JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
treffen würde? Dies war ein Ereignis, an dem die Menschen aus der ganzen Umgebung teilnahmen, und die Kings hatten noch nie die Erwartungen enttäuscht. Hier stand nicht nur Antonios Stolz auf dem Spiel, sondern eine fast hundertjährige Tradition hing davon ab, ob Hannah ihn genug liebte, um hier als seine Braut zu erscheinen.
Sein Herz sagte ihm, sie würde kommen. Sein Verstand sagte ihm, sie müsse kommen, sonst würden seine Gefühle keinen Sinn ergeben. Und seine Seele sehnte sie herbei.
„Hör doch!“ Alessandro stieß ihn lächelnd in die Rippen. „Sie ist auf dem Weg.“
Draußen brach die Menge in Freudenrufe aus. Das musste bedeuten, dass die offenen Pferdekutschen die Wharf Street von den „Coral King“-Apartments herunterkamen, wo die O’Neills für die Hochzeit untergebracht waren.
Antonio, der alles geplant hatte, wusste, dass vorneweg in der ersten Kutsche seine Großmutter und ihr Urenkel Marco sitzen würden. Alessandros vierjähriger Sohn sollte das graue Samtkissen mit den Eheringen zum Altar tragen. Sicher war er schon ganz zappelig vor Aufregung. Alessandros reizende Frau Gina und Hannahs Schwester Trish würden als Brautjungfern in der zweiten Kutsche fahren, bekleidet mit smaragdgrünen Roben, die er, Antonio, ausgesucht hatte.
In der dritten Kutsche dahinter würde Hannah mit ihrem Vater sitzen. Antonio hoffte, dass sie spüren würde, mit wie viel Liebe er alles ausgewählt hatte, was sie heute trug … seine Braut. Das Brautkleid aus cremefarbener Seide war betont schlicht. Knöchellang und eng würde es Hannahs hinreißende Figur umschmeicheln. Der tiefe, gerade Ausschnitt war mit Perlen besetzt.
Am meisten bedeutete Antonio jedoch der Kopfschmuck für den Schleier … aus Picard-Perlen gefertigt, den kostbarsten der Welt aus Broome von der Küste der Kimberleys. Antonio hatte sich dazu an Jared King gewandt, den er auf Alessandros Hochzeit kennengelernt hatte. Die Kings aus den Kimberleys stammten väterlicherseits von der gleichen Linie ab wie sein Großvater, und Jared leitete die „Picard Pearl Company“. Seine Frau Christabel hatte sich Fotos von Hannah schicken lassen und nach Antonios Vorstellungen einen ganz besonderen Schmuck entworfen. Es sollte sein Brautgeschenk für Hannah sein, und Antonio hoffte inständig, dass der Schmuck ihr gefiel. Vielleicht würde sie nicht sofort verstehen, was er symbolisierte, aber das würde er ihr heute Nacht erklären, wenn er sie zum ersten Mal als seine Frau liebte.
Draußen schwoll der Jubel an. Die Jazzband stimmte eine mitreißende Version von „When The Saints Go Marching In“ an, und die Menge begann, fröhlich mitzusingen.
„Wer möchte mit mir wetten, dass die Band die Prozession in die Kirche anführt?“, fragte Matteo scherzhaft, froh, dass endlich etwas Bewegung in die Sache kam.
Ein erwartungsvolles Raunen ging durch die Kirche. Das Warten war fast vorbei. Peter Owen reichte seine Patentochter, Alessandros und Ginas neugeborenes Baby, an Rosita weiter und setzte sich ans Keyboard. Sein gewohnter weißer Flügel hätte nicht in die kleine Kirche gepasst und wartete im Ballsaal des Schlosses. Aber für diese besondere Hochzeit war Peter sogar bereit, sich mit einem Keyboard zu begnügen. Gina würde singen, und er würde sie wie stets begleiten.
Die Jazzband verstummte, die Menschenmenge ebenso. Antonio atmete tief ein. Vor seinem geistigen Auge stellte er sich vor, wie die livrierten Kutscher ihren jeweiligen Fahrgästen aus den Kutschen halfen. Dann ertönten die tiefen, geheimnisvollen Klänge der Didgeridoos. Unwillkürlich jagte ihm ein Schauer über den Rücken.
Die Aborigines beschworen die Geister der Traumzeit, um alles Gute auf diese Verbindung herabzuwünschen. Uralte Riten, die diesem Moment etwas ganz Besonderes verliehen. Sie erinnerten Antonio daran, dass er Teil dieses Landes war, das sich für seine Familie schon in der vierten Generation als fruchtbar erwiesen hatte. Man musste seine Natur respektieren und Harmonie wahren. Und das galt im Grunde für alles, auch für die Ehe: Respekt und Harmonie.
Stille. Schritte im Vorraum der Kirche.
Alessandro und Matteo wandten sich halb um und blickten nach hinten. Antonio atmete tief ein und tat es ihnen gleich. Seine Großmutter betrat die Kirche und ging langsam zur vorderen Bank. Sie lächelte ihn an. Ihr Lächeln versprach, dass alles gut war.
Hinter ihr sah Antonio bereits Marco, Gina und Trish, bereit, die Kirche zu betreten. Hannah war noch
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