Julia Gold Band 0045
hüllten.
Der Fußboden war mit goldfarbenen und weißen Fliesen ausgelegt. Vor den hohen Fenstern mit den geschlossenen Läden hingen Vorhänge aus goldfarbenem und weißem Seidensatin, farblich auf die Fliesen abgestimmt. Der große Kleiderschrank war aus massivem Holz und mit Schnitzereien und Blattgold verziert und das Sofa mit weißem Samt überzogen. Überall standen übergroße Kristallvasen mit hellgelben Rosen, die einen herrlichen Duft verbreiteten.
„Das ist absolut unglaublich!“, rief Amber lachend aus und drehte sich zu Rashid um.
Doch das Lachen verging ihr sogleich, denn Rashid war nicht mehr da. Die Tür war geschlossen.
„Rashid!“ Sie eilte zur Tür – ihre plötzlichen Ahnungen hatten sie nicht getrogen, man hatte sie eingesperrt.
„Rashid! Kommen Sie sofort zurück!“ Entsetzt rüttelte sie an der Türklinke. Ich muss ruhig bleiben und darf die Nerven nicht verlieren, mahnte sie sich. Es war bestimmt ein Versehen, Rashid würde sicher gleich wieder auftauchen.
Aber daran glaubte sie selbst nicht.
„Rashid!“, rief sie wieder. „Du liebe Zeit, hört mich denn niemand? Ich will hier raus!“
Doch niemand reagierte. Das durfte doch nicht wahr sein! Panische Angst ergriff sie. Sie kam sich vor wie in einem Albtraum und schlug mit den Fäusten an die Tür.
„Lassen Sie mich raus!“ Frustriert lehnte sie sich mit dem Rücken an die Tür. Auf einmal fiel ihr Blick auf ihren Koffer, der in einer Ecke stand. Sie glaubte, den Verstand zu verlieren. Den Koffer hatte sie doch im Hotel zurückgelassen. Als sie den Raum durchquerte, sah sie auch ihre Reisetasche, die neben dem Koffer stand. Wie erstarrt blieb sie stehen, ihr wurde übel.
Was geht hier vor? fragte sie sich und öffnete den Kleiderschrank. Wie sie schon geahnt hatte, waren ihre Kleider, Blusen, Röcke und Hosen ordentlich aufgehängt. Und als sie die Schubladen aufzog, bot sich ihr dasselbe Bild: Ihre Unterwäsche lag sorgfältig zusammengefaltet darin. Amber hatte das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie lehnte sich an den Schrank. Sie brauchte sich keine Illusionen mehr zu machen, sie war die Gefangene des Scheichs.
Offenbar hatte er von Anfang an geplant, sie hier festzuhalten. Damit sie keinen Verdacht schöpfte, hatte er sie bereitwillig durch den Palast geführt und so getan, als wollte er ihr bei der Arbeit helfen. Und sie hatte sich täuschen lassen, statt auf ihre innere Stimme zu hören, die sie immer wieder leise gewarnt hatte. Er hatte sie in eine Falle gelockt, und sie hatte es zu spät gemerkt.
Sie kam sich vor wie ein Vogel im vergoldeten Käfig. Die Situation war so grotesk, dass sie fast schon lächerlich war. Amber war fest davon überzeugt gewesen, so etwas würde nur noch in den Romanen ihrer Mutter passieren – und jetzt erlebte sie es selbst.
„Innerhalb des Palastes steht Ihnen ausnahmslos alles zur Verfügung“, hatte der Scheich ihr erklärt.
Als was betrachtete er sie? Als sein persönliches Eigentum? Oder als einen Gegenstand, mit dem er tun und lassen konnte, was er wollte?
Plötzlich fielen ihr seine Worte wieder ein.
„Meine Lebensphilosophie lautet, dass Besitz und Reichtum nicht zu verachten sind, aber ich verehre sie nicht, sondern betrachte sie als nützlich. Außerdem kann ich mir damit Freude und Vergnügen verschaffen, wann immer ich will“, hatte er gesagt.
Sie hatte sich seltsam unbehaglich gefühlt, weil er sie so durchdringend angeschaut hatte, als wollte er sie auf der Stelle vergewaltigen. Doch nie hätte sie vermutet, dass sie tatsächlich Grund haben würde, so etwas zu befürchten.
Sekundenlang schloss sie die Augen und atmete tief ein und aus. Sie wollte nicht darüber nachdenken, es war viel zu schrecklich. Doch die Gedanken ließen sich nicht verdrängen. Hatte man sie in den Palast gelockt, damit sie die Geliebte des Scheichs wurde, oder noch schlimmer, eine seiner Geliebten?
Bilder schossen ihr durch den Kopf, wie man sie zu einer in den Fußboden eingelassenen Badewanne aus Marmor führte und sie ins warme, herrlich duftende Wasser sinken ließ. Man massierte ihren Körper, hob sie wieder aus dem Wasser und hüllte sie in weiche Frottiertücher. Und nachdem man sie mit den exklusivsten Parfüms und köstlichen Duftölen eingerieben hatte, zog man ihr ein durchsichtiges weißes Spitzennachthemd über und geleitete sie ins Schlafzimmer des Scheichs. So oder so ähnlich lief es doch ab, oder?
Sie wollte sich die
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