JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
Antonio alles entlocken, was er bisher über sie, Hannah, wusste … und auf diese Weise Munition für ihren nächsten Angriff sammeln.
„Was für eine penetrante Zicke!“, bemerkte Megan, als sie und Hannah wieder allein in der Kombüse waren.
Hannah atmete tief ein, um ihre Beklemmungen loszuwerden. Sie hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen, und war für einen Moment versucht, noch von Bord zu springen, bevor das Boot ablegte. Aber ihr Verantwortungsgefühl siegte. Megan wäre mit der Arbeit in der Kombüse niemals allein fertig geworden. Sie, Hannah, hätte die gesamte Crew im Stich gelassen, ganz zu schweigen von Antonio.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Megan besorgt.
Hannah sah sie verzweifelt an. „Könnte ich Sie um einen großen Gefallen bitten, Megan?“
„Sie vor denen abzuschirmen?“
Hannah nickte. „Die beiden haben mir in der Vergangenheit sehr wehgetan.“
„Überlassen Sie das nur mir. Machen Sie einfach Ihre Arbeit, und ich nehme den beiden den Wind aus den Segeln, wann immer sie hier vor der Bar aufkreuzen.“
„Danke.“ Hannah lächelte zaghaft.
„Es wird mir ein Vergnügen sein. Allerdings brauchen Sie sich sowieso keine großen Sorgen zu machen. Antonio hat schon gemerkt, was los ist, und die beiden ausgesondert.“
„Ausgesondert? Was soll das heißen?“
„Oh, unser Chef hat ein Gespür für potenzielle Unruhestifter und lenkt sie mit einer Vorzugsbehandlung ab, bevor überhaupt Probleme entstehen können. Der Typ ist nämlich nicht nur hübsch, sondern auch richtig helle, klar?“
Hannah lachte wider Willen. „Ich finde ‚hübsch‘ nicht gerade die passende Beschreibung für Antonio King!“
Megan grinste schalkhaft. „Sie meinen, er ist eher ein ‚toller Kerl‘, ja? Zugegeben, für einen älteren Herrn ist er nicht schlecht.“
„Wirklich nicht schlecht“, pflichtete Hannah ihr bei. Wie alt mochte Antonio sein? Anfang dreißig? Ihr wäre nicht in den Sinn gekommen, ihn als „älteren Herrn“ zu bezeichnen, aber Megan war erst neunzehn, und da sah man die Dinge noch etwas anders.
„Bleiben Sie ganz cool, Hannah“, riet Megan ihr nun. „Sie werden die beiden bis zum Mittagessen nicht wiedersehen, und Sie können darauf wetten, dass Antonio ihnen auch dann auf den Fersen sein wird, um sicherzustellen, dass Sie nicht vom Kochen abgelenkt werden. Die ‚Duchess‘ ist sein Baby, und es ist ihm ungeheuer wichtig, dass an Bord alles reibungslos läuft.“
„Ist er ein schwieriger Chef?“, erkundigte sich Hannah besorgt, denn ihr kam in den Sinn, dass sie möglicherweise unter diesem persönlichen Stress seinen Ansprüchen nicht gerecht würde. Mussten Jodie und Flynn ihr eigentlich immer noch alles kaputtmachen?
„Nein. Er ist immer sehr fair. Aber er erwartet natürlich auch, dass man ihm gegenüber fair ist. Das ist nur okay, denke ich.“
Hannah nickte, fragte sich aber unwillkürlich, ob es für sie überhaupt so etwas wie Fairness auf der Welt gab. Warum mussten Jodie und Flynn ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt Port Douglas besuchen und eine Tour auf der „Duchess“ buchen? Wenn die beiden auch nur einen Funken Anstand besäßen, würden sie sich von ihr, Hannah, fernhalten!
Erstaunlicherweise schien genau das zu passieren. Vielleicht sorgte Antonio King dafür. Die beiden tauchten nicht einmal zum Mittagessen im Salon auf! Stattdessen kam Keith, der Bootsmaat, mit einer Bestellung über drei Portionen Barramunda und Salat zu Hannah. Sie bereitete den Fisch zu, Megan kümmerte sich um den Salat und den eisgekühlten Chardonnay.
„Was habe ich gesagt?“, bemerkte sie triumphierend, während sie Keith half, das Tablett zu beladen. „Die beiden fressen Antonio aus der Hand. Kein Problem.“
Abgesehen von der Tatsache, dass sie Antonio vermutlich Dinge erzählten, die sie, Hannah, lieber für sich behalten hätte. Aber das ließ sich leider nicht verhindern, und Hannah fühlte sich in vieler Hinsicht sehr verletzlich bei der Vorstellung, dass ihre Vergangenheit ausgerechnet vor Antonio King offengelegt werden würde.
Trotzdem riss sie sich zusammen, plauderte fröhlich mit den Passagieren, kochte auf Bestellung und servierte jedes Essen mit einem heiteren Lächeln. Als die hektische Mittagszeit ohne Klagen und Beschwerden überstanden war, atmete sie etwas auf. Wenigstens in dieser Hinsicht gab es keine Probleme.
Gegen drei Uhr nachmittags drehte die „Duchess“ bei und nahm wieder Kurs auf den Hafen. Die meisten Passagiere
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