JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
befürchtet, dass er bei einem Blick in die Anmeldelisten ihren Namen entdecken und sie an jedem beliebigen Tag abpassen könnte. Sie war sich nicht sicher, warum, aber er machte sie nervös. Und er wusste es genau und spielte es aus.
„Es käme mir nie in den Sinn, ihn von seiner Arbeit abzuhalten, Mrs. King“, sagte sie rasch. „Der Reiseführer ist sicher versiert genug.“
„Oh, Matteo nimmt sich bestimmt gern die Zeit, Ihre bisherigen Informationen durch sein intimes Familienwissen über den Park zu ergänzen.“
Intim. Bei dem Wort jagte Nicole unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Matteo Kings unglaublicher Sexappeal hatte ihr bei dem kurzen Treffen in seinem Büro buchstäblich den Atem geraubt. Sie hatte noch nie etwas so Überwältigendes empfunden. Es hatte sie völlig verwirrt.
„Ich werde ihn heute Abend anrufen und ihm Ihren Besuch ankündigen, damit er Sie nicht verpasst“, sagte Isabella Valeri-King nun zu allem Überfluss.
Damit war eine weitere Begegnung mit Matteo King besiegelt. Nicole blieb bloß noch die Entscheidung, ob sie mit dem Bus oder mit dem eigenen Auto fahren sollte. So oder so war es vermutlich das Beste, sich ganz auf ihren Job zu konzentrieren, so viele historische Informationen zu sammeln wie möglich. Das würde sie vielleicht genügend von Matteo ablenken. „Schön, dann rufe ich jetzt bei dem Busunternehmen an und stelle fest, ob in dem Bus noch ein Platz für mich frei ist“, sagte sie resigniert und stand auf.
Isabella Valeri-King nickte wohlwollend und lächelte zufrieden.
Dieses Lächeln auf den aristokratischen Zügen ihrer Arbeitgeberin ließ Nicole stutzen. Für einen Moment glaubte sie die Macht dieser zarten alten Dame zu spüren … eine sanfte, aber unüberwindliche Macht, die sich durch nichts beirren ließ. Wieder jagte ihr ein kleiner Schauer über den Rücken. Diese dunklen, leuchtenden Augen … ganz ähnlich wie Matteos. Ihr war von Anfang an klar gewesen, dass dies keine gewöhnliche Familie war. Worauf beruhte diese Macht?
Langsam ging Nicole auf die Eingangstüren des Schlosses zu. Ihr war bewusst, dass sie jetzt endgültig im Begriff stand, die Welt der Kings zu betreten, und dass sie nicht wirklich einen Rückzieher machen wollte. Es war eine Welt, die sie fesselte und faszinierte. Selbst das, was sie ängstigte, schlug sie dennoch in seinen Bann … Matteo King. Morgen.
5. KAPITEL
Matteo stand auf der Dachterrasse des Café-Pavillons und sah zu, wie die Reisegruppe am anderen Ende der Kauri-Pinien-Allee aus dem Bus ausstieg. Phase zwei des Heiratskomplotts, dachte er amüsiert. Seine Großmutter konnte ja nicht ahnen, dass er, als sie ihn gestern Abend angerufen hatte, längst darüber informiert gewesen war, dass Nicole Redman die heutige Bustour gebucht hatte. Gleichgültig, an welchem Tag sie sich entschieden hätte zu kommen, er hätte sie erwartet.
Doch bislang hatte sie sich nicht entschieden, was den heutigen Besuch in einem interessanten Licht erscheinen ließ. Fast drei Wochen war es jetzt her, seit er sich entschlossen hatte, ein Auge auf die von Nicole gebuchten Bustouren zu haben. Sie hatte an fast allen teilgenommen, außer an dieser, und dem Telefonat mit seiner Großmutter hatte er entnommen, dass die schöne „Familienchronistin“ nur mit sanftem Nachdruck dazu hatte bewegt werden können, heute nach Kauri King Park zu kommen – an dem Tag, an dem er immer auf der Plantage war.
Sicher hatte Nonna es ihr nicht rundheraus befohlen, sondern es irgendwie geschickt so gedreht, dass eine Weigerung unmöglich gewesen wäre. Matteo kannte die kleinen Tricks seiner Großmutter. Und Nonna hatte offensichtlich bemerkt, dass Nicole Redman keine große Lust hatte, ihm erneut zu begegnen.
Was verbarg Nicole hinter den Mauern, mit denen sie sich umgeben hatte? Diese Frage reizte Matteo, seit ihm klar geworden war, dass sie ihren Besuch in Kauri King Park bewusst hinausgeschoben hatte. Denn die Geschichte von Kauri King Park war natürlich ein Kernstück in der Familienchronik der Kings. Jeder, der die Vergangenheit seiner Familie erforschen wollte, musste innerhalb kürzester Zeit den Wunsch – und die Notwendigkeit – verspüren, sich diesen Ort persönlich anzusehen. Was wieder zu der Frage führte, ob Nicole Redman überhaupt für den Job geeignet war. Wie ernst gemeint waren ihre Bestrebungen? Oder hielt sie seine sonst so scharfsinnige Großmutter zum Narren?
Eher unwahrscheinlich. Nonna hätte sich vielleicht
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