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JULIA FESTIVAL Band 97

JULIA FESTIVAL Band 97

Titel: JULIA FESTIVAL Band 97 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE MATHER
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erzählte Helen von ihrem Studium und ihren Plänen, sich nach dem Abschluss als Innenausstatterin selbstständig zu machen. Ihr Vater hatte sich bereit erklärt, sie in ihrem ersten Geschäftsjahr finanziell zu unterstützen. Helen dachte daran, wie glücklich Rhea sich schätzen konnte, solch liebevolle und fürsorgliche Eltern zu haben.
    Außerdem fragte sie sich, ob sie ihre eigene Situation anders gesehen hätte, wenn sie ihren Vater nicht aus ihrem Leben ausgeschlossen hätte. Wäre er für eine Heirat mit Richard gewesen, wenn sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt hätte? Ihre Mutter hatte sich natürlich Sorgen darüber gemacht, was die Leute denken würden, wenn sie erfuhren, dass ihre ledige Tochter ein Kind erwartete. Schließlich war sie nach der Trennung von Sam selbst ein Opfer der Klatschmäuler gewesen.
    Aber hätte ihr Vater sie beide nicht verlassen, hätte sie Milos Stephanides nie kennengelernt. Und sie hätte niemals ein Kind bekommen, dessen Erzeuger sie sogar vor ihrer Mutter geheim gehalten hatte.
    „Wohin gehst du?“
    Sheila Campbell wandte sich vom Fernseher ab, als Helen fertig angezogen auf der Schwelle zum Wohnzimmer erschien.
    „Ich treffe mich mit Sally im Café“, schwindelte Helen. Erst hatte sie erwogen, ihren Freund Richard vorzuschieben, doch ihre Mutter hätte ihn später danach gefragt.
    „Mit welcher Sally?“ Sheila runzelte die Stirn, und Helen wünschte, sie wäre nicht immer so neugierig.
    „Sally Phillips“, antwortete sie, in der Hoffnung, überzeugend zu klingen. „Du kennst sie nicht. Sie ist in meiner Englischnachhilfegruppe.“
    „Oh.“ Ihre Mutter zuckte die Schultern und drehte sich wieder zum Fernseher um. „Aber vergiss nicht, dass du morgen Schule hast. Spätestens um halb elf bist du zu Hause.“
    „Oh, Mum!“ Helen seufzte resigniert. „Ich bin kein Kind mehr.“
    „Aber du gehst noch zur Schule. Und ich habe nicht die Zeit, dich jeden Morgen wachzurütteln.“ Sheila schniefte. „Außerdem hattest du erzählt, du würdest dich lieber am Wochenende mit Richard treffen.“
    „Stimmt“, bestätigte Helen entrüstet. „Ich treffe mich aber nicht mit Richard Shaw, sondern mit Sally. Ist das in Ordnung?“
    „Habe ich denn eine Wahl?“, meinte Sheila geringschätzig. „Na los, geh schon. Und amüsier dich gut. Aber verpass nicht den letzten Bus.“
    „Das werde ich nicht“, sagte Helen schuldbewusst. Ob Milos sie nach Hause bringen würde? Zumindest würde er sie bis zu ihrer Straße begleiten. Erneut verspürte sie dieselbe prickelnde Vorfreude wie in dem Moment, in dem sie seine Einladung angenommen hatte.
    Sie trafen sich in der Bar seines Hotels, und Helen fragte sich, ob es klug gewesen war, sich darauf einzulassen. Aber wenigstens konnte sie sicher sein, im Cathay Intercontinental niemanden zu treffen. Sie hoffte nur, dass ihr Outfit dort nicht völlig deplatziert war. Am liebsten hätte sie ihr neues Kleid und die Lederjacke angezogen, die schon seit einer Ewigkeit im Schrank hingen, doch damit hätte sie ihre Mutter nur misstrauisch gemacht. Also mussten der schwarze Parka und die engen Jeans reichen. Unter dem Parka trug sie allerdings die schicke Bluse, die ihre Mutter ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
    Sie verspürte enorme Schuldgefühle, weil sie Geheimnisse vor ihrer eigenen Mutter hatte und somit auch nicht besser war als ihr Vater.
    Als Helen jedoch das Foyer des Cathay Intercontinental betrat und Milos sie in der Nähe des Eingangs erwartete, vergaß sie ihre Gewissensbisse sofort. In dem anthrazitfarbenen Anzug und dem schwarzen Rollkragenpullover sah er einfach umwerfend aus, und es fiel ihr schwer zu glauben, dass dieser attraktive Mann mit ihr verabredet war. Als er auf sie zukam, wurde ihr ganz heiß unter seinem Blick.
    „Hallo“, grüßte er leise, und es schien ihr, als würde sie seine Hände spüren, obwohl er sie nicht berührte. „Ich bin froh, dass du gekommen bist, denn ich hatte schon befürchtet, deine Mutter würde es dir nicht erlauben.“
    „Sie weiß gar nicht, dass ich hier bin“, erwiderte sie, ohne zu überlegen, und dachte daran, wie albern sie wirken musste.
    Milos presste die Lippen zusammen. „Und was glaubt sie, wo du bist?“
    „Im Café“, sagte sie schnell. „Sie halten mich jetzt bestimmt für albern, weil ich es ihr nicht erzählt habe.“
    Er schüttelte den Kopf. „Es war sogar sehr klug“, bemerkte er trocken. „Deine Mutter mag mich offenbar nicht.“
    Daraufhin lächelte

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