JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Frau, die auch nur ein bisschen Anstand und Würde besitzt, mir gegenüber damit herausplatzt, dass mein Enkel sie verführt hat?“
„Ich habe sie nicht verführt“, widersprach er schroff.
„Dass er sie als Ersatz benutzt hat, nachdem er mit einer anderen Frau Schluss gemacht hat?“
„Nein!“ Alessandro schlug mit der Faust auf den Tisch und sprang auf. „Halt dich einfach da raus, Nonna! Ich bringe das schon wieder in Ordnung.“
„Das will ich hoffen, Alessandro“, sagte sie nachdrücklich. „Denn ich möchte mich nicht für meinen Enkel schämen müssen.“
Schämen? Diese Bemerkung seiner Großmutter verletzte ihn tief und zwang ihn, sein Verhalten noch einmal zu überdenken. Seine Großmutter versuchte, die Dinge mit Ginas Augen zu sehen und daraus die Gründe für Ginas überstürzte Abfahrt abzuleiten. Obwohl die gezogenen Schlüsse nicht ganz richtig waren, konnte kein Zweifel daran bestehen, dass seine Großmutter auf Ginas Seite war. Deshalb musste sie sein Handeln verabscheuen, auch wenn die Vorwürfe seiner Meinung nach nicht wirklich gerechtfertigt waren. „Du magst sie“, sagte er schlicht.
„Allerdings. Sie ist ein Mensch mit sehr soliden Wertvorstellungen. Es schmerzt mich, dass jemand aus meiner Familie sie vielleicht verletzen könnte.“
Alessandro nickte. Solide Wertvorstellungen. Seine Großmutter hatte Michelle nie wirklich gemocht. Er hatte das stets mit dem Hinweis abgetan, dass sie eben schon alt und hoffnungslos altmodisch und Michelle dagegen eine sehr moderne Frau sei. Aber inzwischen hatte auch er entdeckt, dass solide Wertvorstellungen ihm mehr bedeuteten als oberflächlicher Glanz.
„Ich habe sie nicht verführt und auch nicht als Ersatz benutzt, Nonna“, sagte er ruhig. „Wir haben uns beide zueinander hingezogen gefühlt, und ich habe vor, diesen Weg weiterzuverfolgen.“
Isabella Valeri-King atmete erleichtert auf. „Du findest Gina Terlizzis Telefonnummer und Adresse in meinem Terminkalender.“
„Danke. Entschuldigst du mich jetzt?“
Sie nickte. „Und bitte, Alessandro, sei behutsam“, warnte sie ihn liebevoll. „Kein Mensch kann so singen, ohne nicht ein sehr empfindsames Herz zu haben.“
„Meinst du, das weiß ich nicht?“, antwortete er spöttisch. „Ich mag mich ja bei Michelle geirrt haben, aber ich bin durchaus lernfähig, Nonna.“ Und er verließ das Frühstückszimmer in der festen Absicht, noch viel mehr zu lernen.
10. KAPITEL
Gina stand in der Küche an der Spüle und wusch das Frühstücksgeschirr ab, während sie durch das Fenster Marco beobachtete, der zufrieden auf der Wiese spielte. Der Garten hinter dem Haus war sicher eingezäunt, ein guter Spielplatz für einen kleinen Jungen. Hier konnte er sich nach Herzenslust austoben und in dem kleinen Gemüsegarten im hinteren Teil Dinge wachsen sehen und ernten … Tomaten, Pfefferschoten, Gurken. Ihre geliebten Blumen hatte Gina im Vorgarten angepflanzt, damit sie keinen Schaden nahmen.
Das Haus war ein altes Holzhaus, wie es für Queensland typisch war, auf einer Anhöhe erbaut, um von der Meeresbrise zu profitieren, und mit reichlich schattigen Veranden, die Schutz vor der heißen Sonne boten. Es war nichts Großartiges und ganz gewiss kein Schloss, aber ein gutes Zuhause für eine junge Familie. Gina und Angelo hatten es zu Beginn ihrer Ehe mithilfe ihrer und seiner Eltern gekauft. Aber jetzt hatte sie keinen Mann und Marco keinen Vater mehr.
War es eine verrückte Illusion, dass Alessandro King diese Rollen in ihrem Leben ausfüllen könnte? Vergangene Nacht … wie fürsorglich er sich um Marco gekümmert hatte … wie leidenschaftlich er sie geliebt hatte … Gina seufzte. Ihr Herz wurde schwer, wenn sie an Michelle Banks dachte. Vielleicht hatten sich Alessandro und seine Verlobte ja auf der Hochzeitsfeier entzweit, die Dinge waren eskaliert, und man war im Streit auseinander gegangen. So etwas führte gelegentlich zu Übersprunghandlungen, die man nach ein oder zwei Tagen bedauerte.
Das Telefon läutete. Gina nahm die Hände aus dem Spülwasser, trocknete sie rasch an einem Geschirrtuch ab und griff nach dem Telefonhörer. Sicher war es ihre Mutter, die darauf brannte zu erfahren, wie ihr Auftritt auf der Hochzeitsfeier gelaufen war. Es war ja eine so große Ehre, von Mrs. Isabella Valeri-King engagiert zu werden!
Gina atmete tief ein. Es würde ihr nicht leichtfallen, den Schein zu wahren, als wäre nichts Besonderes geschehen … als hätte sie sich nicht mitten in
Weitere Kostenlose Bücher