JULIA FESTIVAL EXTRA Band 04
interessant gewesen, das Verhältnis der Lovetts untereinander zu beobachten. In dieser Ehe gab es keine Liebe mehr. Antonio zweifelte, ob zwischen den beiden je Liebe existiert hatte. Die Frau war ein männermordender Vamp und liebte es offenbar, andere Menschen zu manipulieren. Ihren Mann konnte sie damit sichtlich nicht beeindrucken. Er trug den intriganten Spielen seiner Frau gegenüber eine arrogant gelangweilte Haltung zur Schau.
Abgesehen von der Information, dass Hannah O’Neill Küchenchef an Bord der „Duchess“ sei, hatte Antonio Jodies Versuche, ihn über Hannah auszuhorchen, konsequent abgeblockt. Und Flynn Lovett hatte zum Leidwesen seiner Frau die Bemühungen, das Gespräch in andere Richtungen zu lenken, offen unterstützt. Dennoch war Antonio überzeugt, dass Flynn sein eigenes Spiel spielte, ein abwartendes Spiel, und im Zentrum dieses Spiels stand Hannah.
Die Frage lautete, warum? Und warum verspürte Hannah den Wunsch, vor den beiden davonzulaufen? Antonio konnte sich nur vorstellen, dass die Lovetts durch ihr Auftauchen alte Wunden aufgerissen hatten. Schlimme Wunden. Schlimm genug, dass Hannah nicht mehr daran erinnert werden wollte.
Er wollte den Schmetterling frei und unbeschwert an seiner Seite fliegen sehen.
„Wir werden direkt zum Eingang der Ladenpassage gehen, sodass wir nicht am Tisch der beiden vorbeikommen“, wies er Hannah an und fügte beiläufig hinzu: „Übrigens, für jemand, der keine Ausbildung als Koch genossen hat, haben Sie wirklich einen köstlichen Barramunda gezaubert.“
Hannah warf ihm einen besorgten Blick zu, und Antonio lächelte sie an. „Sie haben die Erwartungen erfüllt, nur das zählt. Und jetzt erwidern Sie mein Lächeln. Wir werden ganz zwanglos miteinander plaudern und die Lovetts nicht einmal zur Kenntnis nehmen.“
Sie lächelte erleichtert. „Wissen Sie, ich habe schon Berufserfahrung, Antonio. Allerdings eher als Lehrling.“
„Das ist oft die beste“, sagte er aufmunternd und hocherfreut, dass es ihn immer noch heiß durchzuckte, wenn sie seinen Namen aussprach. „Und was noch wichtiger ist, jeder aus der Crew mag Sie. Sie befinden sich unter Freunden, Hannah.“
„Die Crew ist aber auch wirklich sehr nett.“
„Natürlich. Ich habe sie ja persönlich ausgesucht.“
Ihre grünen Augen blitzten ironisch. „Bis auf mich.“
„Nun, Sie sind sicherlich das Überraschungspaket, aber ich habe nicht vor, Sie fallen zu lassen. Achtung, man beobachtet uns! Schenken Sie mir Ihr schönstes Lächeln.“
Sie gehorchte.
„Sie haben wirklich hinreißende Grübchen, Hannah O’Neill, und jetzt möchte ich Sie lachen hören.“
Sie schaffte auch das und wirkte nun tatsächlich heiter und unbeschwert.
Inzwischen hatte Jodie Lovett bemerkt, dass ihr Opfer nicht an der Terrasse vorbeikommen würde. Energisch rüttelte sie ihren Mann am Arm. Flynn stand auf und winkte, um Antonios und Hannahs Aufmerksamkeit zu erregen. „Hallo, Antonio, kommen Sie, und leisten Sie uns mit Hannah bei einem Drink Gesellschaft!“
Antonio spürte, wie Hannah unwillkürlich seine Hand drückte – für ihn ein beunruhigender Beweis, dass Flynn sie mehr aus der Fassung brachte als Jodie. Und zwar nicht in der Vergangenheit, sondern hier und jetzt. Und der Gedanke, dass irgendein anderer Mann eine derart heftige Wirkung auf Hannah haben könnte, brachte ihn, Antonio, auf die Palme.
Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, winkte er den Lovetts zu. „Auf uns wartet noch Arbeit. Amüsieren Sie sich gut!“
Doch so leicht gab Jodie sich nicht geschlagen. Sie sprang auf. „Dann kommen Sie doch später dazu!“
„Wir haben schon andere Pläne“, rief Antonio gelassen zurück.
In selben Moment betrat er mit Hannah die Ladenpassage, und die Lovetts hätten sich lächerlich gemacht, wenn sie die beiden noch weiter verfolgt hätten. Antonio registrierte schweigend, wie Hannah erleichtert aufatmete. Er hegte allerdings den Verdacht, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Sein Gespür sagte ihm, dass die Lovetts sich heute ihretwegen heftig entzweit hatten und überdies nicht der Typ Menschen waren, die es hinnahmen, dass man ihre Pläne durchkreuzte.
Jodie und Flynn Lovett waren es gewohnt zu gewinnen. Aber dies war ein Heimspiel für Antonio – und damit auch für Hannah. Und Antonio hatte ebenfalls nicht die Absicht zu verlieren. Hannah vertraute ihm. Nicht für einen Moment würde er ihre Hand loslassen, solange sich Flynn Lovett in der Stadt befand!
Hannah
Weitere Kostenlose Bücher