann. Hoffentlich ist er nicht verärgert. Ich möchte nicht begründen müssen, weshalb ich unsere Verabredung absage.“
„Er wird dir bestimmt nicht böse sein“, sagte Kayla und schöpfte neue Hoffnung. Wenn Patrick nicht mit Elissa ausging, konnte er sich nicht in sie verlieben. Sie verabscheute sich für diesen Gedanken, aber er ging ihr nicht aus dem Kopf.
„Ich komme mir furchtbar schäbig vor“, fuhr Elissa fort. „Patrick ist wirklich liebenswert, und er ist ein enger Freund von dir. Aber er geht sicher häufig aus. Er wird schon nicht verärgert sein.“
„Nein, sicher nicht.“ Kayla schluckte. Patrick wäre es bestimmt nicht recht, wenn sie ihrer Schwester von seinem armseligen gesellschaftlichen Leben erzählte. Sie war tatsächlich die erste Frau seit Monaten, mit der er ausgehen wollte. Er könnte glauben, sie habe ihn einfach sitzen lassen.
„Was ist los?“, fragte Elissa. „Weshalb machst du so ein komisches Gesicht?“
„Hm …“
„Er könnte verletzt sein.“
„Nein, es ist nur …“
Elissa sprang auf die Füße. „Ich wusste es. Ich hätte die Einladung niemals annehmen dürfen. Aber du wolltest uns ja unbedingt zusammenzubringen, und ich mochte dich nicht enttäuschen.“
Kayla traute ihren Ohren nicht. „Es ist meine Schuld?“
„Wenn nicht deine – wessen dann? Patrick wird verletzt sein, und ich bin am Boden zerstört. Und das nur, um dich glücklich zu machen.“
Kayla lehnte sich zurück und schloss die Augen. „Na schön, es ist meine Schuld. Ich werde Patrick anrufen und ihm alles erklären. Keine Sorge. Ich werde ihm kein Wort von dir und Cole erzählen. Patrick ist ein höflicher Mensch. Er wird keine Fragen stellen.“
Entschlossen ging sie zum Telefon. Wann hatte sich alles verändert? Noch vor zwei Monaten waren Patrick und sie gute Freunde gewesen. Es hatte sie nicht interessiert, ob und mit wem er ausging. Vor zwei Wochen war sie überzeugt gewesen, dass Elissa die ideale Frau für ihn wäre. Und vor zehn Minuten hatte die Eifersucht sie fast zerfressen, weil
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