JULIA FESTIVAL Band 95
Hähnchenragout.
Elissa hatte sich für dieses Essen entschieden, weil es leicht warm zu halten war und sie von ihm wusste, dass es zu Coles Leibgerichten gehörte.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. Dreizehn Minuten vor sechs. Mit einem Päckchen Streichhölzer in der Hand trat sie an den Tisch heran. Sollte sie die Kerzen schon jetzt anzünden? Nein, ihre Hände zitterten viel zu sehr. Außerdem würde es romantischer sein, wenn Cole diese Aufgabe übernahm.
Wie war es nur möglich, dass sie so nervös war! Ihr Herz schlug bis zum Hals, und sie verspürte ein seltsames Kribbeln im Bauch. Elissa schloss die Augen und atmete tief durch. Cole würde gleich zum Abendessen in ihr Zimmer kommen!
Oder doch nicht? Sie vergrub das Gesicht in den Händen. Seit letzter Woche, als er ihr von dem Brief seines Großvaters erzählt hatte, war alles anders geworden. Ihre Beziehung hatte eine andere Dimension erreicht. Sie waren Freunde geworden.
Obwohl Elissa genau wusste, was Cole von ihr erwarten würde, wenn sie ihn in ihr Zimmer einlud, tat sie es dennoch. Und er hatte zugesagt. Was sie daraus machte, lag in ihrer Hand. Auf jeden Fall hatte sie die feste Absicht, ihn heute zu verführen. Hoffentlich hatte Millie recht, wenn sie sagte, dass viele Krisen in einer Ehe im Schlafzimmer überwunden wurden und die Leidenschaft über einige Missstände hinweghalf.
Ein Klopfen an der Tür riss Elissa aus ihren Gedanken. Es wurde ernst. Sie betete, dass sie den Abend hinter sich brachte, ohne wieder alles zu vermasseln. Schließlich wollte sie doch nicht mehr als ein kleines bisschen Glück für Cole und sich selbst. Und nach dem, was in den letzten Jahren geschehen war, verdienten sie es ja wohl.
Zwei Stunden später hatten das köstliche Essen und der ausgezeichnete Wein das Ihre dazu beigetragen, Elissas Angst zu dämpfen. Sie war die Erste, die sich vom Tisch erhob und sich auf die Couch setzte.
Cole folgte ihr. Er saß so dicht neben ihr, dass ihre Knie sich berührten.
„Du hast ja einen Schwips“, neckte er sie.
„Na, hör mal“, protestierte Elissa und stellte ihr Glas mit Wein vor sich auf den Couchtisch. „Das ist erst mein zweites Glas.“
„Aber du hast nicht gegessen, also ist es das zweite Glas auf nüchternem Magen.“
„Doch. Ich habe etwas von dem Salat gegessen“, verteidigte sie sich. Obwohl sich Elissas Angst verflüchtigt hatte, war sie doch sehr nervös.
Cole legte seinen Arm auf die Rückenlehne des Sofas und berührte mit den Fingern sanft ihre Schulter. „Ich weiß, was du denkst“, sagte er und suchte ihren Blick. „Du glaubst, dass ich ganz bestimmte Absichten verfolge, weil ich deine Einladung zum Essen angenommen habe. Aber du irrst dich. Ich wollte einfach nur, dass wir einmal ein paar Stunden für uns haben. Das kommt selten genug vor. Ich erwarte nichts von dir. Ich genieße es, einen guten Freund zu haben.“ Sein Lächeln war so sexy, dass es Elissa den Atem nahm. „Also los, entspann dich endlich.“
Leichter gesagt als getan. Selbstverständlich gab es kein Drehbuch, das ihnen vorschrieb, wie sie den heutigen Abend zu verbringen hatten. Allein Coles Anwesenheit machte sie nervös.
„Du hast wohl überhaupt nichts begriffen?“, fragte sie.
„Wovon redest du?“
„Von dir. Nur von dir. Sieh dich nur an.“ Elissa beugte sich vor und berührte sein Hemd. „Ein weißes Hemd, stimmt’s? Nichts Besonderes, sollte man denken.“
„Elissa, wovon redest du?“
Elissa berührte zart seine Hand, die immer noch auf ihrer Schulter lag. „Mit dieser Berührung wolltest du mich beruhigen, nicht wahr?“
Cole nickte. Er war offensichtlich verwirrt.
„Es war aber keineswegs beruhigend, sondern eher das Gegenteil. Es war mehr ein kleiner Stromschlag. Und dein Hemd, die aufgekrempelten Ärmel, das alles ist so unglaublich sexy … Ach, du hast ja keine Ahnung.“
Cole starrte entgeistert auf seinen Unterarm. „Sexy? Blödsinn.“
„Die Entscheidung darüber musst du schon mir überlassen. Ich weiß auch nicht, warum ich es sexy finde. Ist es das nackte Handgelenk, oder denke ich eher daran, wie du ausgesehen hast, als du die Ärmel hochgekrempelt hast? Aber egal. Wichtig ist nur, dass du verstehst, was ich meine.“
„Entweder bist du verrückt oder betrunken.“ Cole war fassungslos.
„Nein, ich bin weder das eine noch das andere“, Elissa lachte. „Was ich sage, ist die reine Wahrheit. Aber es ist nicht nur dein Äußeres. Ich habe dich immer darum beneidet, dass du
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