Julia Gold Band 0045
irren sich, es hat Sie niemand eingeschlossen“, sagte er.
„Ich versichere Ihnen, die Tür war zugesperrt.“
Amber trat einige Schritte zurück. Sie hatte das Gefühl, seine Finger immer noch auf ihrer Haut zu spüren.
„Kaum hatte ich das Zimmer betreten, machte Rashid die Tür hinter mir zu und schloss sie ab.“ Sie zögerte kurz und war sich allzu sehr bewusst, wie heftig ihr Herz pochte. „Glauben Sie mir, ich weiß sehr genau, wann eine Tür abgeschlossen ist und wann nicht.“
Er sah sie fest an. „Nein, das ist unmöglich, Sie müssen sich irren. Ich hatte Rashid angewiesen, Sie in Ihr Zimmer zu führen, damit Sie sich überzeugen konnten, dass alles da ist, was Sie brauchen. Es war keine Rede davon, Sie einzuschließen, so etwas liegt mir fern. Und Rashid tut nur das, was ich ihm auftrage.“
Dass Rashid nur auf Anordnung des Scheichs gehandelt hatte, war Amber natürlich klar. Am liebsten hätte sie es laut ausgesprochen und ihn damit indirekt beschuldigt zu lügen.
Doch ehe sie antworten konnte, fuhr er fort: „Ich habe eben noch auf dem Flur mit Rashid gesprochen. Er hat mir erklärt, er hätte sie allein lassen müssen, weil er sich dringend um eine andere Sache kümmern musste. Aber er hätte Ihnen versprochen, so schnell wie möglich zurückzukommen.“
Sie blickte ihn verächtlich an. Erwartete er wirklich, sie würde ihm glauben?
„Es tut mir leid, aber so war es nicht. Er ist ohne Erklärung verschwunden und hat die Tür abgeschlossen“, entgegnete sie.
„Vielleicht haben Sie nicht gehört, dass er etwas gesagt hat. Als ich eben ins Zimmer kam, war die Tür nicht abgeschlossen, es steckt noch nicht einmal ein Schlüssel darin.“ Er sah sie skeptisch an. „Vergewissern Sie sich doch selbst.“
Amber runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die geöffnete Tür. Er hatte recht, es war kein Schlüssel da.
Das bewies jedoch überhaupt nichts. Sie hatte einen Verdacht, den sie auch sogleich aussprach.
„Vielleicht haben Sie ihn ja abgezogen.“
Sekundenlang schwieg er.
„Ah ja. Das glauben Sie also.“ In seinen dunklen Augen blitzte es ärgerlich auf, und seine Stimme klang hart.
Bin ich etwa zu weit gegangen, ihm so etwas zu unterstellen? überlegte Amber und wurde plötzlich nervös. Immerhin war er der Scheich und daran gewöhnt, dass man ihn respektvoll behandelte und seine Worte nicht bezweifelte. In seinen Augen war sie wahrscheinlich eine völlig unwichtige Person, die eigentlich vor ihm auf die Knie sinken sollte.
„Ich weiß nur, dass die Tür wirklich verschlossen war“, lenkte sie ein.
„Das sagen Sie immer wieder.“ Seine Miene verriet Ungeduld.
Amber fürchtete sich plötzlich etwas vor ihm, er war viel zu mächtig und konnte sie fertigmachen, wenn er wollte.
Die ganze Zeit hatte er sich nicht von der Stelle gerührt, doch jetzt kam er langsam auf sie zu. Amber wich zurück. Sie hatte Angst, er würde sie wieder festhalten. Als sie sich vorstellte, seine Finger auf ihrer Haut zu spüren und sich seiner Macht und Stärke zu unterwerfen, überlief es sie heiß und kalt.
Er berührte sie jedoch nicht, und Amber war erleichtert. Stattdessen betrachtete er sie schweigend, bis er gleichgültig und beherrscht erklärte: „Wahrscheinlich haben Sie eine zu lebhafte Fantasie, das ist Ihr Problem und eigentlich kein Wunder, denn immerhin sind Sie die Tochter einer Romanschriftstellerin.“
Amber atmete insgeheim auf.
„Vielleicht haben Sie recht“, räumte sie ein, obwohl sie es selbst nicht glaubte. Aber sie wollte ihn versöhnlich stimmen und ihm vorsichtshalber nicht mehr widersprechen.
Sie wusste natürlich genau, dass sie ihrem Vater ähnlicher war als ihrer Mutter. Douglas Buchanan war Universitätsprofessor, für ihn zählten nur Tatsachen. Während Emily Buchanan, Ambers Mutter, die um jede kleinste Begebenheit eine Geschichte erfinden konnte, Ambers Kindheit mit zauberhaften Erzählungen bereichert hatte, war Ambers Vater sehr realitätsbezogen, eine Eigenschaft, die sie übernommen hatte.
Deshalb verschwendete Scheich Zoltan nur seine Zeit, wenn er sie überzeugen wollte, die Tür wäre nicht abgeschlossen gewesen. Amber war sich sicher, dass sie es sich nicht eingebildet hatte. Man hatte sie tatsächlich eingesperrt, wenn auch nur für kurze Zeit.
Es wäre jedoch unklug, darauf herumzureiten. Der Scheich würde sich nur noch mehr ärgern. Deshalb schwieg sie und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
„Sie haben sich bestimmt das
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