JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
gerade alles kaputtgemacht hatte. Aber warum? Die Leidenschaft war doch gegenseitig. Was war so schlimm daran, ehrlich zu sein? Nicole hatte im Aufzug seinen Kuss doch erwidert, hatte sich verlangend an ihn geschmiegt.
„Was willst du denn?“, fragte er schroff.
Sie schüttelte den Kopf, den Blick starr auf die Aufzuganzeige gerichtet. „Ich gehe zurück auf die Party.“
„Nicole!“
Sie sah ihn nicht an.
„Du könntest mir wenigstens eine Antwort geben.“
„Lass mich einfach in Ruhe … bitte.“
Ihre Stimme zitterte hörbar. Zum ersten Mal kam es Matteo in den Sinn, dass sie wirklich unglücklich war, vielleicht sogar weinte. Was hatte er nur getan? Ehe er jedoch überlegen konnte, wie er die Sache wieder in Ordnung bringen könnte, glitten die Aufzugtüren auf. Nicole sprang vor in die Kabine und drückte blindlings auf die Knöpfe, den Kopf gesenkt, sodass ihr flammend rotes Haar ihr Gesicht halb verbarg, das jetzt kreidebleich geworden war.
Als sich die Türen schlossen, stürzte Matteo unwillkürlich vor. Er konnte es nicht ertragen, Nicole einfach so gehen zu lassen.
„Nein! Bitte! Lass mich!“, rief sie verzweifelt aus und wich so weit wie möglich zurück, wobei sie vergeblich gegen die Tränen anblinzelte, die ihr im nächsten Moment unaufhaltsam über die bleichen Wangen rannen.
„Sag mir nur, was du willst … was immer es ist, wovon du glaubst, dass ich es dir nicht geben werde“, sagte er beschwörend. „Ich brauche eine Antwort.“
„Du brauchst …“ Sie verstummte, senkte den Kopf und legte schützend die Arme um sich. Matteo sah, wie sie mit den Tränen kämpfte, und hätte sie so gern tröstend in den Arm genommen.
Langsam blickte sie schließlich auf und hob stolz den Kopf. In ihren schönen, traurigen Augen schimmerte eine Wahrheit, die Teil ihrer Welt war, nicht seiner. „Ich will geliebt werden“, antwortete sie heiser. „Ich will jemand, der sich um mich kümmert, um mich sorgt. Das fehlt in meinem Leben. Eine Leere …“
Eine Wahrheit, die sich nicht verleugnen ließ. Keine Familie, keine Bindungen. Und nach allem, was er ihrem Buch entnommen hatte, war auch in ihrer Beziehung zu ihrem Vater alle Liebe, Sorge und Fürsorge von ihrer Seite gekommen. Sie hatte nicht viel zurückerhalten.
Sie verzog spöttisch das Gesicht und fügte noch hinzu: „Eine Leere, die Sex nicht füllen kann. Niemals.“
Ihre Worte beschämten ihn, machten ihm bewusst, wie sehr er sich von seinen eigenen Wünschen hatte blenden lassen … angefangen bei seinen ursprünglichen Vorurteilen bis hin bis hin zu ihren Gefühlen, was die sexuelle Anziehung zwischen ihnen betraf.
„Würdest du mich jetzt bitte gehen lassen?“
Was hätte er anderes tun können? Matteo wich zurück und sah zu, wie sich die Aufzugtüren schlossen. Ihm war klar, dass er zu diesem Zeitpunkt nichts sagen oder tun konnte, um Nicole zu veranlassen, ihn mit anderen Augen zu sehen. Außerdem war es ja ganz offensichtlich, dass sie etwas wollte, was er nicht zu geben bereit war: Liebe … Heirat … Familie. Das stand nicht auf seiner Tagesordnung, noch lange nicht.
Aber er hasste es, Nicole dieser Leere zu überlassen … fühlte sich selber ganz leer dabei.
14. KAPITEL
Isabella Valeri-King seufzte zufrieden und lächelte ihre langjährige Vertraute an. „Was für ein wunderbarer Abend, Rosita!“
Sie saßen in bequemen Sesseln in einer Ecke des großen Saales, wo die Musik der Band nicht alles übertönte und man sich in normalem Ton unterhalten konnte. Vor ihnen auf dem Tisch stand eine reichhaltige Auswahl an Konfekt und Gebäck, wovon die rundliche Rosita ausgiebig probierte … um sich ein Urteil über die Qualität des Partyservice zu bilden, wie sie sagte.
„Alles ist bestens“, pflichtete sie jetzt der alten Dame bei und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. „Aber ich glaube, Sie erfreut weniger die Anwesenheit der vielen Menschen als die Abwesenheit zweier bestimmter Personen.“
Isabella lächelte voller Genugtuung. „Matteo hat zweifellos heute die Initiative ergriffen. Er hat sich zu Nicoles Begleiter bestimmt, und bevor sie eben den Saal verlassen haben, hatte ich den Eindruck, dass die beiden sehr mit sich beschäftigt sind.“
„Die Familienchronik könnte darunter leiden“, gab Rosita scherzhaft zu bedenken. „Wenn Matteo sich zu etwas entschließt, macht er keine halben Sachen. Nicole wird abgelenkt sein.“
„Ein weiterer guter Meilenstein in der Geschichte der Familie, Rosita. Das
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