JULIA FESTIVAL Band 95
ihre Schwester mit Patrick ausgehen wollte.
Kayla wählte die vertraute Nummer. Doch bevor der Ruf hinausging, nahm Elissa ihr den Hörer ab und unterbrach die Verbindung. „Warte einen Moment. Ich habe eine Idee.“
Eine Viertelstunde später legte Kayla den Make-up-Pinsel auf die Ablage im Badezimmer. „Das klappt nie und nimmer.“
„Natürlich klappt es. Patrick kennt mich doch gar nicht richtig.“
„Aber er kennt mich .“
„Stimmt. Also sei nicht du, sondern ich. Wir haben früher ständig die Rollen getauscht.“
Kayla zog die Nase kraus. „Das war auf der High School. Wir haben es seit Jahren nicht mehr getan. Außerdem war ich nie gut bei diesem Spiel.“
Elissa fegte ihre Bedenken beiseite. „Patrick ist nicht darauf gefasst. Außerdem geht es nur um ein Dinner. Die Alternative besteht darin, dass einer von uns ihn anruft und ihm beibringt, dass ich nicht kommen kann. Das hat er nicht verdient.“
„Er hat dich eingeladen, nicht mich.“
„Das spielt doch keine Rolle.“
Kayla drehte sich zu ihr. „Das spielt sogar eine große Rolle. Patrick hat mich noch nie eingeladen.“
„Hast du dir jemals anmerken lassen, dass dir der Mann nicht gleichgültig ist? Warst du es nicht, die immer darauf hingewiesen hat, was für wundervolle Freunde ihr seid?“
„Ja.“
„Weshalb hätte er dich dann einladen sollen? Du bist doch nicht heimlich in ihn verliebt?“
Kayla seufzte tief. „Es ist alles so verwirrend“, wich sie der Frage ihrer Schwester aus.
„Tatsache ist, dass Patrick dein Freund ist und du ihm nicht wehtun möchtest. Nur darauf kommt es schließlich an.“
„Ja, wahrscheinlich.
„Also gut, dann mach dich fertig.“
Die widersprüchlichsten Gefühle wie Nervosität, freudige Erregung und leichtes Unbehagen durchliefen Kayla, als sie sich kurz darauf in Elissas Outfit im Spiegel betrachtete. Würde sie ihre Rolle durchhalten können?
Elissa reichte ihr eine kleine schwarze Handtasche. „Patrick muss jeden Moment hier sein. Ich verschwinde lieber im Schlafzimmer, damit er uns nicht gemeinsam sieht.“ Sie küsste ihre Schwester auf die Wange. „Ich wünsche dir einen schönen Abend.“
„Es wird nicht sehr spät werden.“
„Das weiß man nie.“
Wenig später klopfte es an der Wohnungstür. Kayla holte tief Luft und eilte in die Diele. Das geht garantiert schief, dachte sie.
Bis zu diesem Augenblick war Patrick nicht sicher gewesen, ob Elissas Trick gelingen würde. Doch sobald sich die Tür öffnete, erkannte er die Frau, die vor ihm stand. Seine Erleichterung war ebenso groß wie seine freudige Erwartung.
„Hi“, sagte er, während Kayla ihn stumm ansah. „Du siehst toll aus – ich darf doch Du sagen?“
„Ja, sicher. Danke. Du siehst auch gut aus. Ich habe dich noch nie …“ Erschrocken unterbrach sie sich. „Der Anzug steht dir großartig.“
Patrick trat ein und blickte über ihre Schulter. „Wo ist Kayla?“
„Wie bitte? Ach, sie ist im Schlafzimmer und hat sich hingelegt. Sie hat Kopfschmerzen.“
„Tut mir leid. Vielleicht sollte ich kurz nach ihr sehen.“
Kayla hielt ihn am Arm fest, ließ ihn aber gleich wieder los. „Ich glaube, sie möchte nicht gestört werden.“
„Okay. Richte ihr bitte aus, dass ich ihr gute Besserung wünsche.“
„Ja, gern.“
Er reichte ihr den Arm. „Gehen wir?“
Kayla sah ihn einen Moment verblüfft an, dann legte sie die Hand in seine Armbeuge.
Während sie die Einfahrt hinuntergingen, spürte Patrick das leichte Zittern ihrer Finger. Danke, Elissa , sagte er stumm. Er hatte erhebliche Zweifel an diesem Plan gehabt. Doch jetzt erkannte er die Möglichkeiten. Zum ersten Mal hatten Kayla und er ein Date.
Sein Wagen war frisch gewaschen und glänzte im Licht der Veranda. Patrick öffnete die Beifahrertür. Kayla sah ihn einen Moment fragend an, bevor sie einstieg. Ihre Augen waren vor Besorgnis dunkel geworden. Er verstand, was in ihr vorging, denn er war ebenfalls nervös. Aber dies war ihre Chance, sich auf völlig neue Weise kennenzulernen.
Er wartete, bis sie sich angeschnallt hatte. Dann ging er um den Wagen herum und setzte sich neben sie. Bevor er den Motor anließ, sah er sie kurz an.
Er hatte Kayla schon früher toll zurechtgemacht gesehen. Aber irgendetwas war heute anders. Sie glich einer schönen, geheimnisvollen Fremden, die er gerade erst entdeckt hatte.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie mit leiser, rauer Stimme.
„Nein. Ich musste nur gerade daran denken, wie hübsch du
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