JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Valeri-King bemerkte den stolzen Unterton. Sie betrachtete Nicole besorgt. „Mögen Sie meinen jüngsten Enkel nicht? Hat Matteo Sie irgendwie gekränkt?“
„Bitte, nein, das dürfen Sie nicht denken“, wehrte Nicole sofort ab. „Es war … sehr freundlich von ihm, mich zum Theater und zurück zu begleiten. Vielleicht wollte er einfach früh zu Bett gehen. Ich bin restlos zufrieden allein, Mrs. Valeri-King.“
Restlos unglücklich! „Er hätte Sie nicht so im Stich lassen dürfen“, widersprach die alte Dame.
„Aber nein, wirklich …“ Nicole sah sie flehentlich an. „Ihr Enkelsohn ist frei zu tun, was er will. Genauso wie ich frei bin, nach meinem Willen zu handeln.“
Nach Isabella Valeri-Kings Vorstellung wurde Freiheit dieser Tage viel zu sehr überschätzt. Matteo riskierte unsinnig sein Leben bei so verrückten Beschäftigungen wie Wildwasserfahrten und Bungeejumping, nur weil er „frei“, das heißt nicht für eine Frau und eine Familie verantwortlich war. Und Nicole … wozu war sie „frei“? Für Bücher und noch mehr Bücher?
Die alte Dame hätte die beiden am liebsten mit den Köpfen zusammengestoßen, um sie zur Vernunft zu bringen. Ganz offensichtlich hatten sie sich für getrennte Wege entschieden, und Isabella Valeri-King war darüber so verärgert, dass sie alle Diskretion in den Wind schlug. „Das gefällt mir ganz und gar nicht“, sagte sie energisch. „Ich habe schon seit einiger Zeit bemerkt, dass es zwischen Ihnen und Matteo Spannungen gibt. Nach Ihrem Besuch im Kauri King Park haben Sie einen sehr unglücklichen Eindruck gemacht, und danach haben Sie sich sehr bemüht, Matteo aus dem Weg zu gehen.“
Nicole blickte überrascht auf, schwieg aber weiterhin.
„Diese Situation kann für Sie nicht angenehm sein, weil Sie ja noch einige Monate im Kreis unserer Familie verbringen werden“, fuhr Isabella Valeri-King fort. „Ich hatte gehofft, die Sache würde sich heute Abend klären. Wenn das nicht der Fall ist, Nicole, fühle ich mich verpflichtet, selbst etwas zu unternehmen und …“
„Nein! Es ist nichts … nichts zwischen uns!“, warf Nicole hastig ein. Und als ihr klar wurde, dass damit die aufgeworfenen Fragen nicht beantwortet waren, fügte sie hinzu: „Es gab … Unstimmigkeiten, die wir aber geklärt haben. Wirklich, Mrs. Valeri-King, es besteht kein Grund für Sie, irgendetwas zu sagen. Es tut mir leid, dass Sie sich Sorgen gemacht haben.“
„Dann ist jetzt also alles in Ordnung?“
Nicole zögerte und schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Wir wissen jetzt beide, wo wir stehen. Das macht es leichter.“
„Es gab also ein Missverständnis?“
„Ja, aber jetzt nicht mehr. Es ist alles in Ordnung. Wirklich.“
Nicole richtete den Blick auf die Tanzfläche. „Da ist Peter!“ Sie sprang auf und sah Isabella Valeri-King bittend an. „Entschuldigen Sie mich, Mrs. Valeri-King? Peter hat mich um einen Tanz gebeten, und ich würde gern unsere alte Freundschaft wieder auffrischen.“
„Natürlich.“ Die alte Dame lächelte wohlwollend. „Gehen Sie nur, und amüsieren Sie sich.“
„Vielen Dank!“ Nicole war die immense Erleichterung anzumerken.
Mit einem leisen Kopfschütteln sah Isabella Valeri-King zu, wie Nicole auf Peter Owen zueilte. Matteo war ein Narr, diese Frau gehen zu lassen. Peter empfing sie mit offenen Armen, zog sie sofort auf die Tanzfläche und überschüttete sie mit seinem ganzen Charme.
Das Gespräch mit Nicole hatte Isabella Valeri-King ziemlich entmutigt. Wie es aussah, hatten Nicole und Matteo bestenfalls eine Art Waffenstillstand geschlossen oder aber sich schlimmstenfalls völlig entzweit. Dabei hegten sie zweifellos tiefe, leidenschaftliche Gefühle füreinander, sonst wäre Nicole nicht so unglücklich gewesen. Und was Matteo betraf … Wo steckte der überhaupt? Warum kehrte er diesen Gefühlen den Rücken?
Entnervt sah Isabella Valeri-King sich suchend nach Rosita um und erstarrte, als sie Matteo erblickte, der gerade im Eingang des Saals auftauchte. Mit versteinerter Miene schien er aus der Entfernung die Paare auf der Tanzfläche zu beobachten … vor allem natürlich Peter und Nicole. Aber er machte keine Anstalten, hinzugehen oder den Tanz der beiden zu unterbrechen, und wirkte unschlüssig, was er als Nächstes tun sollte.
Hinter ihm näherte sich Rosita. Isabella Valeri-King gab ihr sofort mit einem Wink zu verstehen, sich Matteo zu packen und ihn zu ihr zu bringen. Die brave Haushälterin seufzte zwar
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