JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
den Arm um Ginas Taille legte und sie zum Flügel führte. Der Kerl nahm sich viel zu selbstverständlich viel zu große Freiheiten heraus!
„Ich frage mich, ob er sie bereits ins Bett bekommen hat“, flüsterte Michelle höhnisch.
Alessandro sah sie irritiert an.
„Nun ja …“ Sie lächelte wissend. „Wenn man Peter Owen eine Woche Zeit gibt …“
Sie brauchte nicht deutlicher zu werden. Alessandro war schon derselbe Gedanke gekommen, aber er hoffte, dass Gina zu vernünftig war, um auf platte Schmeicheleien hereinzufallen. Dieser Owen war ihm zu selbstverliebt, zu schmierig, obwohl man sich durchaus vorstellen konnte, was die Frauen an ihm fanden. Ende dreißig, mittelgroß, schlank und drahtig, strahlte er mit seinen langen dunklen Locken einen verwegenen Charme aus, der bei vielen Frauen seine Wirkung nicht verfehlte. Es hieß, dass er keine Nacht einsam verbrachte.
Und gerade jetzt überschüttete er Gina mit seinem berühmten Charme, flirtete auf galante, lockere Weise mit ihr, während er ihr mit einem gewinnenden Lächeln das Mikrofon reichte, bevor er wieder am Flügel Platz nahm, wobei er die Schwalbenschwänze seines Fracks mit einer theatralischen Geste nach hinten wedelte. Was für eine Show! dachte Alessandro gereizt und hoffte einmal mehr, dass Gina sich von solchen Tricks nicht vereinnahmen ließ.
Nach einigen einleitenden Kadenzen auf dem Piano beugte Peter Owen sich zu seinem Mikrofon vor und begann mit schmelzender Stimme zu singen, den Blick schwärmerisch auf Gina gerichtet. Alessandro ballte die Fäuste. Das ist alles Teil der Show, redete er sich ärgerlich ein.
Und dann stimmte Gina in das Duett ein, so gefühlvoll und sehnsüchtig, dass es ihren Zuhörern den Atem raubte. Restlos gefangen lauschten die Gäste der Hochzeitsgesellschaft dem klaren, warmen Klang ihrer schönen Stimme. Der Auftritt verlangte es natürlich, dass sie die Worte des Songs an ihren Duettpartner richtete. Es bedeutete nicht, dass sie sich wirklich etwas von ihm erbat. Es war Teil der Show. Sie konnte unmöglich so für Peter Owen empfinden!
Doch alle Vernunft half nichts. Es gelang Alessandro nicht, das Duett zu genießen. Im Gegenteil, ihm war aller Spaß verdorben. Und er war sogar richtig verärgert, als Matteo am Ende des Duetts begeistert kommentierte: „Wow! Was für eine Entdeckung!“
Und Michelle fügte noch hinzu: „Peter ist die perfekte Begleitung für sie. Die beiden passen außerordentlich gut zusammen.“
Glücklicherweise war das Duett die Überleitung zu den offiziellen Reden gewesen, sodass Alessandro zunächst einmal weitere Lobeshymnen auf die Harmonie zwischen den beiden Sängern erspart blieben. Dennoch fiel es ihm schwer, sich auf die Ansprachen zu konzentrieren. Lediglich Antonio gelang es, ihn zu fesseln, als er als Trauzeuge in der für ihn typischen launigen Art anhand von kleinen, köstlichen Anekdoten aufzeigte, wie tief greifend die schöne Braut schon das Leben des Bräutigams verändert hatte.
Während die übrigen Hochzeitsgäste lachend applaudierten, stimmten Antonios Worte Alessandro eher nachdenklich, denn ihm kam plötzlich in den Sinn, inwieweit er bereits sein Leben verändert hatte, um es Michelles Bedürfnissen anzupassen. Er verbrachte deutlich weniger Zeit auf der Plantage und beschäftigte sich dafür intensiver mit den Finanzgeschäften in der Stadt, wobei er sein Interesse vor allem auch auf das Modegeschäft ausgeweitet hatte … zwangsläufig, weil Michelle ganz darin aufging. Und es war ja auch eine ganz andere, faszinierende Welt voller schillernder Persönlichkeiten und kreativer Geschäftigkeit. Eine Welt, die einen durchaus blenden konnte, so wie Michelle ihn, Alessandro, geblendet hatte.
Schließlich waren alle Reden gehalten. Peter Owen sagte ein weiteres Duett an, „From This Moment On“, das das Anschneiden der Hochzeitstorte untermalen sollte. Diesmal blickte Alessandro bewusst nicht zur Bühne, sondern beobachtete lächelnd, wie das glückliche Brautpaar sich für den Fotografen in Pose stellte.
„In wenigen Monaten werden wir dir und Michelle dabei zusehen, wie ihr die Torte anschneidet“, bemerkte Matteo, als die Zeremonie vorbei war und die letzten Takte des Liedes verklungen waren.
Michelle lachte. „Ich will aber eine Torte mit mindestens drei Etagen.“
Ich will … Sie wollte auch mindestens drei Jahre warten, bevor sie bereit war, auch nur an Kinder zu denken. Das war ebenfalls bei ihrem Streit vergangenen Sonntag ans
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