JULIA FESTIVAL Band 98
und das ist ziemlich schwer. Mir hat Mathe leider nie gelegen, und deshalb kann ich ihm nicht helfen.“
„Mom, ich kann das schon allein“, behauptete Brad gekränkt.
„Ich weiß, Honey, du machst das großartig.“
„Ich war ganz gut in Algebra“, warf Nash an.
„Sagen Sie bloß nicht, dass Ihnen Mathe liegt“, warf Stephanie ein.
„Doch, tut mir leid. Mir hat immer gefallen, dass es feste Regeln gibt. Wenn man die erst mal gelernt hat, wendet man sie nur noch an. Man muss die richtige Reihenfolge einhalten. Sonst findet man die Lösung nicht.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe die richtige Reihenfolge nie begriffen. Warum kann man eine Gleichung nicht einfach von links nach rechts machen wie beim Lesen?“
„Das kann man. Gewissermaßen. Wie bei der Aufgabe hier.“ Er deutete auf das Mathebuch. „Man muss nur zuerst das in Klammern lösen, und dann geht man von links nach rechts vor.“
„Warum?“
„Weil man Schritt für Schritt vorgehen muss. Wenn man ein Modellauto baut, kann man auch nicht die Motorhaube ankleben, bevor man den Motor einsetzt.“
Sie stöhnte. „Muss ich Ihnen jetzt gestehen, dass ich auch keine Modellautos bauen kann?“
Brad tippte mit dem Bleistift auf den Tisch. „Kann ich mein Buch wiederhaben?“
„Sicher.“ Nash schob es ihm hin und beobachtete, wie er eifrig zu rechnen begann.
Er fing einen Blick von Stephanie auf und sah, dass sie „Danke“ mit den Lippen formte. Offensichtlich hatte sie sein Bestreben durchschaut, Brad unauffällig zu helfen. Er versuchte, die Emotionen zu deuten, die über ihr Gesicht huschten, aber sie kamen und gingen zu rasch. Zurück blieb nur ein Eindruck von Kummer, so als gäbe es etwas zu bereuen.
Natürlich, sagte er sich, jeder hat was zu bereuen im Leben. Doch zum ersten Mal seit langer Zeit wollte er eine andere Person fragen, was sie bedrückte. Er wollte mehr über sie erfahren und verstehen, was sie dachte. Er wollte eine Verbindung herstellen.
Sein Interesse ging über Sex hinaus, und das jagte ihm Angst ein. Sich zu engagieren, Gefühle zu entwickeln wäre ein Desaster. Er sagte sich, dass er sofort verschwinden sollte, bevor es zu spät war. Aber obwohl er wusste, dass es falsch war zu bleiben, konnte er sich einfach nicht zwingen, aufzustehen und zu gehen.
4. KAPITEL
Nash blieb zum Dinner. Stephanie konnte sich den Grund nicht erklären und auch nicht entscheiden, ob es gut oder schlecht war. Er war nett. Die Zwillinge bewunderten ihn bereits, auch wenn Brad sich weiterhin abweisend gab. Sie freute sich über die Gelegenheit, zur Abwechslung mit einem Erwachsenen reden zu können. Also hätte alles in Butter sein sollen.
Außer dass sie nicht wusste, was er davon hatte. Warum sollte sich ein gut aussehender, intelligenter Mann mit ihr und ihren drei Kindern abgeben? Warum sollte irgendein Mann das tun? Hassten Männer nicht die Kinder anderer in einer Beziehung? Nicht, dass er es auf sie abgesehen hatte. Auch wenn er in ihr Sehnsucht nach Satinbettwäsche und Champagner erweckte, sah er in ihr bestimmt nicht mehr als eine tüchtige Wirtin.
Warum also war er geblieben?
Du kannst ihn ja fragen, schlug eine kleine innere Stimme vor.
Beinahe hätte Stephanie laut gelacht. Das war einfach nicht ihr Stil.
„Wir sind fertig“, verkündete Brad.
Sie drehte sich um und sah, dass der Tisch abgeräumt und das schmutzige Geschirr neben der Spüle gestapelt war. „Gut gemacht“, lobte sie. „Habt ihr alle Hausaufgaben fertig?“
Drei Köpfe nickten eifrig.
Sie lächelte. „Dann dürft ihr jetzt fernsehen.“
„Oh ja!“
Brad stieß mit der Faust in die Luft. Die Zwillinge rannten aus der Küche.
„Halt!“, rief sie ihnen nach. „Ihr geht nach oben zum Fernsehen.“
„Warum?“, fragte Nash.
Sie drehte sich zu ihm um und ignorierte seine sexuelle Ausstrahlung. Denn zum einen wollte sie sich nicht zum Narren machen, und zum anderen befand sich immer noch ein Minderjähriger im Raum. „Der Fernseher hier unten ist für die Pensionsgäste gedacht.“
Er lächelte. „Ich bin kein großer Fernseher. Von mir aus können sie unten bleiben.“
Sie lächelte Brad an. „Heute scheint euer Glückstag zu sein. Geh es deinen Brüdern sagen, und dreht den Ton nicht zu laut.“
Mit strahlender Miene stürmte er hinaus und schrie: „Wir können unten bleiben!“
„Schlichte Freuden“, murmelte sie. „Wenn das Leben nur so einfach bliebe.“
„Das wäre schön“, pflichtete Nash ihr bei, während er
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