JULIA FESTIVAL Band 95
laut.“
Elissa liebte den leichten Umgangston, der noch genauso wie früher zwischen ihnen herrschte. Er bewies Nähe und Zusammengehörigkeit. Und doch war sie nicht hundertprozentig glücklich. Es gab etwas, was ihr fehlte.
Wenn doch nur Cole hier wäre. Obwohl sie sich so weit voneinander entfernt hatten, war er ein Teil von ihr. Er gehörte in ihr Leben wie die beiden Schwestern, die gleichzeitig mit ihr geboren waren und mit denen sie aufgewachsen war.
Elissa tauchte den Löffel genüsslich in eine riesige Portion Erdbeereis. Nach einem köstlichen Spaghettigericht und dem ausgezeichneten Knoblauchbrot als Auftakt des Mahles war der gehaltvolle Eisbecher genau das, was sie zum Abschluss brauchte.
„Himmlisch“, murmelte sie mit geschlossenen Augen und ließ die kalte, sahnige Masse auf der Zunge zergehen. „Ach Kinder, es ist immer wieder schön, mit euch zusammen zu sein.“ Sie lehnte sich entspannt auf dem Sofa zurück und betrachtete ihre Schwestern. Kayla saß mit dem Rücken gegen das Sofa gelehnt auf dem Fußboden. Sie trug verwaschene Bermudashorts und ein buntes Top, das auch schon bessere Tage gesehen hatte. Das lange blonde Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Auf ihrem makellosen Gesicht war nicht eine Spur von Make-up zu finden.
Fallon war das krasse Gegenteil. Eine maßgeschneiderte Hose mit farblich abgestimmter Seidenbluse vermittelten den Eindruck von natürlicher Eleganz. Das hübsche Gesicht war tadellos geschminkt, und das von Natur aus lockige Haar war fachmännisch geföhnt.
Elissa musste unwillkürlich lächeln, als sie an sich hinuntersah. Das geblümte Sommerkleid, das den Blick auf ihre gebräunten Beine freigab, der Zopf und das dezente Makeup. Ihre Persönlichkeiten waren so unterschiedlich wie die Art und Weise, sich zu kleiden. „Gibt es bei euch etwas Neues?“
Fallon und Kayla tauschten einen vielsagenden Blick.
„Das fragst du uns? Du bist doch wohl diejenige, die Neues zu berichten hat. Schließlich bist du wieder zu deinem verlassenen Ehemann zurückgekehrt. Also fang schon an“, forderte Fallon sie energisch auf.
Jetzt saß Elissa in der Falle. Ihre Schwestern würden nicht lockerlassen, bis sie alles ganz genau wussten. Und was sollte sie überhaupt erzählen? „Wir leben aber nicht zusammen“, sagte sie. „Zumindest nicht so, wie ihr denkt.“
„Aber, Elissa, woher weißt du, was wir denken. Oder hast du an Sex gedacht, Fallon?“, fragte Kayla scheinheilig.
„Niemals“, grinste Fallon. „Was ist das überhaupt? Soviel ich weiß, eine ziemlich wilde Angelegenheit. Du brauchst ja nicht ins Detail zu gehen, Elissa, aber du könntest uns wenigstens einen Hinweis geben.“
„Na wartet!“ Elissa griff sich das nächstbeste Sofakissen und zielte auf ihre Schwestern.
Kayla nickte feierlich. „Das heißt ‚nein‘, Fallon. Cole und Elissa ziehen Enthaltsamkeit vor.“
Sie brachen in schallendes Gelächter aus, und Elissa fühlte sich wohl. Sie wusste, dass die Schwestern sich um sie sorgten und ihr helfen wollten.
Nachdem das Lachen verebbt war, begann sie zu erzählen. „Ich fühle mich wohl im Waisenhaus. Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß.“
„Du wechselst also das Thema? Okay, die Arbeit im Waisenhaus macht dir Spaß. Und was noch? Ist das alles?“
„Ich habe von meinem Geld schon einige Anschaffungen für das Waisenhaus gemacht“, erklärte Elissa, nachdem sie ein paar Sekunden nachgedacht hatte.
„Dagegen ist nichts einzuwenden, solange du nicht dein ganzes Geld wegen eines albernen Schuldgefühls zum Fenster hinauswirfst“, erwiderte Fallon ernst. Dann räusperte sie sich beinahe verlegen. „Nachdem du mir die Anmeldungen und den Scheck für das Ausbildungslager zugeschickt hattest, haben Kayla und ich noch einiges an Kleidung für die Kinder mitbestellt.“
„Weiß Cole eigentlich inzwischen von deinem Geld?“, mischte Kayla sich in das Gespräch ein.
Elissa schüttelte den Kopf. „Er hat keine Ahnung. Und jetzt, wo ich euch beide zur Not vorschieben kann, soll er es keinesfalls erfahren.“
„Du hast uns noch nichts von Cole erzählt“, sagte Fallon vorwurfsvoll. „Hat er sich sehr verändert?“
„Ziemlich. Es sieht so aus, als sei er erwachsen geworden. Und das Waisenhaus ist sein ein und alles.“
„Ist er immer noch sauer auf dich, weil du ihn verlassen hast?“, fragte Kayla.
„Ja, leider. Er ist ziemlich nachtragend“, seufzte Elissa.
„Dann hätte er dich nicht so weit
Weitere Kostenlose Bücher