JULIA FESTIVAL Band 98
Nash. „Was halten Sie von Kaffee und Keksen?“
Er legte das Werkzeug in den Kasten und stand auf. „Klingt gut.“
„Ich serviere in fünf Minuten im Esszimmer.“ Sie wandte sich zum Gehen, blieb dann stehen, als die Waschmaschine zu schleudern begann. „Ich kann es immer noch nicht glauben. Die Schmutzwäsche stapelt sich schon bis zur Decke. Wir haben nichts Sauberes mehr anzuziehen. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe.“
„Ich habe es gern getan. Mein Beruf hält mich ziemlich in Schach. Ich bin es nicht gewohnt, Freizeit zu haben, und dadurch hatte ich was zu tun.“
Sie lachte. „Als Nächstes werden Sie mir noch erzählen, dass ich Ihnen einen Gefallen getan habe, indem Sie an der Waschmaschine arbeiten durften.“
„Genau.“
„Netter Versuch, Nash, aber das kaufe ich Ihnen nicht ab.“
Sie eilte in die Küche, setzte Kaffee auf und holte Gläser für die Kinder aus dem Schrank. Während Brad Milch einschenkte, bereitete sie Kekse und Weintrauben mit Käsewürfeln vor. Als der Kaffee durchgelaufen war, goss sie ihn in eine Thermoskanne und stellte ihn mit dem Snack auf ein Tablett.
„Ich bin gleich wieder da“, sagte sie zu ihren Kindern und brachte das Tablett ins Esszimmer.
Nash stand am Fenster und blickte hinaus auf die Straße. Lächelnd drehte er sich um. „Danke.“
„Keine Ursache.“ Sie stellte das Tablett auf den Tisch. „Sagen Sie Bescheid, wenn Sie noch etwas möchten.“
„Das werde ich tun.“
Sie hätte sich gern eingebildet, dass er von mehr als nur dem Essen sprach, dass sich hinter seiner lässigen Haltung und gelassenen Miene erotische Spannung verbarg. Oder sie konnte realistisch sein und in die Küche verschwinden.
Da sie einigermaßen intelligent war, entschied sie sich für Letzteres und ließ ihn in Ruhe. Der arme Mann hatte nicht um ihren plötzlichen Hormonstoß gebeten. Wenn sie nicht beide in Verlegenheit bringen wollte, musste sie ihre eigensinnige Fantasie irgendwie unter Kontrolle bringen.
„Erzählt mir von der Schule“, sagte sie, während sie sich an den Tisch setzte.
Die Zwillinge gingen in die dritte Klasse, während Brad gerade das erste Jahr an der Mittelschule vollendete.
„Mrs. Roscoe hat gesagt, dass wir ihre beste Klasse überhaupt sind“, teilte Adam ihr stolz mit.
„Wir haben heute unsere Leseliste für die Ferien gekriegt“, warf Jason ein. „Ich habe mir schon fünf Bücher ausgesucht. Können wir diese Woche in die Bibliothek fahren?“
„Sicher. Über welches müsst ihr ein Referat schreiben?“
Adam holte ein Blatt Papier aus seinem Rucksack und reichte es ihr.
Stephanie überflog die Liste und blickte zu Brad. „Was ist mit dir?“
„Meine Liste ist in meinem Zimmer. Ich will das Referat auf dem Computer schreiben. Kriegen wir endlich einen neuen? Du hast gesagt, dass wir drüber reden, wenn die Schule aus ist.“
„Stimmt. Und wenn ich den Kalender nicht falsch gelesen habe, ist die Schule noch nicht aus.“
„Aber es sind bloß noch vier Tage.“
„Womit ich noch sechsundneunzig Stunden habe, bevor du mich damit nerven kannst.“
Brad unterdrückte ein Grinsen. Seit Monaten drängte er auf einen neuen Computer. Der vorhandene funktionierte zwar einwandfrei, war aber nicht kompatibel mit den echt coolen Spielen. Sie hoffte, dass sie Brad noch bis Weihnachten hinhalten konnte. Dann sollte ihr Sparschwein durch die wöchentliche Fütterung von zwanzig Dollar fett genug geworden sein.
Während die drei nacheinander von ihrem Schultag berichteten, glitt Stephanies Aufmerksamkeit zu dem Mann im Nebenzimmer. Er saß ganz allein da, während sie von ihren Kindern umringt war, und sie verspürte den Impuls, ihn in den Kreis einzubeziehen. Doch das war verrückt. Sie hatte noch nie einem Pensionsgast Familienanschluss angeboten.
Außerdem ist er bestimmt verheiratet, sagte sie sich. Oder er hatte eine feste Freundin in Chicago.
Unschlüssig rutschte sie auf ihrem Stuhl umher, bis sie es schließlich nicht mehr aushielt. „Ich bin gleich wieder da“, sagte sie und verließ die Küche.
Sie betrat das Esszimmer und fand Nash dort vor, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte. Er stand am Fenster und starrte hinaus auf die Straße. Ein Blick zum Tablett verriet ihr, dass er es nicht einmal angerührt hatte.
Er drehte sich um und zog fragend eine Augenbraue hoch.
Sie räusperte sich und überlegte, was sie sagen sollte. Ihr fiel nichts Geistreiches ein. Also murmelte sie ein wenig verlegen: „Sie müssen Ihre
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