JULIA FESTIVAL Band 98
sie auf.
„Ich wollte mich anfangs nicht einverstanden erklären“, fuhr Edie fort, „doch am Ende gab ich nach. Ich fuhr nach Dallas, weil wir in unserer kleinen Stadt keinen Skandal verursachen wollten. Ralph hatte in der Zeitung gelesen, dass in Dallas eine Tagung aller Kreissheriffs stattfand, und er hielt es für die perfekte Lösung. Auf diese Weise wüssten wir wenigstens etwas über den Mann, der der Erzeuger unserer Kinder werden sollte.“ Sie strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Dein Vater ist Earl Haynes, ein Sheriff.“
Kari versuchte ihren Gesichtsausdruck neutral zu halten, bezweifelte aber, dass ihr das gelang. Instinktiv schaute sie auf den Stern an Gages Brust. Sein ganzes Leben lang hatte er sich nichts anderes gewünscht, als Sheriff zu werden, und dieser Wunsch war auch tatsächlich in Erfüllung gegangen. Sie spürte, wie Gage ihre Hand noch fester umschloss.
„Da hast du ihn also getroffen“, stellte er kühl fest.
„Ja. Ich traf ihn gleich am ersten Tag. Er war groß, dunkelhaarig, gut aussehend und sehr charmant. Wir lernten uns kennen, und am dritten Tag gingen wir miteinander ins Bett. Leider wusste ich nicht, wie man mit einem Mann intim wurde, ohne ein Stück seines Herzens herzugeben.“
„Du hast dich in ihn verliebt?“
„Ich weiß es nicht. Vielleicht. Auf jeden Fall hat er mich sehr beeindruckt. Er war so charmant und weltgewandt.“ Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie wischte sie rasch fort. „Ich war derart verwirrt, dass ich am liebsten sofort nach Hause gefahren wäre. Doch ich tat es nicht, sondern blieb die ganze geplante Woche. Earl bat mich, mit ihm nach Kalifornien zu kommen, doch das wollte ich nicht. Ich wusste, ich gehörte zu Ralph, also kehrte ich nach Ablauf der Woche wieder nach Hause zurück.“
Gage entriss ihr seine Hand und sprang auf. „Für wen hältst du dich eigentlich? Wie kannst du es wagen, hierherzukommen und mir zu erzählen, dass du nicht nur fremdgegangen bist, um schwanger zu werden, sondern dass du auch noch etwas für diesen Mann empfunden hast? Du hast doch behauptet, du würdest Ralph lieben, du hättest nie aufgehört, ihn zu lieben.“
„Das habe ich auch nicht. Aber Earl hat es für eine Weile geschafft, mich von dem abzulenken, was für mich wichtig war“, erklärte Edie. „Glaubst du denn, ich bin stolz auf das, was ich getan und empfunden habe? Ich wünschte, ich müsste dir das alles nicht erzählen, Gage. Aber ich muss es tun. Du musst erfahren, warum es so war, wie es war.“
Gage ging zur Spüle hinüber und blieb dort mit dem Rücken zum Tisch stehen.
„Als ich nach Hause kam, stellte ich bald fest, dass ich schwanger war“, fuhr Edie fort, als Gage nichts erwiderte. „Ralph hat nie über das geredet, was geschehen ist. Er hat mich nie gefragt oder mir Vorwürfe gemacht. Und als du geboren wurdest, war er so stolz, wie ein Vater nur sein kann. Er liebte dich mit jeder Faser seines Herzens. Du hattest sogar Ähnlichkeit mit ihm, was ihn sehr freute.“
Edie schluckte. „Alles schien perfekt zu sein. Wir hatten dich, und wir hatten uns. Aber ich konnte Earl einfach nicht vergessen. Ich wusste damals nicht, dass meine Gefühle für Earl nur Schwärmerei waren. Außer Ralph hatte es in meinem Leben niemals einen anderen Mann gegeben. Ich war noch nicht mal mit einem anderen ausgegangen. Ich hielt blinde Verliebtheit für Liebe, und als du drei Monate alt warst, bin ich nach Dallas zurückgekehrt.“
Gage explodierte. „Du hast diesen Mann wieder getroffen?“
Edie nickte. „Ich konnte nicht anders. Ich habe Ralph nichts davon erzählt. Ich ließ dich bei meiner Mutter und fuhr für eine Nacht nach Dallas.“ Sie seufzte. „Lass es mich so ausdrücken. Ich habe meine Lektion gelernt. Ich lernte den Unterschied zwischen Verliebtheit und wahrer Liebe kennen und erkannte, wer der richtige Mann für mich war. Aber als ich wieder nach Hause kam, war es zu spät.“
Kari war sprachlos. Ralph musste vor Enttäuschung und Wut außer sich gewesen sein. Beim ersten Mal standen sie beide hinter ihrem Plan, doch heimlich zu Earl Haynes zurückzukehren, das war …
Gage kehrte zum Tisch zurück und legte die Hände auf die Rückenlehne eines Stuhles. „Quinn“, stieß er gepresst hervor.
Kari sah ihn bestürzt an. Natürlich. Sein jüngerer Bruder. Wie konnte sie das vergessen haben?
Edie nickte. „Ralph hat mich nicht verstanden. Er war wütend und sehr verletzt. Wir standen fast vor der Scheidung. Da
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