JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
gab ihr zu denken. Fand Alessandro King es etwa nicht angemessen, dass sie in „King’s Castle“ übernachtete? Hielt er sie vielleicht nicht für wert, Gast seiner Großmutter zu sein? Unwillkürlich regte sich ihr Stolz. „Ihre Großmutter war so freundlich, Marco und mich einzuladen, die Nacht hier zu verbringen, damit der Kleine nicht geweckt werden muss, um nach Hause zu fahren“, sagte sie betont förmlich.
„Dann schlafen Sie also auch hier.“
Der seltsame Ton, in dem er das bemerkte, verwirrte sie noch mehr. „Man hat mir das ehemalige Zimmer des Kindermädchens im Kinderzimmerflügel zugewiesen“, sagte sie und wünschte dann, sie hätte es nicht getan. Obwohl es für Marco und sie die praktischste Lösung gewesen war, klang es doch so, als sei sie es nicht wert gewesen, in einem richtigen Gästezimmer untergebracht zu werden. Und das ärgerte sie. „Überhaupt, warum stellen Sie mir all diese Fragen?“, platzte sie heraus. „Warum sagen Sie nicht endlich, was Sie wirklich wollen? Es ist nicht fair!“
„Das weiß ich!“, antwortete er schroff. „Ich wollte, dass Sie mir aus meinem Dilemma heraushelfen, aber es gibt keine Hilfe. Ich muss die Wahl selber treffen.“
Das war nun wirklich zu viel! „Wie schön für Sie, dass Sie eine Wahl haben“, entgegnete sie verbittert. „Denn ich scheine gar nicht erst gefragt zu werden. Aber das ist schon in Ordnung. Ich kann ja gehen.“
Obwohl es sie große Überwindung kostete, wandte sie sich ab und wollte davonlaufen.
„Nein!“
Alessandro packte Ginas Handgelenk und riss sie an sich. Im nächsten Moment hatte er die Arme um sie gelegt und hielt sie fest.
Vergeblich versuchte sie, ihn fortzustoßen. „Spielen Sie nicht mit mir!“, bat sie flehentlich.
Er presste sie an sich. Seine blauen Augen funkelten herausfordernd. „Fühlt sich das wie ein Spiel an?“, fragte er heiser. „Hat es sich auf der Tanzfläche wie ein Spiel angefühlt?“
Ihr Widerstand schwand augenblicklich. Alessandros Leidenschaft weckte in ihr sofort ein unbändiges Verlangen, das nach Erfüllung drängte. Es genügte ihr nicht, ihm nur nahe zu sein, von ihm in den Armen gehalten zu werden.
Alessandro drückte sie noch fester an sich. Dann hob er eine Hand, berührte Ginas Gesicht, strich ihr das Haar aus der Stirn, ließ die Finger über ihre Wange gleiten, über ihre Lippen, über ihren Hals. Gina war wie hypnotisiert von dieser zarten Berührung, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nur, sie wollte mehr, viel mehr.
Sie fühlte, wie Alessandro tief einatmete. „Ich muss es einfach tun“, flüsterte er heiser und beugte sich zu ihren Lippen herab.
Der Kuss war wild und leidenschaftlich. Die aufgestauten Gefühle drängten an die Oberfläche und rissen Gina und Alessandro mit sich. Hemmungslos, entfesselt schmiegten die beiden sich aneinander, als wollten sie nie mehr voneinander lassen. Ohne zu wissen, was sie tat, hatte Gina Alessandro die Hände um den Nacken gelegt, krallte die Finger in sein dichtes Haar und drängte sich sehnsüchtig an ihn, nur von dem einen Wunsch beseelt, ihm ganz zu gehören.
Sie hatte Angelo geliebt, aber dies hier war etwas ganz anderes. Nie hätte sie sich einer solchen Lust für fähig gehalten. Zwischen Alessandro und ihr stimmte die Chemie perfekt, und dieser Kuss war wie das Versprechen auf mögliche ungeahnte Sinnenfreuden.
Und dieses Versprechen blieb, auch als Alessandro sich von ihren Lippen löste. Er atmete tief ein und drückte sie noch einmal so fest an sich, als könnte er es nicht ertragen, sie je wieder loszulassen. „Glauben Sie mir, Gina, es ist kein Spiel“, flüsterte er. „Aber es muss jetzt aufhören, weil … Sie recht haben. Es ist nicht fair.“
Gina hatte Mühe, seine Worte zu verstehen. Erst als er sie sacht fortschob und sich aufrichtete, begann sie zu begreifen. Aufhören? Nicht fair?
Alessandro ließ die Hände sinken, wich von Gina zurück und sah besorgt, wie sie schwankte. Seiner Nähe beraubt und noch ganz benommen vom Ansturm ihrer Gefühle, rieb Gina sich fröstelnd die Arme. Eisige Kälte beschlich ihr Herz. Ungläubig sah sie Alessandro an und verstand nicht, wie er damit aufhören konnte oder warum er es überhaupt wollte. Eine große Leere breitete sich in ihr aus, weil dieses wundervolle Versprechen gebrochen worden war und nur noch Scherben zurückblieben.
Ihr war nicht bewusst, was Alessandro in ihren ausdrucksvollen Augen las. Den Schmerz über die
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