JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
zahlreiche Bravorufe.
Peter strahlte Gina an, während sie gemeinsam abwarteten, bis sich die Begeisterung etwas legte. „Danke … meine Damen und Herren … vielen Dank“, sagte er schließlich überwältigt. „Zur Abrundung unseres ganz besonderen Programms kehren wir heute Abend noch einmal zurück zur ‚West Side Story‘, zu dem Song, der ausdrückt, was wir uns am meisten vom Leben erhoffen. Er trägt den Titel ‚Somewhere‘, irgendwo – jener mystische Ort, an dem sogar unmögliche Träume wahr werden. Ich möchte Sie also einladen, Gina Terlizzi und mich auf jene magische Reise zu begleiten, die uns an jenen Ort entführt … ‚Somewhere‘.“
Im Nu war das Publikum wieder mucksmäuschenstill und lauschte erwartungsvoll. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. A cappella, schlicht und dennoch unglaublich gefühlvoll, stimmte Peter den Song an. Gina stellte ihren Part genauso sehnsuchtsvoll dagegen. Die Klavierbegleitung setzte ein, Peter und Gina fanden sich im Duett und trugen den Song in dramatischer Steigerung zu seinem ausdrucksstarken Finale.
Als die letzten Töne verklungen waren, herrschte für einige Augenblicke restlose Stille. Das Publikum war ganz gefangen in der ergreifenden Stimmung, die der Song geschaffen hatte, und schien sich gar nicht daraus lösen zu wollen. Aber es war vorbei. Die Show war zu Ende.
Einer brach den Bann und fing an zu klatschen, und im nächsten Moment brandete ein wahrer Beifallssturm auf. Peter erhob sich hinter dem Flügel und gesellte sich zu Gina mitten auf die Bühne. Hand in Hand nahmen sie ihren verdienten Applaus entgegen, badeten förmlich in der Gunst des Publikums. Rufe nach Zugaben wurden laut, aber sie hatten für diesen Abend alles gegeben.
„Lass das Publikum sich an den Höhepunkt erinnern, und es wird wiederkommen“, flüsterte Peter Gina zu. „Lächle einfach, und verbeuge dich.“
„Ist es immer so überwältigend?“, flüsterte sie zurück.
„Nein. Du warst überragend. Und wie es aussieht, ist Alessandro King derselben Ansicht. Nimm sein Geschenk mit Charme entgegen, Gina. Vergiss nicht, du stehst immer noch auf der Bühne.“
Geschenk? Gina hatte versucht, ihre Eltern im Publikum zu entdecken, wobei sie es bewusst vermieden hatte, in die Richtung zu blicken, wo die Kings saßen. Peters Bemerkung ließ ihr Herz für einen Schlag aussetzen. Im nächsten Moment fiel ihr Blick auf den Mann, der keinen Anlass hatte, sich ihr zu nähern, es sei denn … Hatte sie die Situation zwischen ihnen vielleicht völlig missverstanden?
Alessandro, bekleidet mit einem schwarzen Smoking, sah beeindruckend und atemberaubend attraktiv aus. Die Leute im Publikum, die immer noch stehend applaudierten, machten ihm automatisch Platz, als er zur Bühne ging.
Gina hatte Schmetterlinge im Bauch. Sie wagte nicht zu glauben, dass sich alles zwischen ihnen doch noch zum Guten wenden würde. Deshalb brachte sie es nicht über sich, ihm direkt in die Augen zu blicken. Stattdessen richtete sie den Blick auf den Blumenstrauß, den Alessandro im Arm hielt. Dieses Geschenk … es war der übliche Tribut an eine Sängerin am Ende der Show. Aber Alessandro musste die Blumen vorher besorgt haben, musste also vorhergesehen haben … Ja, was genau? Dass ihr Auftritt gut genug sein würde? Oder hatte er einfach die Gelegenheit ergreifen wollen, um sich ihr auf diese Weise zu nähern?
Die Blumen waren in glitzerndes Zellophan gehüllt und mit einem rotgoldenen Satinband zu einem Strauß gebunden. Als Alessandro die Stufen zur Bühne hinaufstieg, erkannte Gina, dass er ihr Rosen brachte … Massen roter Rosen!
Alle möglichen Gedanken stürmten auf sie ein. Peter und sie hatten über die Liebe gesungen. Hielt Alessandro rote Rosen einfach diesem Anlass für angemessen? Oder bedeuteten die Rosen eine ganz persönliche Botschaft von ihm? „Love Changes Everything“, die Liebe ändert alles … die Worte dieses Liedes trafen in so vieler Hinsicht zu. Aber Gina wollte sich nicht zu wilden Hoffnungen hinreißen lassen.
„Somewhere“, irgendwo … gibt es eine Zeit und einen Ort für uns … Das war eine Hoffnung, ein Traum. Das Unmögliche wurde nicht wirklich möglich.
Sie musste die Blumen charmant entgegennehmen. Ein Lächeln. Ein genicktes Dankeschön. Das war Teil der Show. Dazu brauchte sie Alessandro nicht direkt anzusehen, denn sie hatte Angst davor, was sie in seinem Blick lesen würde.
„Für dich“, sagte Alessandro schlicht und überreichte ihr
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