JULIA FESTIVAL Band 95
euch kenne, habt ihr sie mit Eisessen und Reden verbracht.“
Elissa lachte. „Natürlich.“ Sie suchte seinen Blick. Bilder der vergangenen Woche fielen ihr ein. Ihre Umarmung, ihr Kuss, den er nicht erwidert hatte. Dachte er dasselbe?
Ohne es zu wollen, ging sie einen Schritt auf ihn zu. Sie wünschte sich, dass er sie in die Arme nahm, sie küsste. Sie wollte seinen festen, durchtrainierten Körper an ihrem spüren. Die Atmosphäre zwischen ihnen war spannungsgeladen. „Cole“, hauchte sie. Nur noch ein Schritt.
Cole wandte sich ab. „Steht dein Auto dort drüben?“
„Ja.“ Elissa rang um Fassung. Es fiel ihr schwer, die Enttäuschung zu verbergen. „Der weiße Honda dort drüben. Die Kisten stehen auf dem Beifahrersitz und davor.“
Wenn er den Berg Kleider auf dem Rücksitz entdeckt hatte, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken. „Wir sehen uns gleich drinnen wieder“, sagte er nur und ging mit großen Schritten auf das Hauptgebäude zu.
Elissa blieb allein im Dunkeln zurück. Die Erkenntnis, dass sie Cole noch immer liebte, reichte offensichtlich nicht aus, ihn zurückzugewinnen. Als sie ihn verließ, hatte sie sein Vertrauen verloren. Und da er ein Leben lang darunter gelitten hatte, dass ihn niemand wollte, musste es für ihn eine Art Weltuntergang gewesen sein.
Elissa wusste instinktiv, dass ihn Worte nicht überzeugen konnten. Sie war gezwungen zu handeln. Er hatte sie einmal sehr geliebt. Und ihre Schwestern hatten recht, wenn sie meinten, dass seine Gefühle für sie nicht völlig abgestorben sein konnten. Warum sonst behandelte er sie nicht mit der unverbindlichen Freundlichkeit, mit der er den anderen Angestellten gegenübertrat. Sie musste diese Gefühle in ihm zum Leben erwecken. Es würde sicher nicht einfach sein, aber es war ihre einzige Chance. Und da sie erkannt hatte, dass Cole ihr Schicksal war, konnte sie nichts von dem Versuch abhalten.
„Haben wir Bücher bestellt, Millie?“ Cole hatte soeben einen riesigen Karton mit Büchern, Broschüren und diversem Arbeitsmaterial geöffnet.
„Einen Moment bitte, ich telefoniere gerade“, rief Millie zurück.
Cole starrte fassungslos auf eine lange Namensliste. „Vom Ausbildungscamp? Das muss ein Irrtum sein“, sagte er laut zu sich selbst, als Millie sein Büro betrat.
„Was ist los?“, fragte sie, und ihr Blick fiel auf den geöffneten Karton. „Was ist da drin?“
„Unsere Unterlagen für das Ausbildungscamp.“
„Wie bitte? Aber das können wir uns doch gar nicht leisten.“
„Eben. Aber es hat jemand anders für uns bezahlt.“ In Coles Freude für die Kinder mischte sich Unbehagen, da er das Gefühl nicht loswurde, dass ihn jemand zum Narren hielt. „Warst du das?“ Er sah Millie fragend an.
„Ich?“, fragte Millie überrascht. „Ich dachte, darüber hätten wir nun lange genug geredet. Jeff ist zwar ein großzügiger Mensch, aber er würde sich die Spendenbescheinigungen für das Finanzamt niemals entgehen lassen.“
Millie hielt seinem forschenden Blick stand. Warum hätte sie ihn belügen sollen? Das hatte sie nie getan. Sie war immer geradeheraus.
Es klopfte an der Tür, und Elissa betrat das Büro. „Störe ich?“
„Nein“, entgegnete Millie. „Was gibt’s?“
„Ich habe die Rechnungen bezahlt und dir die ausgefüllten Schecks auf den Schreibtisch gelegt. Sie müssen nur noch unterschrieben werden.“
Das Sonnenlicht, das durchs Fenster ins Zimmer fiel, gab Elissas blondem Schopf einen warmen, goldigen Glanz. Das schlichte, pinkfarbene Sommerkleid, das die Knöchel umspielte, ließ den Blick auf die sonnengebräunten Arme frei.
Cole hätte Millie am liebsten gebeten, sein Büro zu verlassen. Er hätte am liebsten die Tür hinter ihr abgeschlossen und Elissa an sich gezogen. Mit Küssen und Berührungen würde er ihre Leidenschaft entfachen …
So spontan dieser Gedanke auch gekommen war, so schnell verging er wieder. Zwischen ihnen gab es keine Leidenschaft. Ganz gleich wie groß die Versuchung auch war, er würde ihr in jedem Fall widerstehen. Er kannte Elissas Einstellung zum Thema Sex, und er wollte sich eine weitere Demütigung ersparen.
Elissa deutete auf den Karton, der immer noch auf dem Schreibtisch stand. „Was ist das?“, fragte sie Cole.
„Dasselbe wollte ich dich gerade fragen“, erwiderte er.
„Mich? Aber ich habe doch nichts bestellt.“ Sie kam näher und sah neugierig in den Karton.
„Unsere Einladung zum Ausbildungscamp. Irgendjemand hat die
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