JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
ist mit mir?“
„Auch du musst einem Erbe gerecht werden. Hast du nicht das Gefühl?“
„Nein. Ich bin, wer ich bin.“
„Einer der Kings. Wie Alessandro und Antonio, die du vorhin als Beispiel für verantwortungsbewusste Väter angeführt hast. Und ich bin überzeugt, du rechnest dich zum selben Schlag. Dem besonderen Schlag der Kings.“
Matteo machte ein nachdenkliches Gesicht. Sein Stolz drängte ihn abzustreiten, dass er wie seine Brüder sei. Doch es war nicht zu leugnen, dass sie denselben Hintergrund besaßen, dieselbe Erziehung genossen hatten. Und sie führten ihr Leben nach denselben Prinzipien, die ihnen von ihrer Großmutter eingebläut worden waren. Ihr Erbe …
Ein Ober kam mit einem Tablett voller Champagnergläser vorbei. Nicole nahm sich ein Glas und nippte daran. Matteo folgte ihrem Beispiel und dachte über Nicoles Erbe nach, während er trank.
Ihre Mutter war Irin gewesen. Sie hatte sich unsterblich in Ollie Redman verliebt, als er auf einer Tournee in Dublin aufgetreten war, hatte ihn geheiratet und war ihm nach Australien gefolgt. So war mütterlicherseits für Nicole in Sydney keine Familie vorhanden gewesen, als ihre Mutter gestorben war. Und väterlicherseits genauso wenig, denn Ollie Redman hatte den größten Teil seiner Kindheit in einem Waisenhaus zugebracht. Sehr wahrscheinlich hatte er nie selber erfahren, was einen guten Vater ausmachte. Die Menschen waren die Summe ihrer Erfahrungen …
Was bedeutete das für Nicole? „Warum hast du diesen Auftrag eigentlich angenommen?“, fragte Matteo unvermittelt, weil er das Gefühl hatte, die Antwort könnte ihm viel verraten.
Nicole warf ihm einen spöttischen Blick zu. „Um herauszufinden, wie ein ganz anderes Leben ist.“
Das Leben einer fest verwurzelten Familie mit einer langen Geschichte. Wovon er Teil war. Matteo kam ein Gedanke, der ihn erstarren ließ. Hatte sie deshalb mit ihm geschlafen? Eine intime Erfahrung aus erster Hand mit einem der Kings, mit dem einzigen, der noch nicht verheiratet war? Sie hatte zweifellos vom ersten Moment daran gedacht … und wenn er sie bei ihrem Besuch im Kauri King Park nicht so gekränkt hätte … Aber das alles war jetzt Vergangenheit. Heute Abend hatte sie sich ihm, ohne zu zögern, hingegeben und es genauso genossen wie er. Er jedenfalls wollte mehr. Dieses eine Mal war ihm längst nicht genug, und bestimmt dachte sie ebenso. Sie hatten doch gerade erst angefangen herauszufinden … wie es war.
Nicole hielt den Kopf leicht gesenkt und blickte tief in Gedanken versunken in ihr Champagnerglas. Matteo ließ den Blick über ihr schimmerndes, flammend rotes Haar gleiten und dann weiter hinab über die sinnlichen Rundungen ihrer schlanken Figur. Er spürte, wie er sie erneut begehrte. Er wollte diese Frau, konnte nicht genug von ihr bekommen. Am liebsten hätte er sie gepackt und gezwungen, ihn anzusehen und zuzugeben, dass sie genauso empfand. Dann hätten sie diese Party verlassen und in sein oder ihr Zimmer gehen können und …
„Was du vorhin über den Charme gesagt hast …“ Nicole blickte auf, und der traurige Ausdruck in ihren schönen Augen erstickte Matteos erotische Gelüste. „Weder mein Vater noch Peter hatten je eine eigene Familie hinter sich. Solche Menschen setzen ihren Charme als Schutzschild gegen diese Leere ein und als Ausdruck ihres starken Bedürfnisses, geliebt zu werden … von allen geliebt zu werden, auch wenn es nur ganz oberflächlich ist.“ Sie sah ihn flehentlich an. „Du kennst dieses Bedürfnis nicht, Matteo, weil du sicher und geborgen in dem Leben stehst, in das du hineingeboren wurdest. Das ist ein großer Unterschied.“
Ihre Worte stimmten ihn nachdenklich. Er hatte ja wirklich mehr Glück als viele andere Menschen mit seiner Familie. Dennoch war es ihm auch wichtig, nicht von dieser Familie abhängig zu sein und seinen eigenen Weg zu gehen. „Mag sein“, räumte er deshalb widerstrebend ein, „aber letztendlich ist jeder selbst verantwortlich für das, was er aus seinem Leben macht. Man hat immer wieder die Wahl.“ Und sie hatte sich dafür entschieden, mit ihm zu schlafen!
Nicole musste seine Gedanken gelesen haben, denn sie errötete tief. „Und ich denke, dass auch unsere Entscheidungen durch unsere Vergangenheit beeinflusst sind“, wandte sie ein. „Man trifft eine Wahl, weil …“ Sie verstummte, als sie das leidenschaftliche Aufleuchten in seinen Augen sah.
Matteo bemühte sich, nicht zu verbergen, was er dachte und
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