JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Verlust. Es wird mir leichtfallen, sie mit Gefühl vorzutragen, dachte sie ironisch. Verkaufte eine professionelle Sängerin ihre Seele? Nein, die Musik war nur eine Art, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
15. KAPITEL
Die „Coral Reef Lounge“ war so voll wie selten, was Peter Owen zufrieden registrierte. Freitagabends war immer viel los, aber er hatte für zusätzliche Werbung im Radio und auf einer großen Reklametafel vor dem Club gesorgt, und die Resonanz war noch besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Ein Showprogramm mit den bekanntesten Melodien aus beliebten Musicals zog immer ein Publikum jeden Alters an, und Peter Owen hatte Gina Terlizzi als Star der Zukunft verkauft.
Jetzt hoffte er nur, dass Gina in der Garderobe nicht von Lampenfieber geplagt wurde. Sie hatten einen Großteil des Nachmittags geprobt, und sie war in Hochform gewesen, bereit, dem Publikum alles zu geben. Und nun, bekleidet mit dem bronzefarbenen Abendkleid, das sie auch auf der Hochzeitsfeier getragen hatte, und professionell geschminkt, war sie von Kopf bis Fuß ein Star.
Die Frage war, ob man ihr sagen sollte, dass die Kings in geschlossener Formation im Publikum saßen, Isabella Valeri-King und ihre drei Enkelsöhne, allen voran Alessandro. Würde es Gina abschrecken oder anfeuern?
Wenn sie erst einmal im Scheinwerferlicht auf der Bühne stand, würde sie es vielleicht gar nicht bemerken. Und vielleicht war es besser so, sie nicht abzulenken. Andererseits konnte der Ehrgeiz, es Alessandro King zu beweisen, dass sie auch allein das Zeug zum Star hatte, dieses gewisse Etwas in ihr herauskitzeln, das einer Show einen ganz besonderen Zauber verlieh.
Alessandro blickte immer wieder auf die Uhr. Die Zeit schien stillzustehen. Ginas Bühnendebüt war für neun Uhr angekündigt, und bis dahin waren es immer noch sechs Minuten. Peter Owen legte sich am Flügel schwer ins Zeug, um das Publikum aufzuwärmen, aber Alessandro war zu nervös, um die Kunst des Entertainers würdigen zu können. Er dachte nur daran, wie er Gina spüren lassen konnte, dass er allein ihretwegen gekommen war.
Ganz öffentlich wollte er vor seiner versammelten Familie bezeugen, wem sein Herz gehörte … und das war ganz gewiss nicht Michelle Banks. Michelle existierte für ihn nicht mehr. Das hatte er ihr auch gestern Abend deutlich gesagt. Und er hatte ihr mit rechtlichen Schritten gedroht, falls sie noch einmal seinen Ring dafür benutzte, falsche Behauptungen aufzustellen.
Gina musste begreifen, dass er sie keineswegs als flüchtige Affäre betrachtete. Und auch nie so behandeln würde. Er würde sie ganz offiziell seinen Brüdern vorstellen und keinen Zweifel daran lassen, dass seine Großmutter ihre Beziehung billigte. Ein derart öffentliches Bekenntnis zu ihr musste doch die Zweifel zerstreuen, die Michelle in Ginas Herz gesät hatte.
Isabella Valeri-King saß entspannt zwischen ihren Enkelsöhnen und lauschte Peter Owens virtuoser Darbietung. Er war wirklich ein ausgezeichneter Pianist. Sie freute sich schon auf das Programm, das er mit Gina Terlizzi zusammengestellt hatte. Obwohl das eigentliche Highlight des Abends erst nach dem Auftritt stattfinden würde.
Alessandros Nervosität war nicht zu übersehen … ebenso wenig wie die Neugier ihrer beiden anderen Enkelsöhne. Die Bitte des älteren Bruders, ihn in einer so persönlichen Angelegenheit zu unterstützen, war schon ungewöhnlich genug. Und der gewaltige Strauß roter Rosen, den er mitgebracht hatte, war erst recht dazu angetan gewesen, die Brüder zu erstaunen.
Antonio und Matteo waren auch dabei gewesen, als Gina Terlizzi vergangene Woche auf der Hochzeit gesungen hatte, aber keiner von ihnen hatte etwas von der Beziehung gewusst, die sich danach zwischen der reizvollen Sängerin und ihrem Bruder entwickelt hatte. Die Nachricht, dass er seine Verlobung mit Michelle Banks gelöst hatte, hatte sie völlig überrascht, und dann hatte Alessandro sie auch noch zu diesem bühnenreifen Familienauftritt gebeten, um eine Frau zu beeindrucken, der sie bislang noch nicht einmal offiziell vorgestellt worden waren.
Isabella Valeri-King war jedenfalls insgeheim sehr zufrieden, dass Michelle Banks inzwischen auch die letzte Chance auf eine Aussöhnung mit Alessandro verspielt hatte. Und ihre niederträchtige Intrige gestern war für Alessandros Großmutter wie eine nachträgliche Rechtfertigung ihrer eigenen Einmischung in dieser Angelegenheit gewesen.
Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sie
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