JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
holte. Hatte sie etwa den Atem angehalten? Die Vorstellung erregte ihn. Triumphierend lächelnd wich er zurück und ging, um ihr die Tür aufzuhalten. „In der tropischen Hitze hier kann man nicht vorsichtig genug sein.“
Nicoles hochrote Wangen deuteten darauf hin, dass es ihr sehr heiß war … aus welchem Grund auch immer. Den Blick starr auf den Ausgang gerichtet, ging sie an Matteo vorbei und nickte ihm steif zu.
Matteo schloss die Tür hinter ihr und lächelte zufrieden. Kein Zweifel, er hatte Nicole Redmans Schutzmauern erschüttert … und es reizte ihn ungemein, sie ganz zu durchbrechen. Natürlich nicht mit einer Heirat im Sinn. Das stand bei ihm noch lange nicht auf der Tagesordnung. Aber einige aufregende Nächte mit der geheimnisvollen Schönheit aus New Orleans wären nicht verkehrt. Seiner Großmutter musste er das selbstverständlich nicht auf die Nase binden. Doch wenn Nicole wirklich an allen Bustouren teilnahm, würde sie früher oder später auch den Ausflug zum Kauri King Park machen, wo er das exotische Obst anbaute.
Matteo war fest entschlossen, an dem Tag auf der Plantage zu sein. Mal sehen, was sich daraus ergeben würde.
4. KAPITEL
Isabella Valeri-King nahm, wie es ihre Gewohnheit war, den Nachmittagstee in der Loggia neben dem Springbrunnen ein. Sie liebte das beruhigende Plätschern des Wassers, die leichte Meeresbrise, die um diese Tageszeit hier wehte, und den herrlichen Ausblick auf ihr „Reich“, an dem sie immer noch großen Anteil hatte. Wenngleich ihr nicht mehr so viel Zeit blieb wie der jungen Frau, die ihr an diesem Nachmittag Gesellschaft leistete.
Nicole Redman … ihrem Aussehen und ihrem Wesen nach so ganz anders als Gina und Hannah. Und dennoch teilte sie mit ihnen die Eigenschaft, die Isabella Valeri-King am meisten bewunderte: eine innere Kraft, um im Leben auch schwere Entscheidungen zu treffen und durchzustehen. Die Biografie, die Nicole über ihren Vater geschrieben hatte, hatte so viel von ihr selbst enthüllt … ein Kind, das die Verantwortung eines Erwachsenen auf sich genommen hatte, weil es den Gewinn darin erkannt und höher angesetzt hatte als den zu erwartenden Verlust – ein sehr reifer Standpunkt für einen so jungen Menschen.
Und Nicole war nicht von Verlust verschont geblieben. Genauso wenig wie sie, Isabella Valeri-King. Ihr Herz war schwer, nachdem sie in den vergangenen zwei Stunden durch alte Fotos und Briefe die Erinnerung an die Jahre des Zweiten Weltkrieges wieder belebt hatte. Sowohl ihr Mann als auch ihr einziger Bruder waren aus diesem schrecklichen Krieg in Europa nicht zurückgekommen, und viele italienische Immigranten in North Queensland waren interniert worden, weil sie nicht wie ihre, Isabellas, Eltern die australische Staatsbürgerschaft angenommen hatten.
Ihr Vater hatte damals sein Möglichstes getan, um der italienischen Gemeinde diesen Schmerz zu erleichtern. Er hatte mit der Regierung verhandelt und Land aus seinem Besitz zur Verfügung gestellt, um darauf ein verträgliches Lager für „seine Leute“ zu errichten. Dann hatte er das Forstministerium überredet, die erforderlichen Pflanzen und Bäume zu liefern, um dort einen Regenwaldpark anzulegen, wodurch seltene tropische Arten erhalten und gleichzeitig die Internierten sinnvoll beschäftigt werden konnten.
„Nach dem Krieg können Edward und du euch dort oben ein Haus bauen“, hatte ihr Vater ihr immer gesagt. Aber Edward war nicht aus dem Krieg zurückgekommen, und Kauri King Park war nie ihr Zuhause geworden. Matteo hatte sich dort inzwischen ein Heim eingerichtet, das Nicole aber noch nicht besucht hatte.
Was Isabella Valeri-King wieder auf die junge Frau brachte, die jetzt seit drei Wochen bei ihr wohnte. Es hatte bislang nur ein Treffen zwischen Matteo und Nicole gegeben. Seitdem hatte Matteo keinen Versuch unternommen, die junge Frau näher kennenzulernen. Genauso wenig hatte Nicole irgendein persönliches Interesse an ihm verraten. Es war eine unbestreitbare Tatsache, dass sich gegenseitige Sympathie nicht erzwingen ließ.
Dennoch war es seltsam, dass Nicole mittlerweile an fast allen der von Matteos Unternehmen angebotenen Bustouren teilgenommen, aber die eine, die sie in näheren Kontakt mit Matteo hätte bringen können, bislang ausgelassen hatte. Da ausgerechnet diese Tour am engsten mit der Familiengeschichte verknüpft war, stellte sich erst recht die Frage, warum Nicole sie aufschob.
Für Isabella Valeri-King roch das sehr nach Ausflucht. Was
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