JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
verwundert, dass Hannah offenbar nicht den Wunsch verspürte, zusammen mit ihrer Mutter den Ballsaal zu inspizieren, wo ihre Hochzeit stattfinden sollte. Kein normales Verhalten für eine zukünftige Braut.
Isabella Valeri-King musste an das denken, was Antonio an dem Abend gesagt hatte, als er Hannah ins „Nautilis“ ausgeführt hatte. Sie war zwei Jahre lang davongelaufen. War sie immer noch auf der Flucht? Und was bedeutete das im Zusammenhang mit ihrer Einwilligung, Antonio zu heiraten?
Das Rattern der Rotoren eines herannahenden Hubschraubers riss Isabella Valeri-King aus ihren Überlegungen. Schon bald würde sie die Wahrheit erfahren.
Sosehr sie sich auch wünschte, Antonio glücklich verheiratet zu sehen, es war so wichtig, in diesem Punkt keine überstürzte Entscheidung zu treffen. Sie dachte daran, wie sie hier am Springbrunnen mit ihrer angeheirateten Nichte Elizabeth gesessen hatte, deren drei Söhne, die Kings aus den Kimberleys, gut verheiratet waren. Elizabeth hatte ihren Wunsch verstanden, den Fortbestand des Familienerbes zu sichern. Und sie hatte auch verstanden, dass dies nur mit den richtigen Frauen möglich war. Partner fürs Leben. Unbedingte Verpflichtung. Kein Davonlaufen.
Ich lebe jetzt achtzig Jahre, dachte Isabella Valeri-King. Ein langes Leben, das viel Freude, aber auch viel Kummer für sie bereitgehalten hatte. Bevor sie starb, wollte sie ihre drei Enkelsöhne gut verheiratet sehen und wenn möglich noch die Anfänge ihrer Familien erleben. Das war ihr letztes angestrebtes Ziel, das allem anderen Sinn verleihen würde. Doch die Zeit wurde immer knapper. Wenn man alt war, schien sie einem durch die Finger zu rinnen. Dennoch wäre es schlimm, wenn sich Antonio vorschnell für eine Ehe entscheiden würde, die nicht richtig für ihn war. Einen solchen Fehler konnte man teuer bezahlen.
„Nonna?“
Antonio kam aus dem Schloss auf die Loggia und machte die große Eingangstür hinter sich zu. „Ich hatte dich drinnen gesucht.“
„Oh, ich sitze gern hier am Springbrunnen, Antonio. Es ist so harmonisch.“ Isabella Valeri-King sah allerdings auf den ersten Blick, dass in der Welt ihres Enkels nicht alles harmonisch zu sein schien. Seine Anspannung war unverkennbar, und seine kampfbereite Miene sprach Bände.
„Ich habe Rosita gebeten, uns keine Erfrischungen zu bringen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus“, sagte er und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch.
„Du möchtest mit mir ungestört über Hannah sprechen“, schloss sie scharfsinnig und verständnisvoll. „Ich vermute, du warst ihr zu schnell, Antonio.“
Ein wehmütiges Lächeln huschte über sein Gesicht. „Man muss schnell sein, wenn man einen Schmetterling fangen will.“
Einen Schmetterling? Eine Anspielung, die Isabella Valeri-King Sorgen bereitete. Sicherlich ein schönes, faszinierendes Geschöpf, aber die Assoziation von Flatterhaftigkeit wollte ihr nicht gefallen. „Es ist in jedem Fall falsch, ihn festzunageln“, sagte sie bedeutsam.
„Nonna, Hannah möchte mit mir fliegen. Es geht darum, ihr zu beweisen, dass ich nicht von ihrer Seite weiche.“
„Du?“ Isabella Valeri-King schüttelte verwundert den Kopf. Kein Zweifel, Hannah kannte ihn noch nicht gut genug. Wenn Antonio sich einmal entschieden hatte, konnte ihn nichts mehr von seinem Weg abbringen. „Sie braucht mehr Zeit, um dich besser kennenzulernen.“
„Ich habe für genügend Zeit gesorgt“, erwiderte Antonio zuversichtlich. „Hannah wird meinen Ring tragen, solange sie sich unserer Beziehung sicher ist. Ich habe eine Abmachung mit ihr getroffen, und ich brauche deine Hilfe, um sie zu erfüllen, Nonna.“
„Dann solltest du mir am besten erklären, worum es geht.“
Er erzählte ihr, was sie wissen musste, um die gegenwärtige Situation zu verstehen. Es überraschte Isabella Valeri-King nicht wirklich, dass Hannah eine anspruchsvolle Karriere als Event-Organisatorin hinter sich hatte. Ein Talent, das sich in vielen Lebensbereichen als sehr nützlich erweisen würde. Die Geschichte von Hannahs Beziehung zu Flynn und Jodie war sehr erhellend. Der Verrat und die Demütigung vor ihrer ganzen Familie erklärten viel. Hannah hatte einen massiven Vertrauensverlust erlitten mit der Konsequenz, dass sie ihrer Menschenkenntnis und jeglicher Zukunftsplanung misstraute.
Es brauchte Zeit, Vertrauen aufzubauen und die Zuversicht zu wecken, dass es nie wieder missbraucht werden würde. Antonio war in gewohntem Ungestüm vorgeprescht, weil er
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