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JULIA FESTIVAL Band 98

JULIA FESTIVAL Band 98

Titel: JULIA FESTIVAL Band 98 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SUSAN MALLERY
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ich ihn immer noch liebte, flehte ich ihn an, mir meinen Fehler zu vergeben. Und irgendwann hatte er mit dann verziehen. Kurz darauf fand ich heraus, dass ich schwanger war. Ralph hat diese Nachricht nicht besonders gut aufgenommen.“
    Gage straffte sich. „Kein Wunder“, bemerkte er nachdenklich. „Kein Wunder, dass er Quinn hasste. Mein Bruder hat ihn ständig an deinen Verrat erinnert.“
    Tränen stiegen in Edies Augen. „Ja, und ich konnte ihn nie dazu bringen, anders zu denken. Ich habe versucht, Quinn alles zu geben, doch ich konnte ihm die Liebe seines Vaters nicht ersetzen. Er hat Ralphs Abneigung zu sehr gespürt.“
    Gage schaute seine Mutter an. Solange er sich erinnerte, war sie Teil seines Lebens gewesen, doch jetzt kannte er sie plötzlich nicht mehr. Es war, als ob eine Fremde mit ihm am Tisch saß und ihm aus ihrer Vergangenheit erzählte.
    Am liebsten hätte er vor Wut laut geschrien oder etwas zertrümmert. Wie sehr wünschte er sich, er könnte die Zeit zurückdrehen und alles vergessen, was er erfahren hatte. Wie sollte er mit diesem Wissen leben? Hätte er doch nur nie das Kästchen aus dem Mülleimer geholt!
    „Du hast gelogen“, sagte er müde. „Ihr beide habt gelogen.“ Mutter und Vater. Außer, dass Ralph nicht sein Vater war. Er war noch nicht mal ein Verwandter.
    Seine Mutter, die schon immer Gages Gedanken hatte lesen können, sah ihn an. „Ralph ist dein Vater, daran ändert sich nichts. Er gehört zu deiner Vergangenheit, zu deiner Lebensgeschichte. Das kann dir keiner nehmen.“
    Gage schüttelte den Kopf. Er hatte im Augenblick genug von Gesprächen. „Ich muss jetzt arbeiten gehen.“
    Seine Mutter wischte sich die Tränen ab. „Es gibt noch mehr, Gage. Es gibt etwas, was du hören solltest.“
    Er konnte sich nicht vorstellen, was jetzt noch kommen könnte. Und er wollte es auch nicht wissen. „Nicht jetzt.“
    „Wann denn?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Es muss bald sein.“
    Er wollte nicht wissen, warum. Er wollte ihr sagen, dass er überhaupt nichts mehr hören wollte, aber er nickte nur.
    Sie erhob sich langsam, und es schien, als wäre sie über Nacht alt geworden. Als sie die Tür erreicht hatte, zögerte sie einen Moment, als ob sie noch etwas sagen wollte, und ging dann hinaus.
    Gage ging zum Fenster hinüber und schaute hinaus in den Morgen. Der Himmel war strahlend blau, die Temperatur bereits jetzt über fünfundzwanzig Grad. Er spürte, wie Kari hinter ihn trat und eine Hand auf seinen Rücken legte.
    „Gage“, sagte sie sanft.
    Er rührte sich nicht. „Was könnte sie noch zu sagen haben?“, fragte er. „Welche Bombe könnte sie nun noch hochgehen lassen?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Ich will nichts mehr hören. Ich will überhaupt nicht mehr mit ihr sprechen.“
    Kari seufzte. „Ich weiß, dass das alles ein furchtbarer Schock für dich sein muss, aber mit der Zeit wirst du sehen, dass …“
    Er drehte sich zornig um. „Was werde ich sehen? Das alles, woran ich bisher in meinem Leben geglaubt habe, eine einzige Lüge ist? Ich will nicht sehen, dass meine Mutter sich von einem Mann schwängern ließ, den sie kaum kannte. Oder dass sie so gern mit ihm ins Bett ging, dass sie im folgenden Jahr wieder zu ihm gefahren ist. Ich will gar nicht verstehen, warum mein Vater meinen Bruder immer gehasst hat. Ich will überhaupt nichts von der ganzen Geschichte wissen.“
    „Gage, du siehst das falsch, da steckt noch mehr dahinter.“
    „Tatsächlich? Was denn? Bin ich wirklich ein Teil der Familie Reynolds? Ist Ralph wirklich mein Vater?“
    „Natürlich. Du bist wütend über etwas, was vor mehr als dreißig Jahren geschehen ist. Du hast es gerade erst erfahren, also schockiert es dich. Trotzdem ist es nichts Neues. Außer deiner Wahrnehmung hat sich nichts geändert. Du liebst deine Mutter, das hast du schon immer getan. Und nichts wird diese Liebe zerstören können. Ihr braucht einfach beide Zeit. Pass auf, dass du keine Dinge sagst, die du hinterher bereuen könntest.“
    „Sie ist diejenige, die bereuen sollte“, erklärte er bitter.
    „Ich bin sicher, dass sie es bereut, ihren Mann verletzt zu haben. Aber ich glaube keine Sekunde lang, dass sie bereut, dich oder Quinn zu haben.“
    Er wusste, dass Kari recht hatte, war aber nicht in der Stimmung, vernünftig zu sein. „Und? Was habe ich davon? Ich bin trotzdem nie mehr der, der ich mal gewesen bin.“
    „Du bist immer noch genau der, der du immer warst.“
    Nein, das war er nicht. Sie

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