JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
vorbeizuschauen. Gibt es da ein Problem?“
„Nicole verlässt uns. Sie wird morgen die lange Fahrt zurück nach Sydney antreten.“
Seine Miene wurde noch nachdenklicher. „Heißt das, sie bricht den Vertrag mit dir?“
„Nein, sie wird die Familienchronik schreiben, aber sie will dafür nicht auf dem Schloss bleiben.“
„Hat sie dir einen Grund genannt?“
„Sie sagt, die Hitze würde ihr zusetzen. Und sie hat sich wirklich die ganze Woche schon nicht wohl gefühlt.“
Matteo verzog das Gesicht. „Ich habe dir ja gesagt …“
„Unsinn, Matteo“, fiel Isabella Valeri-King ihm ins Wort. „Sie ist schon seit drei Monaten hier, in der heißesten Zeit des Jahres, und es hat ihr nicht ausgemacht. Bis vor Kurzem.“
„Letzten Sonntag …“
„Ja, da war es nicht mehr zu übersehen.“
„Und seitdem?“
„Es geht ihr … nicht wirklich gut. Und das hat nichts mit der Hitze zu tun.“
Matteo sah seine Großmutter scharf an. „Was denkst du also? Warum kommst du damit zu mir?“
„Matteo, ich mag alt sein, aber ich bin nicht blind. Es war etwas zwischen Nicole und dir. Sie ist in deiner Gegenwart völlig verkrampft, und du stehst ihr auch nicht gleichgültig gegenüber.“
„Und du gibst mir die Schuld für die Entscheidung, die sie getroffen hat?“
„Ist es denn deine Schuld?“
Er winkte gereizt ab. „Ich hab mich redlich bemüht, die Spannungen abzubauen. Aber wenn Nicole nicht akzeptieren kann, dass …“
„Vielleicht ist es unmöglich, Matteo“, unterbrach Isabella Valeri-King ihren Enkel betrübt. „Rosita sagt, Nicole sei schwanger.“
„Wie bitte?“ Matteo wirkte wie vom Donner gerührt. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Wie will Rosita das wissen?“
Seine Großmutter zuckte die Schultern. „Ich habe noch nie erlebt, dass Rosita sich in diesem Punkt geirrt hat. Sie sieht es den Frauen an. Schon Wochen, bevor Antonio es uns offiziell verkündet hat, hatte sie mir bereits gesagt, dass Hannah ein Baby erwartet. Ich zweifle nicht an Rositas Urteil, Matteo. Und außerdem, auch wenn Nicole sich sehr bemüht, es zu verbergen, die Tatsache, dass ihr schon seit über einer Woche morgens übel ist, spricht für sich.“
„Schon vor vergangenem Sonntag?“
„Ja.“
Matteo schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch und sprang auf. „Sie wusste es! Warum hat sie es mir nicht gesagt? Sie hätte die Gelegenheit dazu gehabt.“
Wenn Isabella Valeri-King je einen Zweifel gehabt hätte, dass Matteo der Vater von Nicoles Baby war, jetzt konnte sie sich sicher sein. Sie atmete tief ein. „Nicole muss einen guten Grund gehabt haben, es dir nicht zu sagen, Matteo.“
Er winkte zornig ab. „Aber ich habe ihr doch deutlich gesagt, was Vaterschaft für mich bedeutet!“
„Dir bedeutet. Vielleicht solltest du auch einmal Nicoles Gefühle berücksichtigen.“
„Es ist mein Kind!“, protestierte er. „Das kann sie nicht einfach ignorieren, Nonna.“
„Nun, wenn du irgendeine Rolle im Leben deines Kindes spielen willst, dann rate ich dir, behutsam vorzugehen, Matteo. Sehr behutsam.“ Isabella Valeri-King erhob sich würdevoll. „In dieser Sache hat Nicole alle Rechte in der Hand“, sagte sie ruhig und sachlich. „Und wenn sie morgen abreist, wird dein Kind mit ihr fort sein. Überstürztes oder zorniges Handeln ist hier nicht angebracht, Matteo. Stattdessen solltest du es mit Fürsorge, Freundlichkeit und Verständnis versuchen.“
Sie ging zur Tür. Matteo rührte sich nicht. Noch einmal drehte sie sich zu ihm um, sah, wie er mit widerstreitenden Gefühlen kämpfte. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. Sie hatte alles getan, was in ihrer Macht stand. „Nicht die Hitze oder die Schwangerschaft haben Nicole Redman so zugesetzt, dass sie es nicht mehr ertragen kann“, sagte sie traurig. „Darüber solltest du heute nachdenken, Matteo. Wie auch immer du dich entscheidest … du musst damit für den Rest deines Lebens leben.“
Isabella Valeri-King wandte sich ab und verließ sein Büro. Die Entscheidung lag jetzt bei ihm. Hoffentlich würde er die richtige treffen.
17. KAPITEL
Nicole zögerte bis zum letzten Moment. Sie stand vor dem Briefkasten mit dem adressierten und frankierten Brief in der Hand. Es muss sein, sagte sie sich erneut. Matteo hatte ein Recht, von dem Kind zu erfahren. Bis er den Brief erhielt, würde sie längst fort sein. Später, wenn das Kind geboren war, würde sie ihn davon in Kenntnis setzen, und wenn er an einem Kontakt interessiert
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