JULIA FESTIVAL Band 98
Mädchen mit nach Hause gebracht hat. Dazu war er wohl immer zu wild. Er hat lieber Autorennen veranstaltet oder die Schule geschwänzt als Mädchen hofiert. Natürlich ist er inzwischen erwachsen. Frauen sind interessanter und Autos langweiliger geworden.“ Sie zuckte die Achseln. „Sind Sie beide nur befreundet oder können wir auf mehr hoffen?“
Haley wusste nicht, wie sie diese Frage beantworten sollte. Sie betete inständig, dass Howard mit dem Gepäck erscheinen möge, aber er tat es nicht, sodass sie das Schweigen irgendwie brechen musste. „Tja, also …“ Sie räusperte sich. „Ich würde sagen, wir sind Freunde.“ Taten Freunde, was sie und Kevin in der vergangenen Nacht getan hatten? „Ich mag ihn sehr. Er ist ein wundervoller Mann.“
„Das finde ich auch, aber ich bin schließlich seine Mutter. Was könnte ich sonst sagen?“ Sie richtete sich auf. „Ich will Sie nicht weiter aushorchen. Sie sollen nur wissen, dass wir sehr froh sind, Sie hier zu haben. Dinner gibt’s um sechs.“ Sie blickte zur Uhr. „Was bedeutet, dass ich damit anfangen sollte.“
„Kann ich helfen?“
„Es gibt nur Lasagne aus dem Tiefkühlschrank und Salat.
Leider müssen Howard und ich heute Abend ausgehen.“ Sie krauste die Nase. „Ich hasse es, an Kevins erstem Abend zu Hause nicht hier zu sein, aber unser Bowlingteam nimmt an der Landesmeisterschaft teil, und das können wir nicht verpassen.“
„Er hat bestimmt Verständnis dafür.“
Vivian lächelte. „Außerdem hat er ja Sie zur Gesellschaft.“ Sie wandte sich ab und ging den Flur entlang.
Haley blickte ihr nach. Es erleichterte sie, dass sie in Kevins Elternhaus willkommen war, und es gefiel ihr, dass er keine anderen Frauen mit nach Hause gebracht hatte. Es vermittelte ihr das Gefühl, etwas Besonderes zu sein – was ziemlich häufig geschah, wenn sie und Kevin zusammen waren.
„Man kann sich nicht vorstellen, dass ein kleiner Hund so viel anrichten kann“, bemerke Vivian. „Aber mit seinen scharfen Krallen hat er tatsächlich alle frisch gepflanzten Büsche ausgegraben. Mrs. Wilbur hat ihn mit dem Rechen die ganze Straße entlang verfolgt.“
Kevin schmunzelte. „Sag mir bitte, dass das arme Tier davongekommen ist.“
„Natürlich“, bestätigte Howard und nahm sich eine zweite Portion Salat. „Sie hat wochenlang auf ihn geschimpft.“
Haley lauschte, während Kevin auf den neuesten Stand der Dinge im Ort gebracht und über die Ereignisse während seiner Abwesenheit aufgeklärt wurde. Es erinnerte sie an zu Hause, denn auch dort kannte jeder jeden. Auch sie und ihr Vater unterhielten sich während des Essens über die Einwohner und deren Kümmernisse und Missgeschicke.
Kevin lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich den Magen. „Haley und ich haben unterwegs ganz gut gegessen, aber deine Lasagne übertrifft alles, Mom.“
Sie lächelte. „Danke, aber offensichtlich ist sie nicht gut genug, um dich öfter nach Hause zu locken.“
Abwehrend hob er die Hände. „Gönn mir ein paar Stunden Ruhe, bevor du mich damit triezt.“
„Okay.“ Sie seufzte. „Es ist schön, dich hier zu haben.“
Howard pflichtete ihr bei.
„Also, was ist die große Neuigkeit, die du mir nicht am Telefon verraten wolltest?“, fragte Kevin.
Vivian und Howard tauschten einen Blick. Haley spürte eine stumme Übereinkunft zwischen den beiden, die von Liebe und Vertrauen und vielen gemeinsamen Jahren kündete. Sie wandte sich ab, so als wäre sie in eine Privatsphäre eingedrungen.
Mit Allan hatte sie nie auf diese Weise kommuniziert, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie ihn überhaupt nicht vermisste, ihn nie geliebt hatte.
„Lass uns morgen darüber reden“, sagte Vivian und unterbrach damit Haleys Überlegungen.
Howard blickte zur Uhr. „Wir müssen jetzt gehen.“
Vivian deutete auf das Geschirr. „Gib mir noch eine Minute.“
„Ich räume den Tisch ab“, bot Haley hastig an.
„Nun geh schon, Mom“, drängte Kevin, als Vivian protestieren wollte. „Ich passe auf, dass sie alles richtig macht.“
Sie lachte und küsste ihn auf die Wange, und dann eilte sie mit Howard zur Hintertür hinaus.
Kevin blickte ihnen nach. „Warum wollte sie es mir nicht heute Abend erzählen?“
„Vielleicht weil sie es eilig haben. Vielleicht will sie in Ruhe mit dir reden.“ Sie forschte in seinem Gesicht. „Machst du dir Sorgen?“
Er schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Was immer es ist, sie wird es mir morgen früh sagen.
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