JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
entgegnete Isabella Valeri-King empört. „Hättest du nicht auch versucht, deinen Vater zu retten, wenn es dir möglich gewesen wäre?“
„O ja, ich hätte mich natürlich dem Zyklon, der ihn getötet hat, entgegengestellt, wenn ich auch nur in seiner Nähe gewesen wäre, aber …“
„Ein Kind rechnet nicht die Kosten auf. Wir sprechen hier von Familie, von Loyalität … etwas, das in der heutigen Gesellschaft leider allzu selten ist. Ein Wert, den ich sehr hoch einschätze. Und ich bin enttäuscht, Matteo, dass du es offensichtlich nicht tust.“
„Nonna …“ Seine dunklen Augen funkelten zornig. Er wandte das Gesicht ab, atmete tief ein und stand auf. „Ich möchte nicht weiter über Nicole Redman reden. Mein Flug geht morgen sehr früh, deshalb entschuldige mich jetzt bitte. Gute Nacht, Nonna … Rosita …“
Ohne ein weiteres Wort ging er stolz davon. Nicht einmal blickte er zur Tanzfläche zurück, offenbar fest entschlossen, jegliches Interesse an Nicole zu leugnen. Aber seine Großmutter zweifelte nicht, dass all seine Einwände nur der Versuch gewesen waren, vor sich zu rechtfertigen, dass er sich nicht ernsthaft an Nicole binden wollte. Warum? Bedeutete ihm seine Freiheit so viel?
„Er ist sehr wütend“, bemerkte Rosita leise.
Isabella Valeri-King seufzte. „Ich habe die Beherrschung verloren.“ Sie wandte sich ihrer langjährigen Vertrauten zu. „Aber haben Sie je einen solchen Unfug gehört, Rosita?“
Die gutmütige Haushälterin hob in typischer italienischer Manier die Hände. „Ich glaube, dass er tief verletzt ist, es aber nicht zugeben möchte.“
„Sie sind beide tief verletzt.“ Isabella Valeri-King schüttelte besorgt den Kopf. „Die Frage ist, kommen sie darüber hinweg? Vielleicht habe ich Matteo heute Abend den richtigen Anstoß gegeben, aber ist er auch gewillt, auf Nicole zuzugehen und die Barrieren zu überwinden? Das liegt außerhalb meiner Macht. Nur er kann es tun, Rosita … wenn er es wirklich will.“
15. KAPITEL
Schwanger! Du liebe Güte, was sollte sie tun?
Mit zittrigen Händen stopfte Nicole die verräterischen Hinweise auf den Schwangerschaftstest in eine Plastiktüte, um sie später irgendwo außerhalb des Schlosses in einer Mülltonne zu entsorgen. Auf keinen Fall durfte Rosita davon Wind bekommen. Die mütterliche Haushälterin hatte ihre Augen überall.
Immer noch halb gelähmt vom Schock, taumelte Nicole aus dem Bad in ihr Schlafzimmer, verstaute die Tüte in ihrer Handtasche, legte sich wieder aufs Bett und barg das Gesicht im Kissen. Es war Sonntagmorgen. Niemand erwartete von ihr, dass sie sonntags arbeitete, und man würde sich auch nicht wundern, wenn sie das Frühstück einfach verschlief. Schon beim Gedanken an Essen wurde ihr übel, vor allem in der Frühe.
Jetzt wusste sie, warum. Es war die Strafe für ihr unüberlegtes Liebeserlebnis mit Matteo King. Sie konnte nicht einmal ihm die Schuld geben, denn sie war ja genauso verantwortlich. „Unverantwortlich“ war wohl treffender. Wild und hemmungslos, ohne an die möglichen Folgen zu denken. Erst als sie in der Nacht nach der Premierenfeier – allein – ins Bett gegangen war, hatte sie sich flüchtig Sorgen gemacht, war aber zu dem Schluss gelangt, dass die Gefahr nicht sehr groß wäre.
Ein Baby. Jetzt konnte sie den Kopf nicht mehr in den Sand stecken und alle möglichen Erklärungen für das Ausbleiben ihrer Regel finden … die Hitze, der Stress, alles, nur nicht die Wahrheit. Nun musste sie der Wahrheit ins Gesicht sehen. Sie war schwanger und musste jetzt irgendwie eine Zukunft mit einem Baby planen … mit ihrem Kind.
Noch sehr lebhaft erinnerte sie sich daran, wie Matteo King ihr großspurig einen Vortrag über die Verantwortung eines Vaters gehalten hatte. Aber wollte sie überhaupt, dass er mit ihr und ihrem Kind für den Rest ihres Lebens Kontakt hielt? Ein Mann, der nur Sex von ihr gewollt hatte? Ein Mann, der ihre Gefühle schmerzlich in Aufruhr brachte, wann immer sie ihn sah?
Erst vor wenigen Tagen war er im Schloss vorbeigekommen. Wie aus heiterem Himmel stand er plötzlich in der Loggia, wo seine Großmutter und Nicole gerade beim Nachmittagstee saßen, und verkündete fröhlich: „Ich habe eine Kiste mit exotischen Früchten bei Rosita in der Küche gelassen.“ Dann fügte er mit einem gewinnenden Lächeln hinzu: „Die Mangostinen sind speziell für dich, Nicole. Sie haben dir doch am besten geschmeckt, oder?“
„Ja, danke“, antwortete sie höflich und
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