JULIA FESTIVAL Band 95
bist.“ Er berührte ihre nackte Schulter. „Das Kleid ist auch nicht übel.“
Eine leichte Röte überzog Kaylas Wangen, und sie senkte den Blick. „Danke.“
Patrick hoffte, sie würde einen Moment vergessen, dass sie sich für ihre Schwester ausgeben sollte. Dieses Kompliment hatte ihr gegolten und sonst niemandem.
Das kleine dämmrige Restaurant am Hafen war so romantisch und verführerisch wie seidene Laken oder kühler Champagner. Die Lampen der umstehenden Gebäude und der Kai spiegelten sich im tiefblauen Wasser und sorgten für genügend Licht, um die Schaumkronen der sich brechenden Wellen zu erkennen.
Patrick und Kayla hatten einen Tisch am Fenster und saßen nebeneinander, sodass sie sich vertraulich unterhalten und gemeinsam nach draußen sehen konnten. Die letzten Strahlen der Sonne waren verloschen, und die Dunkelheit gab Kayla das Gefühl, ganz allein mit Patrick zu sein.
Das traf allerdings nicht zu. Hin und wieder drangen leise Gesprächsfetzen von den anderen Tischen zu ihnen herüber. Eine vierköpfige Band spielte in der hinteren Ecke, und mehrere Paare tanzten. Der Abend, der Ort, die Musik – alles war ideal für ein Date. Außer dass Patrick denken musste, dass er mit jemand anders zusammen war.
Der Kellner brachte eine Flasche Weißwein und einen Sektkühler und zeigte Patrick das Etikett.
„Ja, das ist er“, erklärte Patrick.
Der Kellner öffnete die Flasche und schenkte ihm ein. Patrick trank einen Schluck und nickte. Nachdem der Wein eingeschenkt war, hob er sein Glas. „Auf einen wunderschönen Abend.“
„Das hoffe ich auch“, antwortete Kayla und probierte den Wein. „Der ist sehr gut.“
„Meine Lieblingssorte“, gestand er. „Ich trinke ihn gern bei besonderen Gelegenheiten. Aber ich bin kein Weinkenner, sondern eher ein Bier- oder Mineralwassertrinker.“
Kayla erinnerte sich an den Abend, als sein Forschungsstipendium bewilligt worden war. Damals hatte er eine Flasche Champagner geöffnet. „Und was ist mit Champagner?“, fragte sie so unschuldig wie möglich.
„Den mag ich auch. Ich habe erst kürzlich welchen getrunken, als ich …“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf. „Ich möchte jetzt nicht über mich reden, sondern lieber etwas über dich erfahren. Du arbeitest in einem Krankenhaus? Als was?“
Kayla gab ihm eine kurze Beschreibung von Elissas Tätigkeit. Viel wusste sie nicht darüber, deshalb wechselte sie vorsichtshalber das Thema. „Ich habe vorhin einen Rundgang durch die Tierklinik gemacht“, sagte sie. „Du leistest dort gute Arbeit.“
„Danke. Aber das liegt nicht nur an mir. Ich habe hervorragendes Personal. Hat Kayla dir auch die Zwinger gezeigt?“
„Ja.“
Ihr Unterarm ruhte auf der gepolsterten Lehne. Patrick rückte näher und strich mit den Fingern über ihren Handrücken. Das Gefühl war so elektrisierend, dass sie kaum noch klar denken konnte. Patricks Finger bewegten sich langsam und aufreizend. Ihre Nerven begannen zu prickeln, und bisher unerforschte Stellen ihres Körpers erwachten zum Leben.
Sie blickte in seine blauen Augen. Wenn sie einen Weg fände, sich in sein Herz zu schleichen, würde er sie halten und bis zum Ende ihrer Tage beschützen. Davon war sie überzeugt. Eigentlich hätte der Gedanke ihr Angst machen müssen. Aber dies war Patrick, und sie vertraute ihm voll und ganz.
„Du wirst es nicht glauben“, sagte Patrick in diesem Moment, und Kayla merkte, dass er offensichtlich die ganze Zeit geredet hatte. „Der riesige Kerl, ein ehemaliger Footballspieler und erfolgreicher Geschäftsmann, wollte unbedingt eine Katze zu sich nehmen. Ein winziges schwarzes Kätzchen mit großen gelben Augen. Knapp sieben Wochen alt, aber mit dem Herzen einer Tigerin. Sie fauchte jeden an. Deshalb wagten Familien sich nicht an sie heran.“
„Sie war zu jung für einen Haushalt mit Kindern“, sagte Kayla, ohne zu überlegen. Sie bemerkte Patricks fragenden Blick und sank auf ihren Stuhl zurück. „Ich habe selbst Kätzchen gehabt. Sie verletzen sich sehr schnell.“
„Ja, das stimmt.“
Kayla atmete langsam aus und rief sich in Erinnerung, dass sie Elissa sein sollte. Und die arbeitete nicht in der Tierklinik. Sich für ihre Schwester auszugeben war schwieriger, als sie vermutet hatte.
„Dieser Kerl kam also herein. Ich glaube, er hieß Peter.“
Sein Name war Paul gewesen. Doch Kayla hütete sich, Patrick zu verbessern.
„Ein einziger Blick genügte, und er war hin und weg von dem Kätzchen.
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