JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
gewesen wäre. Und ich stand da, mein Brautkleid über dem Arm, meine entsetzten Schwestern hinter mir. Es war unerträglich. Ich warf das Kleid in Flynns und Jodies Richtung und flüchtete. Flynn kam mir noch nach, aber da saß ich schon im Auto. Ich glaube, ich hätte ihn über den Haufen gefahren, wenn er nicht zur Seite gesprungen wäre.“
„Und später?“ Für Antonio roch die Szene nach einer bewussten Inszenierung durch Jodie, die gewusst haben musste, dass Hannah mit dem Brautkleid nach Hause kommen würde.
„Es gab kein Später. Bis heute habe ich keinen der beiden noch einmal gesehen oder gesprochen.“
Kein wirklicher Abschluss also, dachte Antonio. Das war gefährlich. Wenn Hannah und Flynn sich damals ausgesprochen hätten, hätte sie den Lovetts heute gelassener begegnen können.
„Ich fuhr zu meinen Eltern, informierte sie darüber, dass die Hochzeit abgesagt sei, packte einige Sachen, die ich dort aufbewahrt hatte, setzte mich in mein Auto und fuhr einfach drauflos“, erzählte Hannah weiter. „Am nächsten Tag machte ich die nötigen Anrufe, um die Feier abzusagen, beruhigte meine Familie, dass ich okay sei, kündigte meinen Job. Ich stieg einfach aus allem aus und ließ Jodie und Flynn hinter mir.“
Aber so einfach war es nicht gewesen. Es war ein schweres Trauma gewesen, ein doppelter Verrat, der ihr völlig den Boden unter den Füßen weggezogen hatte. Hannah hatte es auf ihre Weise überlebt, und Antonio bewunderte sie dafür, wie sie sich nach und nach ein neues, ganz anderes Leben aufgebaut hatte. Und sie schien es auch nicht zu bedauern. Aber es waren Gespenster aus der Vergangenheit geblieben, denen sie sich nie gestellt und die sie nie ganz vertrieben hatte. Das musste sie nachholen.
Wie viel Macht hatte Flynn Lovett noch über sie? Es war besser, wenn sie sich der Wahrheit jetzt stellte, anstatt sie weiterhin zu verdrängen. „Wenn Flynn dich um Verzeihung und um eine zweite Chance bitten würde, Hannah, könntest du ihn wieder lieben?“, fragte Antonio deshalb.
„Nein!“ Der Gedanke ließ sie erschaudern.
„Du meinst also nicht, dass er vielleicht einfach nur Jodie in die Falle getappt ist?“, forschte Antonio.
„Oh, Jodie hat ihre Karten sicher wohlüberlegt ausgespielt, aber Flynn hat sich freiwillig entschieden“, antwortete Hannah ohne Illusionen. „Ich könnte keinem der beiden je wieder vertrauen.“
„Du würdest also keine Entschuldigung annehmen?“
„Würdest du das unter diesen Umständen?“, fragte sie scharf.
Er spürte ihren Zorn, der ihrem verwundeten Stolz entsprang. Aber Stolz war oft nur ein Schutzschild für viel tiefere Gefühle. „Ich kann es mir nicht vorstellen. Aber ich habe es schon bei anderen Paaren erlebt, dass selbst tiefe Kränkungen verziehen werden, vor allem wenn der Schuldige sehr überzeugend argumentiert und die andere Seite noch sehr empfänglich für die einmal vorhanden gewesenen Gefühle ist. Auch Untreue kann verziehen werden, Hannah, wenngleich man sie vielleicht nie vergisst.“
Hannahs grüne Augen funkelten stolz. „Ich bin vermutlich nicht sehr gut darin, eine Demütigung zu schlucken.“
Antonio nickte. Er begriff jetzt, warum Hannah am Morgen am liebsten von der „Duchess“ geflohen wäre und keinen Kontakt mehr mit dem Lovetts wollte. Aber durch ihr Weglaufen hatte sie auch Flynn und Jodie der Möglichkeit beraubt, zu einem wirklichen Abschluss mit ihr zu gelangen. Geblieben war eine Wunde, die immer weiter schmerzte, reizte und die Ehe der beiden zerstörte.
Mochte Flynn auch keine Chance mehr bei Hannah haben, so schätzte Antonio ihn doch als arrogant genug ein, es wenigstens zu versuchen. Und wenn er bereit war, tief genug zu Kreuze zu kriechen, würde Hannah dann vielleicht ihren Stolz vergessen? Die Lovetts blieben noch drei Tage in Port Douglas, Zeit genug, um eine Gelegenheit zu finden, Hannah allein abzufangen. Es sei denn, die beiden würden noch heute Abend ein für alle Mal in die Schranken verwiesen.
Die Flusskrebse wurden serviert, und Antonio lächelte Hannah bewusst neckend an, um die Stimmung zu lockern. „Ich bin sicher, das hier wird wesentlich angenehmer zu schlucken sein.“
„Lassen Sie es sich schmecken“, wünschte ihnen die Kellnerin und zog sich zurück.
„Das werden wir“, meinte Antonio, wobei er Hannah bittend ansah. „Lass mich noch eins klarstellen: Du möchtest, dass Jodie und Flynn verschwinden und nie mehr wiederkommen. Du möchtest nichts mehr mit ihnen zu
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