JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Valeri-King
– ENDE –
Küsse unterm Regenbogen
1. KAPITEL
Matteo King hatte zusammen mit seinen Freunden einen tollen Tag bei einer Wildwasser-Floßfahrt auf dem Tully River verbracht. Er genoss es, allein und ungebunden zu sein – man war frei, Spaß zu haben, wann immer man wollte. Mit seinen dreißig Jahren rechnete Matteo sich aus, noch einige Jahre des sorglosen Junggesellenlebens vor sich zu haben, bevor er ernsthaft an Heirat denken musste, deshalb hatte er sich fest vorgenommen, auf keinen Fall das Opfer der fein gesponnenen Heiratsintrigen seiner Großmutter zu werden.
Der heutige Ausflug mit seinen Freunden war eine glaubhafte Ausrede gewesen, nicht bei dem sonntäglichen Mittagessen erscheinen zu müssen, zu dem die alte Dame vor allem zu dem Zweck eingeladen hatte, ihren jüngsten weiblichen Schützling der Familie vorzustellen. Matteo wusste natürlich, dass er damit das Unvermeidliche nur aufschob. Früher oder später würde er diese Nicole Redman kennenlernen müssen. Er konnte ihr kaum die ganzen sechs Monate aus dem Weg gehen, für die sie unter Vertrag stand, um die Familienchronik zu schreiben, vor allem, da sie während dieser Zeit als Gast auf „King’s Castle“ wohnte. Dennoch war er fest entschlossen, nicht nach der Pfeife seiner Großmutter zu tanzen.
Das Telefon läutete, als er es sich gerade noch ein bisschen vorm Fernseher gemütlich machen wollte, bevor er ins Bett gehen würde. Zufrieden mit sich und der Welt, lächelte Matteo nachsichtig, als sich am anderen Ende der Leitung seine Großmutter meldete.
„Matteo! Wie schön, du bist also heil und gesund zurück“, sagte sie, wobei ihr Ton keinen Zweifel daran aufkommen ließ, wie sehr sie seine gefährlichen Hobbys missbilligte.
„Ja, Nonna“, bestätigte er gut gelaunt. „Es ist mir gelungen, nicht zu ertrinken und mir keinen Knochen zu brechen.“
„Was wohl eher großes Glück als eine persönliche Leistung ist“, erwiderte sie pikiert, ehe sie zum eigentlichen Grund ihres Anrufes kam. „Bist du morgen früh im Büro deines Busdepots?“
Diesmal gab es kein Ausweichen. Geschäft war Geschäft, und seine Großmutter kannte seine Arbeitszeiten. Montags und freitags war er in der Geschäftsstelle seines Bus- und Transportunternehmens, das er selbst aufgebaut hatte und das ihm viele Touristendollars einfuhr, dazwischen kümmerte er sich um die tropischen Obstplantagen des Familienbesitzes.
„Ja“, antwortete er also ehrlich auf diese einleitende Frage und wartete ergeben, dass seine Großmutter zum Schlag ausholte.
„Gut, dann schicke ich dir Nicole vorbei. Ich möchte, dass du ihr eine goldene Kundenkarte gibst, sodass sie deine sämtlichen Bustouren frei nach Belieben nutzen kann.“
„Hat sie kein Auto?“, erkundigte sich Matteo trocken. Aber er wusste nur zu gut, dass er von seiner gewitzten Großmutter wieder einmal ausmanövriert worden war.
„Doch, aber die Busrundreisen werden ihr einen guten Überblick über das Gebiet verschaffen, in dem sich ihre Nachforschungen bewegen werden. Außerdem wissen deine Fahrer immer interessante Anekdoten zu erzählen.“
„Das sind doch eher Klatschgeschichten als Fakten, Nonna. Meine Kunden sollen unterhalten und nicht mit Informationen überfrachtet werden.“
„Sie geben jedoch Einblick in ein gewisses Lokalkolorit, wie es für unsere Gegend hier ganz im Norden von Queensland typisch ist. Und da Nicole mit Port Douglas und seiner Umgebung nicht vertraut ist, halte ich es nicht für Zeitverschwendung.“
„Schade, dass du nicht jemand aus der Gegend für die Familienchronik unter Vertrag genommen hast, der nicht bei null hätte anfangen müssen.“
„Nicole Redman weist genau die Qualifikationen vor, die ich mir vorgestellt habe“, lautete die entschiedene Antwort.
„Nichts geht über persönliche Ortskenntnisse“, wandte Matteo ein, der stark bezweifelte, dass die von seiner Großmutter angesprochenen „Qualifikationen“ der jungen Frau irgendetwas mit ihrer Befähigung zu tun hatten, eine Familienchronik zu schreiben.
Er war sich bewusst, dass es der liebste Zeitvertreib seiner Großmutter war, ihre Enkelsöhne zu verkuppeln. Seine beiden älteren Brüder waren voll darauf reingefallen und inzwischen beide verheiratet – wobei Matteo nichts gegen die Frauen „ihrer Wahl“ einzuwenden hatte. Gina und Hannah waren jede auf ihre Weise hinreißend. Ihn störte lediglich, dass er wusste, dass Nonna sie für Alessandro und Antonio ausgewählt
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