Julia Gold Band 0045
verzichten als auf meine persönliche Freiheit.“
Er schaute sie schweigend an.
Offenbar habe ich ihn an einer empfindlichen Stelle getroffen, überlegte sie zufrieden.
„Vermutlich können sich alle Ihre Frauen von oben bis unten mit Schmuck behängen. Wenn man Sie und Ihre Launen ertragen muss, braucht man bestimmt sehr viel Schmuck als eine Art Entschädigung“, fuhr sie fort.
Plötzlich lächelte er. „Sie könnten sogar recht haben – wenn ich überhaupt eine Frau hätte.“
„Sind Sie etwa nicht verheiratet?“
„Nur mit meiner Arbeit.“
Amber sah ihn skeptisch an. Sollte sie es ihm glauben? Doch ehe sie etwas erwidern konnte, drehte er sich um und durchquerte den Innenhof.
„Mir ist gerade eingefallen, dass ich noch viel zu tun habe. Sie wollen wahrscheinlich auch arbeiten“, erklärte er über die Schulter. An der Terrassentür blieb er kurz stehen. „Ich werde Rashid bitten, Ihnen sogleich ein Faxgerät zur Verfügung zu stellen“, sagte er und verschwand.
Nachdenklich schaute sie hinter ihm her. Ist er wirklich nicht verheiratet? überlegte sie. Aber weshalb interessierte sie sich überhaupt dafür? Ungeduldig verdrängte sie die Gedanken an Scheich Zoltan. Er war ein Chauvinist und schrecklich gefühllos, am besten würde sie sich von ihm fernhalten.
Außerdem hatte er sie sicher belogen. Man konnte ihm sowieso nichts glauben, auch nicht die Behauptung, die Türen seien unverschlossen. Jetzt erinnerte sie sich wieder an das seltsame Klicken, das sie gehört hatte. Sie musste sich unbedingt vergewissern.
Als sie die Klinke der Holztür hinunterdrückte, geschah zunächst gar nichts. Doch als Amber mit aller Kraft gegen die Tür stieß, sprang sie so unvermittelt auf, dass Amber in den angrenzenden Garten stolperte und beinah mit der Frau zusammengestoßen wäre, die offenbar an der anderen Seite der Tür gelehnt hatte.
Die Frau trug ein schwarzes Gewand, und ihr Haar und ihr Gesicht waren mit einem durchsichtigen schwarzen Chiffonschleier verhüllt.
Zum ersten Mal, seit sie im Palast war, begegnete Amber einer Frau. Sie lächelte und wollte die Fremde begrüßen und sich vorstellen. Doch diese stieß einen kleinen Schrei aus, drehte sich um und eilte davon.
„Warten Sie! Es ist doch alles in Ordnung! Kommen Sie bitte zurück!“, rief Amber hinter ihr her. Aber die Frau blieb verschwunden.
7. KAPITEL
Amber gestand sich ein, dass sie trotz ihrer anfänglichen Bedenken gern im Freien arbeitete. Im Innenhof vor ihrem Zimmer war es sehr ruhig, und der Scheich hatte recht, zu dieser Jahreszeit war es draußen sehr angenehm.
Im Sommer würden die Temperaturen auf über fünfunddreißig Grad steigen, und dann hielt man sich am besten nur noch in klimatisierten Räumen auf. Doch momentan waren es höchstens fünfundzwanzig Grad.
Sie vertiefte sich in die Unterlagen und verbrachte den Vormittag damit, sich mit der Geschichte von Ras al-Houht vertraut zu machen. Besonders interessant fand sie, dass vor der Entdeckung der Erdölquellen vor ungefähr dreißig Jahren die Perlenfischerei die Haupteinnahmequelle gewesen war.
Kurz nach eins servierte Tariq ihr den Lunch, einen köstlichen Hühnersalat und Mangosorbet. Amber legte auch während des Essens die Unterlagen nicht aus der Hand, so sehr war sie von dem gefesselt, was sie las. Ras al-Houht war trotz des unsympathischen Herrschers ein faszinierendes Land.
Als sie den in Leder eingebundenen Band beiseitelegte und sich den Rest des Mangosorbets auf der Zunge zergehen ließ, hatte sie plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie schaute zur Tür, vielleicht war Tariq zurückgekommen, um das Tablett wieder abzuholen. Aber weit und breit war niemand zu sehen.
Sie ließ den Blick umherschweifen und entdeckte das Fenster mit den halb geschlossenen Läden über der Terrassentür, das ihr bisher noch nicht aufgefallen war. Sie betrachtete es aufmerksam und war sich beinah sicher, dass dort jemand gestanden und sich rasch zurückgezogen hatte. Instinktiv spürte sie, dass es die Frau war, die sie vorhin hinter der Tür überrascht hatte, die vom Innenhof in den Palastgarten führte.
Seltsam, wer mag sie nur sein? überlegte Amber. Warum beobachtete die Frau sie? Amber wurde neugierig und sah sich das Fenster genauer an. Aber dort war niemand mehr.
Sie lehnte sich im Sessel zurück, seufzte und streckte die Beine aus. Ich habe zu lange gelesen und brauche unbedingt eine Pause, sagte sie sich und schob die Unterlagen zur Seite. Und auf
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