JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
schroff.
„Was ist mit dir los, Alessandro?“, fragte sie gereizt. „Den ganzen Abend warst du schon ein Miesepeter. Ist dir nicht gut?“
„So kann man es ausdrücken.“
„Dann hättest du es mir sagen können.“
„Ich sage es dir jetzt.“
Michelle war verärgert, weil Alessandro ihr den Spaß verdorben hatte. Alessandro kochte innerlich vor Wut aus ganz anderen Gründen. Doch auf der kurzen Fahrt zu Michelles Apartment, das ganz in der Nähe des Yachthafens von Port Douglas war, wo sie ihre Luxusboutique betrieb, zog er es vor, zu schweigen und sich auf die Straße zu konzentrieren.
„Da du dich nicht gut fühlst, nehme ich an, dass du heute Nacht nicht bei mir bleiben wirst“, bemerkte Michelle schließlich schnippisch, als sie vor ihrem Apartment vorfuhren.
„Nein, das werde ich nicht!“, stieß Alessandro aus und dachte: Vermutlich bereut sie es jetzt, dass sie sich nicht mit Peter Owen verabredet hat. „Und in Zukunft überhaupt keine weitere Nacht mehr.“
Michelle blickte überrascht auf. „Was soll das heißen?“
„Es heißt, dass ich unsere Verlobung löse. Und zwar hier und jetzt.“ Er schaltete den Motor aus, wandte sich Michelle zu und sah sie kalt an. „Unsere Hochzeit ist abgesagt, Michelle. Wir passen nicht wirklich zueinander.“
„Und was hat dich zu dieser plötzlichen Einsicht bewogen?“, fuhr sie entrüstet auf.
„Verschiedene Dinge. Aber ich muss zugeben, dass dein intimes Tête-à-Tête mit Peter Owen den Ausschlag für meine Entscheidung gegeben hat. Und deine Ansicht darüber zu hören, was ich dir als Ehemann so alles zu bieten habe.“
Michelle verschlug es für einen Moment die Sprache. Doch sie hatte sich rasch wieder gefasst. „Das war doch nur dummes Gerede, Alessandro. Peter ist so oberflächlich, da hat es keinen Sinn, über Gefühle zu sprechen.“ Sie legte eine Hand auf Alessandros Oberschenkel und fügte schmeichelnd hinzu: „Du weißt doch, dass ich dich liebe.“
Alessandro schob ihre Hand energisch beiseite. „Ich war gerade auf einem Spaziergang ums Schloss herum, weil ich etwas frische Luft schnappen wollte. In der Stille der Nacht tragen Stimmen sehr weit, Michelle. Und andere Geräusche. Ich habe alles mitbekommen, wollte aber mit Rücksicht auf das Brautpaar keine Szene heraufbeschwören. Deshalb habe ich euch beide euch selbst überlassen und mich unauffällig zurückgezogen.“
Michelle dämmerte es nun, dass Leugnen zwecklos war. „Peter und ich hatten eine Affäre, bevor ich dich kennengelernt habe, Alessandro“, sagte sie trotzig. „Seitdem ist nichts mehr zwischen uns gewesen, und es wird in Zukunft auch nichts mehr sein. Das heute Abend war bloß …“
„Eine Erinnerung an alte Zeiten? Ein liebevoller Abschied?“, fiel Alessandro ihr scharf ins Wort.
„Es war ohne Bedeutung“, beharrte Michelle.
„Wie jeder weitere kleine Seitensprung hier und da, wann immer es dich überkommt.“ Alessandro schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht meine Vorstellung von einer Ehe, Michelle. Es ist besser, wenn sich unsere Wege trennen.“
„Und warum? Damit du dich ohne Gewissensbisse an Gina Terlizzi heranmachen kannst?“, höhnte Michelle.
Das kam der Wahrheit so nahe, dass Alessandro betreten schwieg. Was Michelle wieder Oberwasser gab.
„Sei nicht dumm, Alessandro“, sagte sie schmeichelnd. „Nimm sie dir, wenn du so scharf auf sie bist, und schaff sie dir so aus dem Sinn.“
„Und das wäre dann gleichzeitig auch die passende Rechtfertigung für deinen kleinen Seitensprung, nicht wahr?“, entgegnete er, empört über ihre lockeren Moralvorstellungen.
„Du liebe Güte. Das ist doch genauso wie ein plötzlicher Heißhunger auf Schokolade. Man erliegt der Versuchung, und sobald das Verlangen befriedigt ist, hat sich die Sache erledigt. Im Grunde weiß man genau, welche Kost für einen am besten ist, und dabei bleibt man auf lange Sicht. Es ist alles eine Frage der Perspektive.“
„Besten Dank für deine Erläuterungen. Nur zufällig teile ich deinen Standpunkt nicht“, sagte er kalt. Michelles Ausführungen enthoben ihn aller Sorge um ihre Gefühle und machten es ihm noch leichter, sich von ihr zu trennen.
„Nun, wenigstens bin ich ehrlich“, ließ sie nicht locker. „Was ich mit Peter gemacht habe, ist vorbei und erledigt. Du aber bist immer noch ganz heiß auf die kleine Sängerin, nicht wahr? Ich wette, dein Spaziergang diente nur dem Zweck, deiner Frustration Luft zu machen, und jetzt bist du wütend,
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