JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Zielrichtung, aber vielleicht sollte er vorsichtiger und bedachtsamer vorgehen, anstatt sich kopfüber in eine neue ernste Beziehung zu stürzen.
Er hatte, was Michelle betraf, einen schweren Fehler begangen. Konnte er seinen Gefühlen in Bezug auf Gina trauen? Die Warnung seiner Großmutter kam ihm in den Sinn: Sei behutsam, Alessandro.
Das musste er sein. Und das würde er sein. Kontrolle war das Schlüsselwort.
Aber wollte er die Gefühle kontrollieren, die Gina in ihm weckte? War er überhaupt fähig dazu? Im Augenblick wusste er nur, dass er sie unbedingt wiedersehen, mit ihr zusammen sein, sie besser kennenlernen wollte. Und das würde er sich auf keinen Fall verbieten.
Gina schwebte immer noch über den Wolken, als eine halbe Stunde später wirklich ihre Mutter anrief. Diesmal brauchte Gina ihre Fröhlichkeit nicht zu spielen. Geduldig und heiter beantwortete sie die vielen Fragen ihrer Mutter zum Verlauf der Hochzeitsfeier.
„Dann waren die Duette also ein Erfolg“, schloss ihre Mutter schließlich zufrieden.
„Ganz bestimmt“, bestätigte Gina begeistert. „Mrs. Valeri-King war ganz hingerissen, und Peter Owen hat versprochen, sich wegen weiterer gemeinsamer Auftritte bei mir zu melden.“
„Und das aus dem Munde eines echten Profis. Wenn das kein Kompliment ist! Aber deine Stimme ist ja auch wirklich wunderschön“, sagte ihre Mutter voller Stolz.
Gina lachte. „Ich weiß allerdings nicht, wie ehrlich es gemeint war. Peter Owen ergeht sich gern in Schmeicheleien.“
„Komm doch zum Mittagessen, und erzähl mir alles ganz genau.“
„Mom, es gibt wirklich nicht mehr zu erzählen“, protestierte Gina rasch, obwohl sie das Wichtigste ja noch gar nicht erwähnt hatte. Aber sie zögerte, ihrer Mutter schon von Alessandro King zu erzählen. Es war noch zu früh. Erst wollte sie sich sicher sein, was Alessandro sich wirklich von ihrem Treffen heute erhoffte. „Außerdem habe ich Marco ein Picknick versprochen und kann gar nicht kommen. Aber danke für die Einladung.“
„Na gut, ich rufe dich im Lauf der Woche wieder an. Und gib Marco einen dicken Kuss von mir … nein, hol ihn mir doch ans Telefon. Ich möchte selber mit ihm sprechen.“
Doch Gina konnte nicht riskieren, dass ihr kleiner Sohn mit der Neuigkeit herausplatzen würde, dass ein Mann in ihrem Bett geschlafen hatte. „Er spielt gerade draußen. Wir verschieben es auf nächstes Mal, ja?“
„Schön, dann grüß ihn lieb von mir. Ich bin so froh, dass du diese Chance bekommen hast, Gina. Und jetzt werde ich sofort deinem Vater von deinem großen Erfolg berichten.“
„Danke, Mom. Tschüs.“
Nachdenklich legte Gina den Telefonhörer auf. Ihr war plötzlich ein ernüchternder Gedanke gekommen. Zwar war nicht zu leugnen, dass sie und Alessandro King im Bett sehr gut zueinander passten, aber in anderen Bereichen seines Lebens mochte er das vielleicht ganz anders sehen. Sie musste an all die Fragen nach ihrer Familie und ihrem Leben denken, die Alessandro ihr gestellt hatte, bevor er sie geküsst und dann erklärt hatte, es sei nicht fair.
Es sei nicht fair, sie zu küssen, solange er noch mit Michelle Banks verlobt gewesen war, oder nicht fair in Anbetracht der Tatsache, dass sie in zwei ganz verschiedenen Welten lebten und nie zusammenkommen könnten? Die Ereignisse der Nacht hatten nur bewiesen, dass ihre Leidenschaft füreinander stärker gewesen war als derlei mehr oder weniger vernünftige Einwände. So gesehen, bedeutete Alessandros Trennung von Michelle Banks vielleicht gar nichts, außer dass er sich eben entschieden hatte, die schöne, ehrgeizige Designerin doch nicht zu heiraten. Jedenfalls bedeutete es nicht notwendigerweise, dass er lieber sie, Gina, zur Frau nehmen wollte. Sie musste sehr vorsichtig sein und durfte nicht zu viel von dem Ausflug heute erwarten. Ihre gemeinsame Liebesnacht war Alessandro noch ganz frisch im Gedächtnis. Möglich, dass er nur seine Gewissensbisse beschwichtigen wollte.
Andererseits hätte er das auch mit seinem Anruf tun können. Sprach nicht seine Einladung dafür, dass er die Beziehung zu ihr vertiefen wollte? Aber es hatte wirklich keinen Sinn, sich in Spekulationen zu verlieren. Gina wollte die Dinge einfach so nehmen, wie sie kamen. Sie wollte weder mit ihrer Mutter noch mit sonst jemandem darüber sprechen und sich Warnungen und Zweifel anhören müssen, die sie sich selber klarmachen konnte. Nein, egal, wie es sich entwickelte, sie nahm sich vor, vor allem auf die Stimme
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