JULIA FESTIVAL Band 95
als ich mich weigerte, mit dem Fahrrad über den Graben hinter unserem Haus zu springen. Das Ergebnis war ein gebrochener Arm.“
Kayla lachte fröhlich. „Zumindest war der Arzt absolut süß. Erinnerst du dich?“
„Ein schwacher Trost, nachdem ich Weihnachten mit einem Gipsverband verbringen musste. Aber ich verzeihe dir trotzdem.“
„Danke. Außerdem ist Patrick längst nicht so gefährlich wie dieser Graben. Er ist humorvoll, intelligent und sieht sehr gut aus. Ihr wart übrigens auf demselben College.“
Elissas Lächeln erstarb. „Ich blieb nur zwei Jahre und habe nie einen Abschluss gemacht.“
„Bedauerst du es?“, fragte Kayla.
„Dass ich das College verlassen habe?“
„Ja. Und alles andere auch.“
„Ich bin mir nicht sicher. Es war die beste Entscheidung, die ich unter den gegebenen Umständen treffen konnte. Ich war erst zwanzig. Das ist furchtbar jung für eine so schwerwiegende Entscheidung.“
Kayla erinnerte sich an diese Zeit. „Ich habe dich immer dafür bewundert.“
Elissa drehte sich erstaunt zu ihr. „Weshalb?“
„Weil du deinem Herzen gefolgt bist. Mrs. Beecham hatte bei unseren Dreharbeiten gesagt, die Liebe sei wie ein Tornado, der einen mitreißt. Genau das ist dir passiert.“
„Stimmt. Und du weißt ja, wohin es geführt hat. Die Liebe mag ein Tornado sein. Aber diese kräftigen Stürme vernichten alles auf ihrem Weg.“
Kayla zuckte innerlich zusammen, denn Patrick hatte genau dasselbe gesagt. „Das ist mir egal“, erklärte sie bestimmt. „Ich möchte mitgerissen werden.“
Elissa lächelte gequält. „Dann wird es dir bestimmt passieren.“
„Und was ist mit dir? Noch ist es nicht zu spät. Wenn unser Treuhandfonds frei ist, könntest du wieder aufs College gehen.“
„Daran habe ich auch schon gedacht. Ich muss einige Entscheidungen treffen.“
Kayla wollte ihre Schwester nicht bedrängen, deshalb wechselte sie das Thema. „Ich bin froh, dass du mir bei Patrick helfen willst. Eine Ärztin, die er kürzlich eingestellt hat, ist eine wahre Hexe. Wir müssen ihn vor ihr beschützen.“
„Eine Hexe?“
Kayla seufzte. „Na ja, vielleicht nicht ganz. Aber ich kann sie nicht ausstehen. Sie ist hübsch, sehr groß und sehr klug. Außerdem hat sie rotes Haar, was leider Patricks Lieblingsfarbe ist. Ich weiß, dass sie scharf auf ihn ist.“ Sie erschauderte innerlich. „Sie darf ihn auf keinen Fall bekommen. Du bist meine einzige Hoffnung.“
Elissa lachte leise. „Wie könnte ich deine leidenschaftliche Bitte abschlagen? Na los. Stell mich diesem armen Mann vor, der unbedingt gerettet werden muss.“
Sie lachten immer noch, als Kayla und sie kurz darauf das Büro betraten.
Patrick stand auf und blickte von einer Schwester zur anderen. „Du hast mich gewarnt. Aber diese Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend.“ Er kam um den Schreibtisch herum und streckte Elissa die Hand hin. „Freut mich, Sie kennenzulernen. Seit Wochen schwärmt Kayla in den höchsten Tönen von Ihnen.“
Elissa lächelte freundlich. „Dann brauchen Sie also nur noch meine schlechten Seiten herauszufinden.“
„Ich bezweifle, dass es solche Seiten gibt.“
Elissa sah ihre Schwester an. „Ist er immer so charmant?“
Kayla nickte, obwohl sie daran denken musste, mit welchem Vergnügen Patrick sie auf ihre eigenen Fehler hinwies. Die beiden hielten sich immer noch an den Händen, stellte sie fest. Als spürten sie ihren Blick, lösten sie widerstrebend den Kontakt.
„Setzen Sie sich bitte“, sagte Patrick, zog einen Stuhl für Elissa hervor und überließ es Kayla, selbst einen Platz zu finden.
Sie nahm einen Stapel Krankenblätter von einem Stuhl, legte sie auf die Ecke des Schreibtisches und setzte sich neben ihre Schwester.
„Kayla hat mir erzählt, dass Sie in Los Angeles wohnen.“
„Ja, in Santa Monica.“
„Ein hübscher Ort mit einem schönen Strand.“
„Sie kennen die Gegend?“
„Ich war ein paarmal dort. Meistens bin ich allerdings in Marina del Rey, um von dort zu segeln.“
Elissa beugte sich auf ihrem Stuhl vor. „Sie segeln?“
„Keine großen Touren. Fast immer Tagestörns.“
Elissa warf ihrer Schwester einen fragenden Blick zu. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass Patrick segelt.“
Kayla sah ihren Chef an. „Weil ich es selbst nicht wusste. Hier in San Diego bist du nie segeln gegangen.“
„O doch. Wahrscheinlich warst du nicht da, wenn ich hinausfuhr.“
Oder er hat mich absichtlich nicht eingeladen, dachte Kayla
Weitere Kostenlose Bücher