JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
tun haben, egal, wie sie ihr Handeln möglicherweise erklären oder wie sehr sie dich vielleicht um Verzeihung oder Verständnis bitten. Ist das so, Hannah?“
„Ja.“ Sie warf ihm einen unsicheren Blick zu. „Findest du das zu hart, Antonio?“
„Nein. Es wäre für dich besser, wenn du ihnen mit Gleichgültigkeit begegnen könntest, und ich hoffe, dass du es mit der Zeit schaffen wirst. Aber da ich jetzt den Hintergrund verstehe, werde ich sie dir einfach vom Hals schaffen.“
„Vom Hals schaffen?“
Er lächelte über ihr entsetztes Gesicht. „Hier oben hat lange Zeit eine italienische Mafia ihr Unwesen getrieben und Schutzgelder von den Zuckerrohrfarmern erpresst. Man nannte sie ‚Die schwarze Hand‘, und es war in ihren Kreisen üblich, unwilligen Opfern eine Hand oder ein Ohr abzuschneiden …“
„Antonio!“, rief Hannah entsetzt aus.
„Entspann dich.“ Er lachte. „Ich habe doch nur Spaß gemacht. Mein Urgroßvater hat dabei geholfen, ‚Die Schwarze Hand‘ schon vor Jahrzehnten zu vertreiben. Meine Familie hat schon immer Menschen zur Seite gestanden, die nirgendwo anders Hilfe finden konnten, Hannah.“
Hannah atmete erleichtert auf. „Das ist eine gute Familientradition, Antonio.“
„Seit den Pioniertagen ist das in uns verwurzelt. Man muss sich um das Wohl der Seinen kümmern … was übrigens auch die Versorgung mit Nahrung einschließt. Also iss jetzt den Flusskrebs. Er ist köstlich.“
Antonio war glücklich, sie lachen zu hören. Eine schwere Last war ihm vom Herzen genommen. Er würde ihr über dieses Problem mit den Lovetts hinweghelfen. Er wollte sehen, wie sie ihn anstrahlte, restlos befreit von den Schatten der Vergangenheit. Bevor sie heute Abend das Restaurant verließen, würde Hannah ihm gehören.
Das war das Blatt, das er ausspielen wollte.
12. KAPITEL
Zu ihrem eigenen Erstaunen konnte Hannah den köstlichen Flusskrebs wirklich genießen. Ihr Appetit war zurückgekehrt, nachdem Antonio es geschafft hatte, sie zum Lachen zu bringen. Sie fühlte sich von einer großen Last befreit.
Wahrscheinlich hatte Antonio recht gehabt mit seiner Ansicht, dass diese schlimmen Erinnerungen allein durch die Tatsache, dass sie, Hannah, sie so lange unter Verschluss gehalten hatte, eine Macht über sie gewonnen hatten, die ihnen nicht mehr zustand. Auf jeden Fall war sie froh, dass sie Antonio jetzt alles erzählt hatte. Und es war wirklich sehr lieb von ihm, dass er ihr helfen wollte. Allerdings fragte sie sich, wie er es schaffen wollte, Flynn und Jodie loszuwerden.
Er konnte doch wohl kaum ein Touristenpaar aus Port Douglas vertreiben, oder? Wie viel Einfluss hatten die Kings tatsächlich? Offenbar war die Familie schon seit Langem in dieser Stadt und dieser Gegend verwurzelt, und wie es aussah, hatte Antonio es ja auch geschafft, in diesem exklusiven Restaurant ganz kurzfristig genau den Tisch zu bekommen, den er haben wollte.
Plötzlich überlegte sie, ob Jodie damals nicht vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte … dass sie und Flynn verrückt nacheinander und machtlos dagegen gewesen seien. Hatte sie, Hannah, das heute Nachmittag nicht auch mit Antonio erlebt? Was, wenn die beiden damals dagegen angekämpft und versucht hatten, ihr gegenüber fair zu sein, und als dann die Hochzeit immer näher rückte … Möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Eine derart wilde Leidenschaft hätte sich kaum so lange unterdrücken lassen.
Wie zum Beweis sah Hannah Antonio an und spürte sofort, wie es sie wieder heiß durchflutete. Er war ein wundervoller Mann: attraktiv, stark, liebevoll, rücksichtsvoll … ein edler Ritter. Und sehr sexy.
Antonio begegnete ihrem Blick, und seine Augen leuchteten verlangend auf. Und plötzlich schien die Atmosphäre zwischen ihnen zu knistern. „Hallo, schön, dass du wieder bei mir bist“, sagte er leise und lächelte sie dabei so sinnlich an, dass es ihr heiß über den Rücken jagte.
„Es tut mir leid, dass ich mich von uns habe ablenken lassen. Erzählst du mir jetzt von deinen Teeplantagen?“
Er lachte glücklich. „Es ist besser, wenn ich sie dir zeige, Hannah. Komm, flieg mit mir am Montag früh nach Cape Tribulation, dann zeige ich dir alles.“
„Fliegen? In deinem Hubschrauber?“
„Es ist der schnellste Weg. Und am Dienstag fliegen wir nach Innisfail, sodass du von allem einen Eindruck bekommst.“
„Liebend gern, aber hast du vergessen, dass ich meine beiden freien Tage nutzen wollte, um mir eine Unterkunft zu
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