JULIA FESTIVAL Band 97
gutes Stück unter Wasser. Mit kräftigen Zügen kraulte sie ans andere Ende und wendete dort, bevor sie zurückkam.
Unwillkürlich ging er die Stufen hinunter, sodass er in ihrem Blickfeld war. Mit verschränkten Armen und leicht gespreizten Beinen stand er da. Er wollte sie aus dem Konzept bringen, damit sie spürte, welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Aber sie ignorierte ihn. Als sie ihn erreichte, drehte sie sich lediglich um und schwamm ans andere Ende.
Allmählich wurde er wütend. Es war furchtbar heiß, und da er keinen Sonnenstich riskieren wollte, musste er sich wohl etwas anderes einfallen lassen. Helen war offenbar fest entschlossen, ihn zu ignorieren.
Das Hemd hatte er bereits aufgeknöpft und aus dem Bund seiner Jeans gezogen. Nun zog er seine Motorradstiefel und die Jeans aus. Bevor er sich seiner Boxershorts entledigte, zögerte er allerdings. Helen war sein Gast, und er musste Rücksicht auf sie nehmen. Deshalb sprang er so ins Wasser und tauchte nur wenige Zentimeter von ihr entfernt auf.
Prompt kam sie aus dem Rhythmus. Sie begann, Wasser zu treten, und funkelte ihn entrüstet an. Schließlich wandte sie sich ab, um zu den Stufen zu schwimmen.
„Warte!“ Er umfasste ihren Arm und zog sie an sich, nachdem sie einen Moment lang vergeblich versucht hatte, sich aus seinem Griff zu befreien. Die Berührung übte eine verheerende Wirkung auf ihn aus, und prompt flammte heißes Verlangen in ihm auf.
Helen blickte zu ihm auf. „Was willst du?“, fragte sie, und er überlegte, ob er sich das Beben in ihrer Stimme nur einbildete. „Hast du überhaupt etwas an?“
Ihre letzten Worte überraschten ihn so, dass er sich ein Lächeln verkneifen musste. „Wie kommst du denn darauf?“
Mit der freien Hand strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht. „Ich habe dich nicht in eine der Kabinen gehen sehen.“
„Weil ich auch nicht drinnen war. Und, spielt es eine Rolle?“
„Für mich nicht“, erwiderte sie angespannt, während sie weiterhin Wasser trat, um auf Abstand zu bleiben. „Schließlich wäre der Anblick eines nackten Mannes nicht neu für mich.“
Ihm war klar, dass seine Nähe ihr durchaus zu schaffen machte, auch wenn Helen sich krampfhaft bemühte, es sich nicht anmerken zu lassen. „Nein, ich bin nicht ganz nackt“, erklärte er.
„Es ist mir egal.“ Sie zuckte die Schultern. „Aber du musst zugeben, dass es typisch für dich gewesen wäre.“
„Du behauptest also, ich würde lügen?“
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Aber du denkst es.“ Milos widerstand dem Drang, sie zu schütteln, und atmete tief durch. „Du kannst mir vertrauen. Ich lüge nicht.“
„Es spielt keine Rolle.“
Er empfand ihre betont lässigen Worte als Demütigung. Und als Helen den Kopf wandte und resigniert zu den Stufen blickte, verlor er die Fassung. Ohne wirklich an die Folgen zu denken, zog er sie an sich und schlang ein Bein um ihre. „Und, glaubst du mir jetzt?“ Finster sah er sie an.
Erschrocken legte sie ihm den Arm um die Schultern, um das Gleichgewicht zu halten, und schmiegte sich dabei instinktiv an ihn. Es erregte ihn noch mehr, und sie musste es auch spüren. Sie war ihm so nah, dass er merkte, wie ihre Knospen sich aufrichteten.
Plötzlich wollte er sie nackt sehen. Am liebsten hätte er ihr den Bikini abgestreift. Aber er rief sich ins Gedächtnis, dass er sie nicht deswegen mit hierhergenommen hatte. Er löste seine Probleme nicht, indem er seinem Verlangen freien Lauf ließ. Und dennoch erinnerte diese intime Nähe ihn daran, warum er sich damals so untypisch verhalten hatte. Es war nicht nur ihre unwiderstehliche Anziehungskraft gewesen. Helen hatte eine verheerende Wirkung auf seine Sinne ausgeübt, und mit ihr zu schlafen war ganz natürlich gewesen.
Wäre er berechnend gewesen, hätte er die Situation jetzt ausgenutzt und Helen direkt gefragt, wer Melissas Vater sei. In diesem Zustand wäre sie sicher nicht in der Lage gewesen, sich eine Lüge auszudenken.
Als Helen nun die Hand in sein Haar schob und seinen Kopf nach hinten zog, sah Milos rot. Das Gefühl ihres heißen Atems an seinem Ohr und der Anblick ihrer Träger, die hinuntergerutscht waren, weckten in ihm den Wunsch, sich an ihr zu rächen.
„ Ya Theos, halt still!“, sagte er leise und versuchte dabei vergeblich, seine Empfindungen zu unterdrücken. Doch als er in ihr erhitztes Gesicht blickte, war er verloren. Mit den leicht geöffneten Lippen und den geröteten Wangen war sie unwiderstehlich.
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