JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
sichtbar, zupfte aber Matteo folgsam am Ärmel. Matteo drehte sich unwillig um, machte jedoch sogleich ein freundliches Gesicht, als er Rosita sah. Die beiden sprachen einen Moment miteinander, und Rosita deutete zu ihrem Tisch. Isabella Valeri-King lächelte ihrem Enkelsohn erwartungsvoll zu, was er genauso wenig ignorieren konnte, wie Nicole es gekonnt hatte.
Galant, wie seine Großmutter es ihm beigebracht hatte, bot er Rosita seinen Arm und führte sie zu ihrem Platz zurück. „Nonna …“ Er nickte ihr zu. „Amüsierst du dich gut? Bist du noch nicht müde?“
„Ach, Matteo, in meinem Alter weiß man nicht, wie viele so wundervoller Nächte einem noch bleiben.“ Das war ganz bewusst ein geschickt platzierter Akt emotionaler Erpressung. Isabella Valeri-King lächelte ihren jüngsten Enkel bittend an. „Komm, nimm dir einen Stuhl, und setz dich ein paar Minuten zu mir.“
Resigniert beugte sich Matteo ihrem sanften Druck, zog einen Stuhl von einem Nachbartisch heran und nahm Platz.
„Und du, Matteo? Hast du dich bislang gut amüsiert?“, erkundigte sich Isabella Valeri-King freundlich.
Er zuckte die Schultern. „Die Aufführung im Theater war fantastisch. Es ist wirklich ein Abend zum Feiern.“
„Hattest du jetzt vielleicht vor zu tanzen? Halte ich dich davon ab?“
„Das kann warten“, wehrte er gleichgültig ab.
Isabella Valeri-King verschärfte ihre Taktik. „Wie ich sehe, tanzt Nicole mit Peter. Es muss schön für sie sein, die alte Freundschaft wieder aufzufrischen.“
„Bestimmt. Ein gemeinsamer Hintergrund bietet immer Anknüpfungspunkte.“
Lag da das Problem? Matteo hatte „Ollies Schlagzeug“ gelesen. Glaubte er vielleicht, dass Nicoles Hintergrund es von vornherein ausschloss, dass sie hier oben in Queensland glücklich werden könnte? War ihm nicht klar, dass eine wirklich starke Liebe derartige Unterschiede nicht kannte? Ihre, Isabellas, Mutter war ihrem Vater um die halbe Welt in ein völlig fremdes Land gefolgt. Und sie wäre möglicherweise im Outback der Kimberleys gelandet, wenn ihr Mann nicht im Krieg geblieben wäre.
„Ich glaube nicht, dass Nicole sich so gern an jene Zeit erinnert“, wandte sie ein. „Das waren harte Jahre für sie. Sie hat mir gegenüber sehr oft erwähnt, wie gut ihr das Leben in Port Douglas gefällt. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sogar bleibt, wenn sie den Auftrag beendet hat.“
„Und was sollte sie bei uns tun?“, meinte Matteo spöttisch. „Nein, sie wird natürlich nach Sydney zurückkehren, sobald der Vertrag ausläuft. Es gibt nichts, was sie hier oben hält.“
„Und was hält sie in Sydney?“, entgegnete Isabella Valeri-King. „Sie hat keine Familie, kein wirkliches Zuhause. Wie sie mir sagte, plant sie sowieso eine längere Auszeit, um vielleicht einen Roman zu schreiben. Schreiben kann man überall, Matteo.“
Seine Miene verfinsterte sich. „Die Hitze bei uns wird ihr zusetzen. Nach sechs Monaten in den Tropen wird sie die Nase voll haben.“
„Viele Menschen lieben das tropische Klima. Sieh dir Hannah an … sie stammte auch aus Sydney.“
„Hannah hat auch kein rotes Haar und diesen hellen Teint“, wandte Matteo schroff ein.
Seine Großmutter sah ihn erstaunt an. „Was hat denn das damit zu tun?“
Matteo winkte verächtlich ab. „Früher oder später wird sie sich einen Sonnenbrand oder einen Hitzschlag holen. Nicole ist doch ganz offensichtlich nicht geeignet, um hier oben …“
„Ist das dein Ernst? Glaubst du wirklich, das könnten für Nicole Redman Hindernisse sein?“, fiel Isabella Valeri-King ihm fassungslos ins Wort. „Hast du nicht behauptet, du hättest ihr Buch über ihren Vater gelesen, Matteo?“
„Ja, das habe ich auch“, entgegnete er barsch. Es war ihm unangenehm, daran erinnert zu werden.
„Und dir ist nicht in den Sinn gekommen, dass Nicole eine echte Überlebenskünstlerin ist?“ Isabella Valeri-King war entschlossen, ihrem bornierten Enkel die Augen zu öffnen. „Unter den schlimmsten Umständen, die für ein Kind denkbar sind, hat dieses Mädchen sich durchgebissen mit einer Kraft, die ich nur bewundern kann. Mit Mut und Entschlossenheit und einem furchtlosen Unternehmungsgeist hat sie Schwierigkeiten gemeistert, an denen manch gestandener Mann gescheitert wäre, und …“
„Meiner Meinung nach hat sie ihre Kindheit und Jugend an einen Mann vergeudet, der ihr Opfer nicht verdient hatte“, fiel Matteo seiner Großmutter mürrisch ins Wort.
„Er war ihr Vater“,
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