Julia Gold Band 0045
denn als er sie angeschaut hatte, hatte sie sogleich wieder das verräterische Kribbeln im Bauch verspürt. Sie vertraute ihm genauso wenig wie sich selbst. Auf den einen Kuss könnte vielleicht ein zweiter folgen, später ein dritter – und dann? Nein, ich muss mich in Sicherheit bringen und mich weit weg von ihm aufhalten, nahm sie sich vor.
Während sie die Wagentür öffnete, warnte er sie: „Draußen könnte es für Sie zu heiß sein, Sie bleiben besser im Auto. Zumindest sollten Sie eine Kopfbedeckung tragen.“
Amber ärgerte sich über seine Bemerkung und hörte nicht auf ihn, obwohl es im Freien tatsächlich wärmer war, als sie erwartet hatte, wie sie sogleich feststellte.
Dennoch fühlte sie sich draußen wohler als im Wagen neben dem Scheich.
„Keine Sorge“, erwiderte sie. „Ein bisschen Sonne schadet mir bestimmt nicht.“
Wenige Meter neben dem Auto blieb sie stehen und bewunderte die endlose Weite um sie her.
Es war wirklich eine außergewöhnlich faszinierende Landschaft. Die tiefe Stille, das klare Licht, die Sanddünen in weichen Erdfarben, die sich gegen den tiefblauen, teilweise violett gefärbten Himmel abhoben, das alles war so gewaltig und großartig, dass Amber tief einatmete und sich vorkam wie in einer anderen Welt.
„Kaffee“, rief der Scheich auf einmal.
Sie drehte sich um und sah, dass er auf dem Beifahrersitz saß und ihr einen Plastikbecher reichte.
„Danke!“ Ohne ihm in die Augen zu schauen, nahm sie den Becher entgegen. Dann trank sie den starken arabischen Kaffee, der traditionell mit Kardamom zubereitet wurde. Sie hatte sich schnell an den feinen Geschmack dieses Gewürzes gewöhnt.
Der Scheich bot ihr Datteln, Brötchen und Gebäck an. Plötzlich überlegte sie, warum es ihr ganz normal vorkam, dass er sie so liebevoll umsorgte, obwohl es eigentlich ziemlich ungewöhnlich war.
Und jetzt fiel ihr die Sache mit der Quitte wieder ein, und ihr wurde klar, warum sie es wie selbstverständlich hinnahm, dass er sie bediente. Es war jedoch ein Fehler, sich an diese Episode zu erinnern, die nicht frei von Erotik gewesen war, denn sogleich überlief es Amber heiß und kalt. Und die erregenden Gefühle, die sie verspürte, ließen sie sogleich wieder an den leidenschaftlichen Kuss denken, der so herrlich erregend gewesen war.
Unvermittelt betrachtete sie wieder die großartige Landschaft. Und während sie etwas von dem Gebäck aß, versuchte sie, die beunruhigenden Gedanken zu verdrängen und sich auf ein neutraleres Thema zu konzentrieren.
„Warum wollten Sie eigentlich unbedingt so früh losfahren? Ich meine, es kann Ihnen doch egal sein, ob es heiß ist oder nicht, Sie haben ja eine Klimaanlage im Wagen, oder?“, fragte sie.
Er hatte die Klimaanlage nicht ausgeschaltet, und Amber spürte, wie ihr die Luft, die aus dem Auto strömte, den Rücken kühlte.
„Es macht für Sie bestimmt keinen Unterschied, ob Sie frühmorgens oder in der Mittagshitze fahren – oder irre ich mich?“, fügte sie hinzu.
„Man kann natürlich auch mittags fahren, aber eigentlich nur, wenn man völliges Vertrauen hat“, antwortete er.
Sie runzelte die Stirn und sah ihn fragend an. „Das verstehe ich nicht. Vertrauen in wen oder was?“
„In das Fahrzeug. Man muss sich darauf verlassen, dass nichts passiert.“
„Was zum Beispiel?“
„Die Klimaanlage könnte ausfallen. Oder man könnte eine Panne haben.“ Seine Miene wurde ernst. „Können Sie sich vorstellen, welche Überlebenschance man hätte, wenn man in der Mittagshitze hier stecken bleiben würde?“
Daran hatte Amber nicht gedacht. „Keine sehr große, nehme ich an. Man würde wahrscheinlich schnell verdursten, es sei denn, man hätte genug Wasser dabei.“
„Im Sommer kann man ohne Wasser höchstens zwei Tage überleben. Auch jetzt schon würde man es nicht viel länger aushalten.“
Als er ihre besorgte Miene bemerkte, erklärte er lächelnd: „Keine Sorge, ich habe immer genug Wasserkanister im Kofferraum.“
Das ist wirklich beruhigend, ging es Amber durch den Kopf, während sie den Blick über die in der Hitze flimmernde Wüste bis zum fernen Horizont schweifen ließ.
„Und ich habe gerade noch gedacht, wie unglaublich schön es hier ist“, sagte sie.
„Es ist auch schön, aber man kann dieser wundervollen Landschaft nicht trauen – genauso wenig wie einer schönen Frau“, erwiderte er etwas provozierend und war gespannt auf ihre Reaktion, die auch nicht lange auf sich warten ließ.
Amber
Weitere Kostenlose Bücher