JULIA FESTIVAL Band 95
unglücklich warst. Es tut mir leid.“
Elissa legte ihr Sandwich auf das Tablett zurück und lehnte sich an ihn. „Danke, dass du das gesagt hast. Du wirst es mir vielleicht nicht glauben, aber diese Worte bedeuten mir sehr viel. Wir haben beide Fehler gemacht. Aber wir werden aus diesen Fehlern für die Zukunft lernen.“
„Ja, sicher“, erwiderte Cole, ohne sich über den Sinn seiner Worte klar zu sein.
„Cole, ich möchte nächste Woche für ein paar Tage nach San Diego fahren. Kayla und Patrick kommen von der Hochzeitsreise zurück. Und ich würde gern dabei sein, wenn Patrick sein neues Forschungslabor eröffnet. Hast du etwas dagegen, wenn ich ab Donnerstag freinehme?“
„Nein, natürlich nicht. Millie sagte, dass du bisher überhaupt noch keinen freien Tag gehabt hast. Du kannst jederzeit fahren.“ Gern hätte Cole gefragt, ob sie anschließend zurückkommen würde, doch unterließ er es, da er ihren Worten sowieso keinen Glauben schenkte. Und wenn sie diesmal nicht wegging, dann eben ein anderes Mal. Eines Tages würde er in ihr Zimmer gehen und feststellen, dass sie nicht mehr da war. Es war unvermeidlich.
„Du hast Patrick noch nicht kennengelernt, nicht wahr?“
Cole schüttelte den Kopf.
„Er ist Tierarzt in der Klinik, wo Kayla während des Studiums ihr Praktikum gemacht hat. Nach dem Studium blieb sie an der Klinik. Die beiden waren lange Zeit die besten Freunde, bevor sie sich ineinander verliebten.“
Der Drucker hörte auf zu brummen. Elissa nahm eine Handvoll vollgeschriebener Blätter heraus und überreichte sie Cole. „Bitte sehr. Deine Schriftstücke.“
Cole sah auf die Blätter in seiner Hand. „Danke.“
„Gern geschehen. Wenn du noch einmal Hilfe brauchst, brauchst du nur Bescheid zu sagen. Ich würde mich darüber freuen.“
Elissa erhob sich, was Cole veranlasste, das Gleiche zu tun. Ein wenig ratlos standen sie sich gegenüber. Cole betrachtete ihre vertrauten Züge. Sie war immer wunderschön gewesen, aber das war eigentlich unbedeutend. Er hätte sie so oder so geliebt – wenn sie es zugelassen hätte, bis ans Ende ihrer Tage.
„O Cole. Sieh doch nicht so finster drein. Es wird schon alles wieder in Ordnung kommen.“ Sie nahm ihm die Blätter aus der Hand und legte sie auf den Schreibtisch. Und bevor Cole auch nur wusste, wie ihm geschah, ging sie zu ihm und legte ihm die Arme um die Taille.
Diese Geste kam für Cole so unerwartet, dass er ihr völlig hilflos ausgesetzt war. Obwohl es wider alle Vernunft war, erwiderte er die Umarmung und zog Elissa fest an sich.
Ohne es zu wollen, verlor er sich in dem berauschenden Gefühl, ihr nah zu sein. Du lieber Himmel. Es war so lange her, und doch war es ihm noch so vertraut. Ihre Wange dicht an seinem Gesicht, der Druck ihrer Hände auf seinen Schultern, der schlanke Körper mit den verführerischen, weiblichen Formen nah an seinem. Cole umfasste ihre Taille, seine Oberschenkel berührten ihre. Er senkte seinen Kopf etwas tiefer, um den Geruch ihrer Haare aufzunehmen, zitterte vor Erregung. Er war nahe daran, sie an sich zu reißen, wünschte nichts sehnlicher, als dass sie miteinander verschmolzen …
Und doch – er erinnerte sich deutlich an den Schmerz, den er ihretwegen hatte ertragen müssen. Er hatte die Vergangenheit endlich hinter sich gebracht und wollte nicht noch einmal von vorn anfangen. Abrupt ließ er die Arme sinken.
Elissas leiser Protest hätte ihn beinahe doch noch schwach werden lassen, doch es gelang ihm zu widerstehen. Ohne ihn loszulassen, beugte sie den Kopf nach hinten, um ihn anzusehen. Eine Frage lag in ihrem Blick und noch etwas anderes, das er für sexuelles Verlangen hätte halten können, hätte er es nicht besser gewusst.
Und dann tat sie etwas ganz Erstaunliches. Sie legte eine Hand auf seine Brust, hob sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. Ihr Kuss war nicht besonders leidenschaftlich, nicht so, dass sie ihn damit hätte verführen wollen. Leider. Aber es war auch kein tröstender Kuss, wie man ihn jemand aus Mitleid gab. Denn die kannte Cole zur Genüge. Mit jeder Faser seines Körpers sehnte er sich danach, ihren Kuss zu erwidern. Es wäre so einfach gewesen, sie zurückzuküssen und den Kontakt zu vertiefen.
Ich will dich …
Eine Sekunde lang stockte ihm der Atem. Nein, es war nicht möglich. Er konnte diese Worte nicht ausgesprochen haben. Andernfalls würde Elissa sich längst von ihm abgewandt haben, abgestoßen von seinem – in ihren Augen –
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