Julia Gold Band 0045
Zoltan so respektvoll behandelt. Oder der Scheich war doch nicht so gefühllos, wie sie dachte.
Nachdem der Mann sich verabschiedet hatte, schloss der Scheich sich Amber und Rashid wieder an.
„Ich führe sie rasch umher“, sagte er, und sie folgte ihm lächelnd. Das war der Ton, den sie von ihm bereits gewöhnt war.
Die Bücherei war wirklich großartig. Alle Bände waren im Computer erfasst, und in kleinen, abgeschirmten Nischen saßen Studenten und wälzten dicke Bücher. Amber gefiel, was sie sah. Sie würde bestimmt gern hier arbeiten.
„Und jetzt zeige ich Ihnen das Archiv. Kommen Sie mit“, forderte der Scheich sie auf und brachte sie in einen Raum mit holzverkleideten Wänden, der zwischen der Bibliothek und dem Privatbüro des Scheichs lag.
„Hier finden Sie alles über die geschichtliche Entwicklung des Scheichtums.“ Er wies auf die Mahagonischränke mit den vielen Schubladen, die mit goldfarbenen arabischen Buchstaben beschriftet waren. „In diesem Schrank hier befinden sich zum Beispiel die Dokumente, die bis ins vergangene Jahrhundert zurückreichen. Und dort drüben finden Sie Wirtschaftsberichte, Untersuchungen und Statistiken über die Sozialstruktur. Alle Unterlagen sind sowohl in arabischer als auch in englischer Sprache abgefasst, wie ich schon erwähnte.“
Er drehte sich zu ihr um. „Ich glaube, hier werden Sie alle gewünschten Informationen finden.“ Er schaute auf die Uhr. „Ich muss Sie jetzt allein lassen. Wir sehen uns später. Bis dahin kümmert Rashid sich um Sie. Sagen Sie ihm, was Sie wissen wollen. Er zeigt Ihnen auch, wie man den Computer bedient.“
„Wunderbar!“
Amber war ganz aufgeregt. Das Archiv kam ihr wie eine Goldgrube vor.
„Ich würde gern die geschichtlichen Unterlagen durchsehen.“ Sie blickte ihn und Rashid erwartungsvoll an, der bereits den Computer eingeschaltet hatte.
Scheich Zoltan lächelte über ihre Begeisterung. „Sie können herausnehmen, was Sie wollen. Das ganze Archiv steht Ihnen zur Verfügung. Aber ich muss jetzt wirklich weg.“ Er wollte gehen, doch dann schien ihm noch etwas einzufallen. „Haben Sie sich schon entschieden, ob Sie im Palast wohnen wollen?“
Sekundenlang zögerte Amber, dann antwortete sie: „Ja, ich denke, es wird mir gefallen.“
Wahrscheinlich war meine Angst unbegründet, der Scheich will mir nur helfen, überlegte sie. Er hatte recht, es wäre Zeitverschwendung, jeden Tag zwischen dem Palast und dem Hotel hin- und herzufahren. Sie konnte ihre Zeit sinnvoller verbringen.
„Gut so.“ Seine Stimme klang unbeteiligt.
Nachdem er sich kurz mit Rashid auf Arabisch unterhalten hatte, verließ er den Raum.
Eine ganze Stunde verbrachte Amber damit, sich mit Rashids Hilfe einen Überblick über die Dokumentensammlung zu verschaffen. Als Rashid schließlich den Computer ausschaltete, schwirrte ihr der Kopf.
Sie hatte richtig vermutet, das Archiv war eine Goldgrube. Ihre Mutter würde sprachlos vor Freude sein über die wertvollen Informationen.
Auf dem Rückweg zur Bücherei sagte Rashid plötzlich: „Seine Hoheit hat mir aufgetragen, Ihnen Ihr Zimmer zu zeigen. Wenn Sie etwas zu beanstanden haben, sagen Sie es mir bitte. Ich sorge dann dafür, dass es geändert wird.“
Amber lächelte ihn an. „Das Zimmer ist bestimmt wundervoll. Sie brauchen sich wirklich nicht so viel Mühe zu machen.“
„Oh, es macht mir keine Mühe. Seine Hoheit wünscht es so. Kommen Sie bitte mit, es dauert nicht lange.“
„In Ordnung.“
Sie zuckte die Schultern und ließ sich ins Erdgeschoss und über ihr endlos erscheinende Flure führen. Es kann ja nicht schaden, mir das Zimmer anzusehen, dachte sie und wurde neugierig.
Sie folgte Rashid durch Bogengänge, über noch mehr Flure, vorbei an halb geöffneten Türen, durch die sie einen Blick in herrlich ausgestattete Räume warf. Sie hatte das Gefühl, sich in einer ihr unbekannten, faszinierenden Welt zu befinden, und konnte es kaum erwarten, sie zu erforschen. Sie konnte ihr Glück immer noch nicht fassen.
Schließlich blieb Rashid vor einer der Türen stehen und öffnete sie.
„Bitte“, sagte er, trat höflich zur Seite und verbeugte sich leicht.
Amber ging an ihm vorbei in das prächtigste Schlafzimmer, das sie je gesehen hatte. Mitten darin stand ein unglaublich breites Himmelbett. Behangen mit weißem Tüll, der in üppigen Falten bis auf den Boden fiel, schien es in dem weichen Licht zu schweben, in das die beiden eingeschalteten Tischlampen das Zimmer
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